„Die schöne Zeit wieder aufleben lassen“
Wenn ein Herthaner nach Hause kommt, spürt man das an den Reaktionen beim Rundgang auf dem alten, neuen Gelände. John Anthony Brooks schüttelt nicht nur zahlreiche Hände alter Bekannter, sondern hat beim Termin mit dem blau-weißen Medienteam an verschiedenen Stationen in Geschäftsstelle und Akademie auch die eine oder andere Anekdote aus seiner Vergangenheit parat. „Es gibt hier noch viele Leute, auf die ich mich sehr freue – es war damals eine sehr, sehr schöne Zeit, deshalb bin ich froh, wieder hier zu sein und die wieder aufleben zu lassen“, sagt der gebürtige Berliner mit einem Lächeln. Im Interview mit Redakteur Konstantin Keller plaudert Jay außerdem über besondere Momente mit der Fahne auf der Brust, eine Begegnung mit Lionel Messi und die Vorfreude aufs erste Heimspiel.
Jay, willkommen zurück in Berlin, willkommen zurück bei Hertha! Kannst du zum Einstieg erzählen, was dich überzeugt hat, trotz anderer Anfragen wieder das blau-weiße Trikot überzustreifen?
Brooks: Danke erst einmal, ich freue mich sehr, wieder hier zu sein! Ich war direkt am Berliner Weg interessiert, als ich davon mitbekommen habe. Schließlich komme ich von hier, habe hier meine ersten Schritte gemacht. So war ich dann Feuer und Flamme, als sich die Chance ergeben hat! Ich möchte Hertha dabei helfen, wieder dorthin zu kommen, wo der Club hingehört – dort, wo ich selbst schon für den Verein gespielt habe, bevor ich mich damals auf den Weg gemacht habe (lächelt).
Von der Akademie in die Bundesliga: Du hast mit der Fahne auf der Brust bereits etliche Spiele bestritten und Erfahrungen gesammelt. Hast du eine bisherige Lieblingserinnerung mit unserer Alten Dame? Was war dein schönster Moment?
Brooks: Puh, eine wäre fast zu wenig. Als ich in der U15 zum ersten Mal als Balljunge die Spieler aus nächster Nähe im Olympiastadion angeguckt habe. Als ich als Spieler zum ersten Mal selbst vor der Ostkurve stand. Davon hatte ich immer geträumt, entsprechend besonders war das. Oder auch der Aufstieg 2013 – es gibt viele sehr, sehr schöne Erinnerungen, die ich an Hertha habe!
Nun bist du wieder da und kannst weitere tolle Momente schaffen. Was hast du dir für die Saison vorgenommen? Persönlich, wie auch mit dem Team?
Brooks: Ich möchte die Jungs so schnell es geht unterstützen und dem Team helfen, das ist mein persönliches Ziel. Als Mannschaft müssen wir dann das Maximale rausholen – und was das schlussendlich ist, werden wir sehen. Aber: Ich bin nicht hergekommen, um hier einfach nur ein bisschen zu kicken. Ich will so erfolgreich wie möglich spielen!
Bei diesem Vorhaben triffst du einige bekannte Gesichter wieder. Mit Sami Allagui hast du zum Beispiel noch zusammengespielt. Gibt es ein Wiedersehen, auf das du dich besonders freust?
Brooks: Stimmt! Auf Spielerseite sind sonst nicht mehr allzu viele da, aber ich kenne ja auch noch viele Mitarbeitende – Freddy Syna (Leiter Physiotherapie, Anm. d. Red.) ist so jemand, ich habe mich auch sehr gefreut, Anke Gernetzky (Assistentin des Geschäftsführers, Anm. d. Red.) wiederzusehen. Es gibt hier noch viele Leute, auf die ich mich sehr freue – es war damals eine sehr, sehr schöne Zeit, deshalb bin ich froh, wieder hier zu sein und die wieder aufleben zu lassen.
Bevor du zurückgekehrt bist, hast du bei deinen weiteren Stationen enorm viele wertvolle Erfahrungen gesammelt. UEFA Champions League-Partien mit dem VfL Wolfsburg, Einsätze bei Benfica in Lissabon, weitere Bundesligabegegnungen mit der TSG Hoffenheim und natürlich auch etliche Länderspiele und der Titel in der CONCACAF Nations League mit den USA. Kannst du berichten, inwiefern dich diese Spiele verändert und weitergebracht haben?
Brooks: Daran konnte ich wachsen! Jede einzelne Partie, ob Länderspiel, internationaler Wettbewerb oder in der Liga, hat mir wertvolle Erfahrungen eingebracht, die ich mitnehmen durfte – und auf die ich sehr stolz bin.
Fällt dir eine bestimmte Begegnung ein, die für dich persönlich außergewöhnlich einprägsam war?
Brooks: Eine ganz besondere Erinnerung ist das WM-Spiel mit den USA gegen Ghana geblieben, in dem ich reingekommen bin und uns zum Sieg geköpft habe. Dieser Moment bleibt für immer!
Es gab auch ein Duell mit Lionel Messi, nach dem wir dich noch einmal fragen müssen, auch, wenn es für dich und die USA seinerzeit mit einem 0:4 endete…
Brooks: (lacht) Ja, das war 2016 bei der Copa América, im Halbfinale. So einem Spieler, den man bis dahin nur aus dem Fernsehen kannte, gegenüberzustehen – das war etwas Besonderes. Und es gibt keine zwei Meinungen: Das war gegenüber anderen Gegenspielern noch einmal ein ganz anderes Level. Wir hatten einige Gelbsperren zu verkraften, ich weiß aber im Nachhinein nicht, ob das so einen großen Unterschied gemacht hat (schmunzelt).
[>]Es hat sich an der entscheidenden Stelle gar nicht so viel verändert: Dass Hertha für mich nach wie vor ein ganz besonderer Verein ist. Das wird für immer so bleiben.[<]
Unterschiede als Stichwort: Was unterscheidet den Spieler Jay Brooks, der 2017 in die Fußballwelt ausgezogen ist, von dem Jay Brooks heute?
Brooks: Ha, so eine Phrase wie „Ich bin als Junge gegangen und komme als Mann wieder“, ersparen wir uns, würde ich sagen – alleine schon mein Alter verrät, das ich ein bisschen gereift bin (grinst). Es hat sich gegenüber damals aber an der entscheidenden Stelle gar nicht so viel verändert: Dass Hertha für mich nach wie vor ein ganz besonderer Verein ist. Das wird für immer so bleiben. Und auch wenn ich ebenfalls bei anderen tollen Vereinen spielen durfte, wird es immer etwas Außergewöhnliches sein, dieses Trikot zu tragen.
Abschließend: Am Samstag steht zunächst ein Auswärtsspiel an, dann geht es nach der Länderspielpause im Olympiastadion gegen Fortuna Düsseldorf. Wie groß ist deine Vorfreude aufs alte Wohnzimmer schon heute? Was denkst du, wie viele Karten wirst du besorgen müssen?
Brooks: Einige! Darüber haben wir schon diskutiert und Wünsche gesammelt (lacht). Die Vorfreude ist unbeschreiblich, nicht nur bei mir selbst. Ich freue mich extrem darauf, bald wieder in dieses Stadion einzulaufen und kriege Gänsehaut, wenn ich nur dran denke. Das wird ein schöner Tag, da bin ich mir sicher!