Grafik zum Herthaner-Moment mit Daniel Schmitt.
Fans | 7. Juli 2024, 16:00 Uhr

Dieser Moment, als ich Herthaner wurde

War es der erste Schal, den eure Eltern euch auf dem Weg zum Spiel gekauft haben? War es der erste durchs Olympiastadion hallende Hertha-Fangesang, der euch nachhaltig beeindruckt hat? Oder doch die Kunststücke einzelner Blau-Weißer auf dem grünen Rasen – von Ete Beer über Marcelinho bis hin zu Marko Pantelić? Jede Herthanerin und jeder Herthaner hat einen eigenen Weg in unsere blau-weiße Familie. Unser Hauptstadtclub sucht genau diese Geschichten – diesen Moment, als ihr Herthaner geworden seid.

Erst kam die Liebe zur Stadt, dann zum Club: Weil vor Daniel Schmitts Geburt Komplikationen auftraten, sah es kurzzeitig so aus, als müsse der inzwischen 38-Jährige in einer Berliner Spezialklinik zur Welt kommen. „Am Ende war ich doch schneller, sodass daraus nichts wurde“, schmunzelt der Fan. Statt der Spreemetropole steht Ensdorf als Geburtsort in seinem Ausweis. In der Kleinstadt im Saarland, kurz vor der französischen Grenze, lebt der Blau-Weiße noch heute. Dennoch blieb die Beinahe-Geburtsstadt im Kopf des Logistikkaufmanns präsent. „Seit meinem 18. Lebensjahr bin ich regelmäßig in Berlin und habe mich absolut in die Stadt verliebt“, verrät der Saarländer. Der Weg zu unserer Alten Dame war zunächst jedoch keinesfalls vorgezeichnet: „Ich hatte zwar schon immer ein generelles Interesse an Fußball. Im Familien- und Freundeskreis gab es Fans vom BVB oder Bayern München, doch ich konnte mich nie für einen dieser oder anderer Vereine aus der Nähe begeistern.“ Auf dem Radar des Hertha-Anhängers tauchte unser Hauptstadtclub erstmals nach dem Aufstieg in die 1. Bundesliga 1997 auf. Der Funke sprang schließlich vier Jahre später im weiten Rund über: „Im Sommer 2001 war ich im Rahmen eines Schulausfluges beim Spiel von Hertha gegen Borussia Dortmund im Olympiastadion. Wir verloren mit 0:2, doch das war mir in diesem Moment egal. Die Atmosphäre im Stadion zusammen mit dem Flair der gesamten Stadt waren für mich ausschlaggebend. In diesem Augenblick wurde mir klar: Das will ich, das ist mein Verein!“, blickt der Fußballfreund, der bereits seit 15 Jahren blau-weißes Mitglied ist, stolz zurück. „In den folgenden Jahren habe ich mitgefeiert und mitgelitten – und es keine einzige Sekunde bereut.“

Fan trotz Widrigkeiten

Bemerkenswert: Obwohl der Exil-Herthaner aus dem 740 Kilometer entfernten Ort seitdem so viele Heim- und Auswärtsspiele unserer Jungs wie nur möglich besuchte, ließen die erfolgreichen Höhepunkte lange auf sich warten: „Seit meinem aller ersten Heimspiel habe ich 21 Jahre lang nie einen einzigen Sieg von Hertha live gesehen – weder auswärts noch zu Hause“, gibt Schmitt zu. Dies sollte sich erst mit dem 2:1-Heimsieg gegen Schalke 04 am 11. Spieltag der Saison 2022/23 ändern.

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Sobald ich bei Hertha im Stadion bin, gehören alle zusammen. Ganz egal, wo man herkommt oder wer man ist.
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-Daniel Schmitt

Doch die Treue zu unserem Sport-Club misst sich für den Fan von unserem Publikumsliebling Marko Pantelić nicht alleine am Erfolg: „Der Grund, warum ich regelmäßig die lange Reise aus dem Saarland auf mich nehme, ist definitiv der Zusammenhalt und das Miteinander der Fans. Ich kenne niemanden in Berlin, doch sobald ich bei Hertha im Stadion bin, gehören alle zusammen. Ganz egal, wo man herkommt oder wer man ist“, freut sich der Blau-Weiße, der in seinem heimischen Bekanntenkreis weit und breit der Einzige ist, der sich zu unserem Verein bekennt. Dabei hat der langjährige Herthaner einen großen Wunsch für die Zukunft: „Natürlich würde ich mich über einen baldigen Aufstieg freuen, aber nicht um jeden Preis. Ich erhoffe mir, dass wir den eingeschlagenen Berliner Weg so konsequent weitergehen und auch zukünftig unsere Werte nach außen vertreten!“

von Enya Laun