
Kiek ma, wo dit hinjeht: Braunschweig
Am vergangenen Wochenende feierte Daniel Scherning sein erstes kleines Jubiläum in Blau und Gelb. Der 40-Jährige hatte beim Auswärtsduell mit dem FC St. Pauli zum zehnten Mal in einem Punktspiel von Eintracht Braunschweig als Chefcoach auf der Bank gesessen. Trotz der Pleite am Millerntor verläuft die Formkurve der Niedersachsen seit der Installierung des Übungsleiters im vergangenen Herbst kontinuierlich nach oben. In der Scherning-Tabelle, die mit dem 13. Spieltag beginnt, belegen die Löwenstädter den dritten Rang – sechs Siegen stehen vier Niederlagen gegenüber. Mit Blick auf das jüngste 0:1 auf dem Kiez verdeutlichte der Fußballlehrer die während seiner Amtszeit gestiegenen Ansprüche beim BTSV: „Noch im November hätten wir uns wahrscheinlich alle über so eine Leistung beim Spitzenreiter gefreut. Aber wir sind jetzt viel weiter als damals“, so der gebürtige Paderborner, dessen Vertrag in dieser Woche bis Sommer 2025 verlängert wurde. „Wir waren von Anfang an überzeugt davon, dass Daniel für uns genau der richtige Trainer ist. Diese Einschätzung hat er gemeinsam mit seinem Trainerteam komplett bestätigt“, begründet Benjamin Kessel, Sportdirektor des Aufsteigers von 2022. Vor dem Kräftemessen am Samstag (24.02.24, 13:00 Uhr) mit unserem Hauptstadtclub beleuchtet herthabsc.com die Gastgeber genauer.
Die sportliche Situation: Der zurückliegende Auftritt veranschaulichte Stärken und Schwächen des 1895 gegründeten Vereins ziemlich deutlich. Zunächst verteidigte das Bundesliga-Gründungsmitglied so kompakt wie konsequent und setzte durch schnelles Umschaltspiel immer wieder offensive Nadelstiche. Ab der 67. Minute taten sich die Niedersachsen in Überzahl und dem daraus resultierenden Gewinn an Ballbesitz hingegen wesentlich schwerer. „Wir haben es inhaltlich dann nicht so gemacht, wie wir uns das vorstellen“, betont der Mann an der Seitenlinie, dessen Team es nach Rostock durchschnittlich auf die wenigsten Spielanteile pro Partie (43,1 Prozent Ballbesitz) bringt. Damit erwartet unsere Jungs der komplette Kontrast zum vergangenen Kontrahenten aus Magdeburg (60,7 Prozent Ballbesitz), der dieses Ranking anführt. Nichtsdestotrotz präsentierte sich der deutsche Meister von 1967 zuletzt vor allem zu Hause äußerst stabil: Im Eintracht-Stadion surfen die Blau-Gelben auf einer aus drei Dreiern am Stück bestehenden Erfolgswelle, zudem setzte es im laufenden Kalenderjahr auf eigenem Platz noch keinen Gegentreffer. Im Tableau kletterte das zu Beginn von Schernings Wirken auf dem letzten Platz gestartete Braunschweig dank 23 Zähler aus 22 Begegnungen inzwischen auf den 15. Rang, das Polster auf den Relegationsplatz beträgt allerdings nur einen Punkt.
Die Braunschweiger im Fokus: Das Team aus der Löwenstadt kommt vor allem über das Kollektiv. „Es ist einfach eine tolle Mannschaft mit viel Herz und Leidenschaft. Mir ist vor den nächsten Wochen überhaupt nicht bange. Wir werden Punkte holen“, lobt und frohlockt Scherning, aus dessen Kader in Ermin Bičakčić aber ein Führungsspieler hervorsticht. Der 34-Jährige, der bereits von Januar 2012 bis Juni 2014 für den Traditonsverein auflief und erst im vergangenen Oktober nach Niedersachsen zurückgekehrt war, trug bei St. Pauli in Abwesenheit von Robin Krauße (Gelbsperre) und Jannis Nikolaou (Bank) sogar die Binde am Arm. „Dass wir uns nach so einem unglücklichen Ergebnis über uns selbst aufregen, zeigt schon auch unsere Entwicklung“, unterstreicht der Innenverteidiger, der es bereits auf drei Saisontore bringt und damit im internen Ranking hinter Fabio Kaufmann (fünf Treffer) auf Position zwei liegt. Neben dem Bosnier, der 147 Mal für Eintracht, den VfB Stuttgart sowie die TSG Hoffenheim im deutschen Oberhaus auf dem Feld stand, verfügt beispielsweise auch Anderson Lucoqui über Bundesliga-Erfahrung. Der ehemalige Bielefelder und Mainzer wechselte erst Ende Januar von unserer Alten Dame zu Braunschweig. Außerdem trifft Linus Gechter auf alte Bekannte: Unser Eigengewächs trug vergangene Spielzeit leihweise das blau-gelbe Trikot.

Das Hinrundenduell: Beim 3:0-Heimsieg Mitte September feierten gleich zwei Blau-Weiße eine Premiere – zum einen gab Robert Kwasigroch sein Profidebüt zwischen den Pfosten, zum anderen erzielte Haris Tabaković erstmals einen Dreierpack mit der Fahne auf der Brust. Der Angreifer, dem der VAR nach einer knappen halben Stunde noch einen Treffer verwehrt hatte, schlug kurz vor (38., 45.+2) sowie nach der Pause (71.) zu und sorgte für einen souveränen Erfolg unserer Spreeathener. „Ich bin froh, dass wir unseren Plan auf dem Feld durchgezogen und gewonnen haben. Natürlich bin ich auch dankbar, dass es für mich gerade so gut läuft. Für die Tore hat mich der Club geholt“, erklärte der blau-weiße Knipser. Unser junger Schlussmann sagte zudem: „Vor dem Spiel war ich sehr aufgeregt. Aber die Mannschaft hat von Anfang zu mir gehalten und mir Mut zugesprochen. Ein Heimsieg und dann auch noch zu Null – besser hätte es nicht laufen können.“ Ähnlich erfolgreich darf es gerne auch beim Wiedersehen laufen.
Die Meinung über unsere Elf: Scherning verhehlt seine Motivation nicht: „Ich freue mich tierisch auf das Spiel und habe immer wieder betont, dass wir zu Hause gegen jeden Gegner gewinnen und das auch auf dem Feld darstellen wollen“, verrät der Übungsleiter. „Die Berliner haben sich stabilisiert und sind in sehr guter Form. Sie sind eine Umschaltmannschaft wie wir. Wir stellen uns darauf ein und müssen im Gegenpressing sowie in der Restverteidigung aufmerksam sein“, skizziert der Fußballlehrer die eigene Herangehensweise.