Hauke Wahl spendet Applaus.
Profis | 8. März 2024, 15:00 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: St. Pauli

In der 2. Bundesliga gibt es kaum eine Paarung, bei der sich keine ehemaligen Teamkollegen über den Weg laufen. Auch das Auswärtsspiel unseres Hauptstadtclubs beim FC St. Pauli am Sonntag (10.03.24, 13:30 Uhr) hält das eine oder andere Wiedersehen bereit. So treffen in Fabian Reese und Sascha Burchert zwei gute Freunde aufeinander. Unsere Nummer 11 und der 34-jährige Keeper, der nicht nur in Berlin zur Welt kam, sondern sich bei Hertha BSC auch das Fußball-ABC aneignete, lernten sich 2018/19 bei der SpVgg Greuther Fürth kennen. „Ich durfte in einer Phase, in der ich noch deutlich jünger war, sehr viel Zeit mit ihm verbringen. Sascha ist ein unglaublich toller Kerl. Wir schaffen es mittlerweile zu selten, uns zu hören. Deswegen freue ich mich total, ein bisschen mit ihm zu quatschen“, verrät unser 26-jähriger Linksaußen. Für den Verein aus Franken liefen früher auch Jeremy Dudziak und Sami Allagui auf, allerdings nicht gemeinsam. Das taten der Linksfuß sowie der Assistent unserer sportlichen Leitung hingegen, na klar, beim Kiezclub – und zwar in 38 Partien. Über der alten Wirkungsstätte der beiden Blau-Weißen in Hamburg spukt aktuell eine andere unliebsame Erinnerung an die Vergangenheit – herthabsc.com klärt in der Gegnervorschau über die Lage am Millerntor auf.

Die sportliche Situation: Rein tabellarisch gibt es beim 1910 gegründeten Traditionsverein keinen Grund zur Sorge. Schließlich führt die Mannschaft von Fabian Hürzeler, dessen auslaufender Vertrag am Freitag verlängert wurde, das Tableau im deutschen Unterhaus mit fünf Punkten Vorsprung an. Die erste Niederlage dieser Saison hatte es erst Anfang Februar in Magdeburg (0:1) gegeben, am vergangenen Wochenende folgte nun auf Schalke (1:3) eine weitere Pleite. Die Gelsenkirchener veranschaulichten dabei, auf welche Weise der Ligaprimus verwundbar ist. „Die Schalker haben uns kaum ins Spiel kommen lassen. Sie haben sehr hoch gepresst, weshalb wir gezwungen waren, lange Bälle zu spielen“, analysiert Top-Scorer Marcel Hartel, der obendrein die defensive Stabilität bemängelte. Schließlich kassierten die Norddeutschen, die trotzdem das Rückrundenranking anführen, nach dem Sieg gegen Kiel (4:3) zum zweiten Mal hintereinander drei Gegentreffer. „Es ist die schwierigste Phase der Saison, weil du nicht mehr nur etwas zu gewinnen, sondern auch etwas zu verlieren hast und Widerstände überwinden musst“, betont der FCSP-Chefcoach, der mit seinem Team ein Déjà-vu verhindern will: Vor zwei Jahren rangierten die Braun-Weißen im Gesamtklassement noch im Februar ganz oben, landete am Saisonende aber nur auf Platz 5. Dafür, dass eine Wiederholung ausbleibt, spricht zumindest die eigene Heimstärke – die zu Hause noch ungeschlagenen Kiezkicker holten auf eigenem Platz aus zwölf Auftritten insgesamt 26 Zähler und kassierten dabei nur neun Gegentreffer. Werte, die kein Konkurrent toppt.

Die St. Paulianer im Fokus: Neben Hartel und Kapitän Jackson Irvine zählt Eric Smith zu den absoluten Säulen der Hürzeler-Elf. Der Innenverteidiger steht aufgrund einer Adduktorenverletzung aber vorerst nicht zur Verfügung. „Wenn Eric bei uns ausfällt, ist es so, wie wenn Harry Kane bei den Bayern ausfällt“, stellt der Chefcoach unserer Gastgeber einen interessanten Vergleich an. Hauke Wahl, der den Schweden wohl zentral in der defensiven Dreierkette vertreten wird, fügt hinzu: „Eric ist ein Fixpunkt unseres Aufbauspiels, er ist einer unserer wichtigsten Spieler, und das war sicherlich auch ein Punkt, der auf Schalke sichtbar geworden ist.“ Tatsächlich bringt es Smith beim norddeutschen Zweitligameister von 1977, der sich mit seinem Defensivverbund im Schnitt 38,2 Meter vor der eigenen Torlinie aufhält, auf die meisten Pässe in das gegnerische Drittel (105). Neben dem 27-Jährigen fällt definitiv auch Angreifer Oladapo Afolayan, der bei sechs Saisontoren steht, aufgrund einer Blessur am Sprunggelenk aus.

Derry Scherhant führt den Ball.
Derry Scherhant traf im Hinspiel für unsere Farben, die aber dennoch ohne Zählbares blieben.

Das Hinrundenduell: In das Aufeinandertreffen am 8. Spieltag gingen unsere Herthaner mit dem Rückenwind aus zwei Dreiern am Stück. Allerdings erwischten die Hamburger den besseren Start und erzielten durch Johannes Eggestein mit der ersten gefährlichen Aktion die Führung (25.). Noch vor der Pause kassierte der VAR einen vermeintlichen Strafstoß für die Gäste ein (37.). Nach dem Seitenwechsel jubelten die Norddeutschen erneut: Hartel, der zunächst per Kopf an der Latte gescheitert war, nickte nur Augenblicke später ins Netz ein (74.). Der blau-weiße Anschluss durch Joker Derry Scherhant reichte nicht zum Punktgewinn (83.). Die Braun-Weißen sprangen durch den 2:1-Erfolg erstmals auf Platz 1 und gab diesen seitdem lediglich zum Hinrundenabschluss ab. „Wir wollten eigentlich zu Beginn vorne draufgehen und das Stadion direkt mitnehmen, allerdings haben wir uns zu schnell den Schneid abkaufen lassen. St. Pauli war ein sehr guter und spielstarker Gegner, das müssen wir anerkennen“, erklärte Tjark Ernst damals.

Die Meinung über unsere Elf: Wahl stuft das Duell mit unseren Spreeathenern als „extrem schwierig, wie jedes Spiel in der Liga“ ein. „Vom Namen her ist Hertha BSC noch mal ein anderes Kaliber. Die Berliner haben in den vergangenen Jahren immer in der Bundesliga gespielt. Sie verfügen über eine sehr hohe individuelle Qualität“, unterstreicht der Defensivakteur. „Wenn wir es schaffen, schon vorne genügend Druck auszuüben, haben wir es hinten leichter. Im Endeffekt geht es darum, es der gegnerischen Mannschaft im Verbund so schwierig wie möglich zu machen, sodass sie extrem viel arbeiten muss, um sich eine Chance zu erarbeiten“, gibt der 29-Jährige die Marschroute vor.

von Erik Schmidt