Grafik zum Hertha-Moment mit Herthaner Steffen Blohm.
Fans | 16. Juni 2024, 11:47 Uhr

Dieser Moment, als ich Herthaner wurde

War es der erste Schal, den eure Eltern euch auf dem Weg zum Spiel gekauft haben? War es der erste durchs Olympiastadion hallende Hertha-Fangesang, der euch nachhaltig beeindruckt hat? Oder doch die Kunststücke einzelner Blau-Weißer auf dem grünen Rasen – von Ete Beer über Marcelinho bis hin zu Marko Pantelić? Jede Herthanerin und jeder Herthaner hat einen eigenen Weg in unsere blau-weiße Familie. Gemeinsam mit Exklusiv-Partner Berliner Kindl sucht unser Hauptstadtclub genau diese Geschichten – diesen Moment, als ihr Herthaner geworden seid.

Stendal, 1974: Als gerade einmal Zehnjähriger verfolgte Steffen Blohm die Austragung der Fußball-Weltmeisterschaft in der BRD – für einen Jungen, der in der ehemaligen DDR zur Welt gekommen und aufgewachsen war, ein Event, das sportlichen Reiz mit politischer Dimension verband. „Ich hatte zu dieser Zeit überhaupt keine Ahnung von Fußball“, erzählt der mittlerweile 59-Jährige. Durch den internationalen Wettbewerb neugierig geworden, stieß der Junge auf unseren Rekordspieler Erich „Ete“ Beer, der ihm besonders gut gefiel: „West-Berlin war im Ostteil immer ein Sehnsuchtsort. Als ich dann erfahren habe, dass der Verein meines Lieblingsspielers dort ansässig ist, war es um mich geschehen“, erzählt Blohm, der inzwischen selbst in unserer Hauptstadt lebt. Letztlich war es jedoch der Vorname seiner Nachbarin, der den Grundstein für die Fanliebe legen sollte: „Ich war fasziniert davon, dass es einen Fußballverein gibt, der einen Frauennamen trägt – und gleichzeitig genauso hieß wie unsere damalige Nachbarin“, blickt der Buchhändler mit einem Schmunzeln zurück. Obwohl die Informationsbeschaffung über die Partien unseres Hauptstadtclubs im Osten Deutschlands schwierig gewesen sei, hielt dies den Herthaner nicht von seiner neu entdeckten Leidenschaft ab.

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In diesem Moment habe ich mich das erste Mal rundum als Herthaner gefühlt. Ich wollte unbedingt, dass wir sofort wieder aufsteigen – unbedingt!
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-Steffen Blohm

Als unsere Elf um Wolfgang Sidka und Uwe Kliemann im DFB-Pokal-Finale 1979 gegen Fortuna Düsseldorf antrat, war die Liebe endgültig besiegelt: „Ich verfolgte das Spiel am Radio und war unglaublich enttäuscht, als Hertha so verdammt unglücklich mit 0:1 verlor. In diesem Moment habe ich mich das erste Mal rundum als Herthaner gefühlt. Der darauffolgende Abstieg aus der 1. Bundesliga 1980 trug dazu bei, dass ich ein geradezu fanatischer Anhänger wurde. Ich wollte unbedingt, dass wir sofort wieder aufsteigen – unbedingt!“, erinnert sich Blohm, der seit 2022 auch blau-weißes Mitglied ist. Neun Jahre später erlebte der gebürtige Altmärker in Münster das erste Spiel unserer Herthaner live im Stadion: „An diesem Tag gewannen wir auch noch sensationell mit 6:2! Das war ein unvergesslicher Augenblick für mich und wird es auch immer bleiben“.

Ein ganz besonderes Duell

Trotz der Passion für unsere Alte Dame schlagen in der Brust des Wahlberliners bis heute zwei Herzen: „Als Kind bin ich mit meinen Eltern oft zu den Spielen des 1. FC Magdeburg gefahren, der bis heute mein ostdeutscher Lieblingsverein ist. Sowohl eine Mannschaft im Westen als auch im Osten zu verfolgen, war unter Jugendlichen damals Gang und Gäbe. Die Tatsache, dass beide Teams in der zurückliegenden Saison 2023/24 zum ersten Mal zusammen in einer Liga spielten, war für mich etwas absolut Besonderes“. Beim Rückspiel gegen den FCM am 22. Spieltag im Olympiastadion fieberte Blohm deshalb auf seinem Platz in der Nähe des Gästebereiches mit: „Ich konnte an diesem Abend praktisch nur gewinnen“, freut sich der Anhänger.

Es folgten unzählige erlebnisreiche Momente mit unserem Hauptstadtclub – über den Aufstieg 1997, den Einzug in die Champions League und viele Besuche bei unseren Bubis. Und die Zukunft? „Für den Verein wünsche ich mir sehr, in der kommenden Saison wieder aufzusteigen. Mein größter Traum ist es, noch einmal im Pokalfinale zu stehen und das Spiel zu verfolgen – dieses Mal dann live vor Ort“, strahlt der Herthaner.

von Enya Laun, Benjamin Herzig