Grafik zum Herthaner-Moment mit Nadine Jungton.
Fans | 14. Juli 2024, 10:00 Uhr

Dieser Moment, als ich Herthanerin wurde

War es der erste Schal, den eure Eltern euch auf dem Weg zum Spiel gekauft haben? War es der erste durchs Olympiastadion hallende Hertha-Fangesang, der euch nachhaltig beeindruckt hat? Oder doch die Kunststücke einzelner Blau-Weißer auf dem grünen Rasen – von Ete Beer über Marcelinho bis hin zu Marko Pantelić? Jede Herthanerin und jeder Herthaner hat einen eigenen Weg in unsere blau-weiße Familie. Unser Hauptstadtclub sucht genau diese Geschichten – diesen Moment, als ihr Herthaner geworden seid.

Im Mai 2004 gastiert der 1. FC Köln zum finalen 34. Spieltag der Bundesliga-Saison 2003/04 im Berliner Olympiastadion. Mittendrin: Die 16-jährige Nadine Jungton, die gemeinsam mit ihrem Vater die Partie im Oberring der Ostkurve verfolgt. „Ich hatte überhaupt nichts mit Fußball oder Hertha zu tun. Als mein Vater mich mitnehmen wollte, habe ich mir gleich gedacht: Was soll ich da?“, erzählt die gebürtige Berlinerin, die in Hennigsdorf aufgewachsen ist und noch immer dort lebt. Dabei war der eigentliche Grund des Besuches weniger erfreulich, denn die inzwischen 37-Jährige kurierte ihren zweiten Kreuzbandriss aus: „Ich war lange Zeit als professionelle Springreiterin aktiv. Als mir mein Arzt nach der erneuten Verletzung des Kreuzbandes sagte, dass ich diesen Sport nicht mehr ausüben dürfte, bin ich in ein tiefes Loch gefallen. Der Fußball sollte mich ablenken – mit Erfolg“, schmunzelt die Schwesternhelferin.

Dauerkarte seit 2006

Mit der fortschreitenden Genesung folgten auch immer mehr Besuche im weiten Rund: „Bereits bei meinem ersten Heimspiel hat mich das blau-weiße Fieber gepackt. So richtig Fan geworden bin ich jedoch erst in den darauffolgenden zwei Jahren. Gemeinsam mit meiner Schwester und meinem Vater habe ich mir für die Saison 2006/07 meine erste Dauerkarte gekauft, die bis heute geblieben ist. Seitdem habe ich immer versucht, so viele Partien wie nur möglich zu Hause zu sehen. Gleichzeitig sind die ersten Auswärtserlebnisse hinzugekommen, die unvergesslich waren“, blickt die Brandenburgerin, die im selben Jahr auch den Mitgliedsantrag bei unserer Alten Dame ausfüllte, zurück.

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Ich habe von der Meisterschaft geträumt, auf den Verbleib in der Bundesliga gehofft, über den Abstieg getrauert – aber nicht einen Moment meine Liebe zu Hertha bereut!
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-Nadine Jungton

Auf die Frage hin, was das Besondere an unserem Hauptstadtclub ist, findet die Blau-Weiße schnell eine Antwort: „Definitiv die gesamte Atmosphäre und Stimmung im Olympiastadion! Das konnte nicht spurlos an mir vorbeigehen. Ich erinnere mich noch an den Moment, als das erste Mal „Nur nach Hause“ ertönte und alle Fans mitsangen – das hat mich begeistert, zumal ich zu diesem Zeitpunkt nicht einmal wusste, dass es eine offizielle Hymne gibt“, gesteht Jungton lachend. Dieses Gesamtpaket führte schließlich dazu, dass die langjährige Herthanerin unsere Jungs noch immer bei unzähligen Partien vor Ort unterstützt und auch bei den Begegnungen unserer Bubis aufmerksam live dabei ist. „Nach fast zwanzig Jahren habe ich so einiges mitgemacht. Von der Meisterschaft geträumt, auf den Verbleib in der Bundesliga gehofft, über den Abstieg getrauert – aber nicht einen Moment meine Liebe zu Hertha bereut!“, unterstreicht die Anhängerin, die Ex-Herthaner Arne Friedrich zu ihrem Lieblingsspieler auserkoren hat.

Stammplatz in der Kurve

Durch die geteilte Leidenschaft hat Nadine mittlerweile auch Freunde im Stadionumfeld gefunden, mit denen sie gemeinsam unseren Blau-Weißen zujubelt: „Seit mehreren Jahren stehe ich im selben Block, sitze auf demselben Platz und trage die gleichen Sachen. Das nennt man wohl Aberglaube“, verrät sie. Und für die Zukunft? „Ich hoffe, dass die Mannschaftsmentalität auch unter einem neuen Trainer weiterbesteht und die Stimmung in der Kurve so mitreißend ist, wie in der vergangenen Saison. Zudem wünsche ich mir, dass Akademiespieler auch weiterhin bei den Profis integriert werden. Was die Jungs in dem Alter auf dem Platz zeigen, ist bemerkenswert und verspricht eine erfolgreiche Zukunft!“

von Enya Laun