Jeremy Dudziak hält sich am Tornetz fest.
Profis | 9. Januar 2024, 17:22 Uhr

Auf dem Weg zurück

Als der Mannschaftsbus am Sonntag auf die Zielgerade einbog, um unsere Spreeathener an ihrem Domizil in der Region Murcia abzuliefern, beschlich Jeremy Dudziak schnell eine gewisse Ahnung. „In der Auffahrt kam mir alles irgendwie bekannt vor. Ich war mir direkt sicher, dass ich in diesem Hotel schon einmal gewesen bin“, verrät der 28-Jährige. Und tatsächlich – im Winter 2015 residierte der Allrounder mit Borussia Dortmund an der spanischen Südostküste. Nun verschlug es den gebürtigen Hamburger also mit unserem Hauptstadtclub hierhin. „Die Bedingungen und das Wetter sind top“, resümiert unsere Nummer 19, der eine andere Rückkehr aber noch mehr Freude bereitet: Nach langer Verletzungspause mischt der Herthaner nämlich endlich wieder im Training an der Seite seiner Kollegen mit.

Seit dem Duell mit Ex-Club FC St. Pauli Ende September bestritt Dudziak aufgrund einer Fußblessur kein Pflichtspiel mehr für unsere Alte Dame, seine Übungseinheiten absolvierte er demzufolge auch individuell. „Es war mehr als eine einfache Prellung, hinter mir liegt eine sehr lange Leidenszeit. Die Verletzung musste erst einmal heilen, bevor ich mit der Belastung beginnen konnte. Im Anschluss folgte der Wiederaufbau“, erzählt der tunesische Auswahlspieler. Inzwischen kommt der Blau-Weiße seinem Comeback näher. „Einfach wieder auf dem Platz stehen, mit den Jungs kicken und ein Teil der Mannschaft sein – das fühlt sich sehr gut an“, sagt der Linksfuß, der erst im vergangenen Sommer zu unserem Hauptstadtclub gewechselt war und sich auf Anhieb einen Stammplatz ergattert hatte.

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Jedes Spiel war schmerzhaft. Ich hätte natürlich viel lieber auf dem Platz gestanden. Auch, weil ich beim Zuschauen nervöser bin als beim Spielen.
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-Jeremy Dudziak

Jeremy Dudziak führt den Ball.
Bis zu seiner Verletzung zählte Jeremy Dudziak zum Stammpersonal bei unserer Alten Dame.

Schnell eingelebt in Team und Stadt

Zuvor lief Dudziak für Hatayspor auf. Aufgrund eines schlimmen Erdbebens in der Türkei zu Beginn des vergangenen Jahres zog sich der Erstligist im Laufe der zweiten Saisonhälfte jedoch vorübergehend aus dem Wettbewerb zurück. „Ich habe mich zu Beginn gefragt, wie es wohl sein wird, wieder mit anderen zu trainieren und Zweikämpfe zu bestreiten. Aber ich glaube, dass ich mich ziemlich schnell ziemlich gut eingelebt habe – die Jungs haben es mir auch einfach gemacht“, blickt der 1,76-Meter-Mann, der sowohl links hinten als auch im zentralen Mittelfeld zum Zuge kommen kann, auf seine Anfänge mit der Fahne auf der Brust zurück. Seine neue Heimat hat Dudziak seitdem ebenfalls lieben gelernt. „Wenn ich früher mal in Berlin war, dann höchstens ein paar Tage – da fand ich alles immer viel zu groß. Aber mittlerweile muss ich sagen, dass die Stadt zum Leben echt toll ist.“

Ganz besondere Anziehungskraft übt auf den Herthaner natürlich das Olympiastadion aus. Allerdings musste sich der frühere deutsche U-Nationalspieler zuletzt in unserem Wohnzimmer zu oft mit der Zuschauerrolle begnügen. Als moralische Unterstützung war er dennoch immer anwesend, gibt ohne Umschweife jedoch zu: „Jedes Spiel war schmerzhaft. Ich hätte natürlich viel lieber auf dem Platz gestanden. Auch, weil ich beim Zuschauen nervöser bin als beim Spielen.“ Allen voran betrifft das das Achtelfinale im DFB-Pokal gegen den Hamburger SV, ebenfalls ein ehemaliger Club des 28-Jährigen.

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Dabei stellen sich die Herausforderungen, immer dranzubleiben, nicht die Geduld zu verlieren und sich selbst zu pushen. Das ist nicht zu unterschätzen.
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-Jeremy Dudziak

Einsätze bei den Tests? „Müssen wir noch besprechen“

Stattdessen standen im Herbst immer wieder Behandlungen und Einzeltraining auf Dudziaks Programm. „Das ist schon ein bisschen langweilig“, erklärt der Rekonvaleszent schmunzelnd. „Dabei stellen sich die Herausforderungen, immer dranzubleiben, nicht die Geduld zu verlieren und sich selbst zu pushen. Das ist nicht zu unterschätzen“, unterstreicht unsere Nummer 19, für die es nun darauf ankommt, Spielpraxis zu sammeln. Ob Einsätze bei den Tests gegen den KV Mechelen (10.01.24, 15:00 Uhr) sowie gegen den Rangers FC (13.01.24, 16:00 Uhr) bereits im Bereich des Möglichen liegen, bleibt abzuwarten. „Das müssen wir noch genau besprechen“, betont der Linksfuß, der hinzufügt: „Sollte ich ein paar Minuten bekommen, dann könnte auch Düsseldorf ein Thema werden.“ Die Fortuna empfängt unsere Alte Dame am 21. Januar (So., 13:30 Uhr, Tickets hier) zum Rückrundenauftakt.

Zuvor gilt es aber, die verbleibende Zeit in Spanien bestmöglich zu nutzen – nicht nur auf dem Platz. „Wir kommen sehr eng zusammen, verbringen noch mehr Zeit miteinander als sonst und reden auch über Dinge neben dem Fußball“, berichtet die Allzweckwaffe. Gemeinsam schwören sich unsere Jungs im Trainingslager auf die kommenden Aufgaben ein.  „Für uns als Mannschaft wird es wichtig sein, konstant zu bleiben und den einen oder anderen Sieg mehr zu holen“, erklärt der vielseitig einsetzbare Akteur. „Ich persönlich möchte in allererster Linie gesund bleiben. Außerdem freue ich mich darauf, einfach wieder in vollen Stadien Fußball zu spielen“, skizziert Dudziak, der sich auf seinem ganz eigenen Weg zurück befindet.

von Erik Schmidt