
Kiek ma, wer da kommt: Kiel
Nach 36 Jahren feierte die Kieler Sportvereinigung Holstein von 1900 im Sommer 2017 die Rückkehr in die 2. Bundesliga. Zwischenzeitlich war der Traditionsverein, der 1930 Gegner unserer Herthaner im Finale um die deutsche Meisterschaft war, bis in die Viertklassigkeit abgerutscht. Mit akribischer Arbeit schafften die Blau-Weiß-Roten das Comeback und bissen sich im Unterhaus fest. Und mehr als nur das: 2018 und 2021 klopfte Kiel in der Relegation bereits an der Tür zur Bundesliga an, scheiterte jedoch am VfL Wolfsburg und dem 1. FC Köln. Aktuell lebt in der Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins erneut der Traum von der Beletage. Diesen möchte die auf einem Aufstiegsplatz liegende KSV nun mit weiteren Zählern füttern. „Es war eine gute Woche, der Trainingsplatz war sehr voll. Wir fahren zuversichtlich nach Berlin“, sagte Marcel Rapp vorm Kräftemessen am Freitag (01.03.24, 18:30 Uhr, Tickets hier). Der Übungsleiter betonte die Vorfreude auf die Kulisse und die Aufgabe in Spreeathen. „Wir spielen an einem Freitagabend, vor vielen Zuschauern aus Kiel, die uns vor Ort unterstützen werden. Da brauchen wir keine extra Motivation mehr, das ist ein besonderes Spiel und wir haben Lust darauf“, so der Fußballlehrer, dessen Schützlinge herthabsc.com in der Gegnervorschau noch einmal unter die Lupe nimmt.
Die sportliche Situation: 42 Zähler nach 23 Spieltagen bedeuten für die KSV Platz 2 im Tableau. Zuletzt mussten sich die Norddeutschen beim 3:4 im Spitzenspiel Tabellenführer St. Pauli beugen, boten den Kiezkickern trotz 0:3-Pausenrückstandes aber einen großen Kampf. „Wir sind wieder aufgestanden und haben eine richtig gute zweite Halbzeit gespielt. Darauf können wir aufbauen. Die zweite Hälfte hat gezeigt, dass wir Teamgeist und Moral haben“, konstatierte Finn Porath, der das erste Kieler Tor vorbereitet hatte. Nun wollen die Störche, die im DFB-Pokal in der 2. Runde ausgeschieden sind, an der Spree wieder Zählbares einfahren und ihren Aufstiegsplatz behaupten.
Die Kieler im Fokus: Dabei kann auch Philipp Sander wieder eingreifen. Der Kapitän hatte nach einem entzündeten Hämatom am Unterschenkel und damit verbundener OP in der Berliner Charité fast die komplette Wintervorbereitung verpasst. „Natürlich freue ich mich, wieder auf dem Platz zu stehen und der Mannschaft helfen zu können“, hatte der Mittelfeldspieler nach dem Comeback gegen den FCSP zu Protokoll gegeben. Bester Torschütze des deutschen Meisters von 1912 ist ein gebürtiger Berliner. Steven Skrzybski durchlief die Jugendteams des 1. FC Union, ehe er über Köpenick, Schalke 04 und Fortuna Düsseldorf den Weg an die Förde fand. Der Stürmer pausierte während der Woche wegen Rückenproblemen, stand seinem Trainer aber bereits am Donnerstag wieder beim Training zur Verfügung.

Das Hinrundenduell: Verlief denkbar eng und dramatisch! Nach einer 2:0-Pausenführung durch Tore von Smail Prevljak und Andreas Bouchalakis schien unsere Alte Dame alles im Griff zu haben, ehe die Gastgeber innerhalb von drei Minuten ausglichen. Haris Tabaković verpasste nach 88 Zeigerumdrehungen den Siegtreffer per Strafstoß, doch das letzte Wort war noch nicht gesprochen. Einen weiteren Elfmeter in der Nachspielzeit versenkte Fabian Reese bei der Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte zum 3:2-Endstand. „Hätte man ein Drehbuch zu Gunsten von Hertha und mir schreiben wollen, wäre dieser dramatische Ausgang ganz passend gewesen. Wir hatten schon häufiger solche Situationen in dieser Saison, wo sich die anderen Mannschaften freuen konnten. Diesmal war das Glück auf unserer Seite. Ich werde diesen Tag so schnell nicht vergessen“, sagte unsere Nummer 11 damals.
Die Meinung über unsere Elf: Jene Begegnung ist auch den Gästen im Gedächtnis geblieben. „Ich erinnere mich noch gut an das Spiel. Hertha ist ein guter Gegner mit individuell starken Spielern“, sagt Angreifer Shūto Machino. Der Japaner blickt diesmal besonders gespannt auf den Rahmen der Partie im Olympiastadion. „Ich freue mich darauf, vor so vielen Leuten zu spielen. Das ist für mich jedes Mal aufs Neue motivierend!“ Sein Chef betonte insbesondere das Potenzial unserer jungen Truppe. „Da kommt eine Mannschaft mit großen Namen, viel Klasse und Talent auf uns zu. Gerade wenn man sich im Jugendfußball auskennt, weiß man, welche Qualität da auf dem Feld steht und was dort entstehen kann“, so Coach Rapp. „Darauf sind wir eingestellt und müssen gute Antworten haben! Mit der Art, wie wir Fußball spielen, können wir auch den Berlinern Probleme bereiten“, unterstreicht der 44-Jährige das Vertrauen in seine Mannschaft.