Maximilian Fürst grinst in die Kamera.
Profis | 9. Januar 2025, 15:44 Uhr

Der Mann im Hintergrund

Maximilian Fürst in einer ruhigen Minute zu erwischen, erweist sich nicht gerade als einfaches Unterfangen. Denn eigentlich gibt es für den Teammanager unserer Profis immer irgendetwas zu tun – erst recht im Trainingslager. So beginnt auch das geplante Gespräch mit Redakteur Erik Schmidt im spanischen Mannschaftshotel unserer Blau-Weißen ein wenig verzögert. Fürst hatte mit Andreas ‚Zecke‘ Neuendorf zuvor noch eben eine Absprache zu treffen. Dann aber los, gilt es doch jede ungestörte Minute zu nutzen. Schließlich kommt es auch schon einmal vor, dass der 27-Jährige am Tag Telefonate von einer Anzahl im dreistelligen Bereich führt – und dabei stellen Vorbereitungscamps keine Ausnahme dar. „Fünfzig sind es mindestens. Außerdem kommen noch deutlich mehr Nachrichten und Mails in den verschiedensten Apps hinzu“, erzählt der Herthaner grinsend. Neben der Spielerbetreuung in allen möglichen Bereichen sowie Angelegenheiten, Absprachen mit anderen Vereinsabteilungen und der Umsetzung größerer Projekte wie Partnerschaften zählt genauso die Planung von mannschaftlichen Dienstreisen zu Fürsts Aufgaben.

Maximilian Fürst sitzt in der Sonne und telefoniert.

Seit Ende September laufen die Vorbereitungen

Bereits Ende September des vergangenen Jahres nahm der von allen nur Maxi genannte Teammanager die Organisation des laufenden Trainingslagers in Angriff. „Im ersten Schritt bin ich auf Match IQ, unsere Partneragentur, zugegangen. Ich habe ihnen direkt einige Parameter darüber mitgegeben, was wir uns so vorstellen“, erklärt Fürst. Nachdem vier Standorte eine erste Selektion überstanden hatten, nahm der Blau-Weiße diese auf einer Stippvisite jeweils ganz genau unter die Lupe. Es folgte die endgültige Entscheidung sowie Ende November ein weiterer Besuch vor Ort, um sämtliche Details zu klären. „Ich bin der, der die Verantwortung dafür trägt, dass alles gut läuft. Dabei gilt es, auf jede Kleinigkeit zu achten. Selbst die kann am Ende eine große Wirkung erzielen“, berichtet Maxi aus seiner bereits auf fünf vorangegangenen Vorbereitungscamps basierenden Erfahrung, um im gleichen Moment aus dem Satz gerissen zu werden. Sami Allagui ruft an. Der Assistent der sportlichen Leitung, mit dem Fürst eng zusammenarbeitet, befindet sich da gerade erst auf dem Weg ins Mannschaftshotel und möchte zuvor schon einmal die Lage abchecken. Kein Problem für den immer gut gelaunten Teammanager. Es fliegen ein paar lockere Sätze hin und her, schon geht es weiter.

Maximilian Fürst unterhält sich mit Sami Allagui.

Erst Praktikum, dann Ausbildung: Blau-weißes Eigengewächs

Apropos Allagui: Der 38-Jährige, der vor allem Sportdirektor Benjamin Weber und Direktor Akademie & Lizenzspielerbereich ‚Zecke‘ Neuendorf unterstützt, stand zeitweise ganz dicht an Maxis Seite. Obwohl zwischen beiden nach wie vor zahlreiche Schnittmengen bestehen, unterscheiden sich die Aufgabengebiete mittlerweile aber auch recht deutlich. „Maxi erledigt diesen wichtigen Job mit all seinen tagtäglichen Herausforderungen trotz seines jungen Alters äußerst souverän und strukturiert. Es gibt für ihn nichts, was unmöglich ist. Er versucht für die Mannschaft und den Verein immer das Beste herauszuholen. Darüber hinaus ist er ein guter Typ und Vater“, sagt der Ex-Profi über seinen Kollegen. Tatsächlich zählt Fürst zu den Küken seiner Art im Profifußball. Schon im Sommer 2022 schlüpfte der 27-Jährige in seine jetzige Rolle. Zuvor war das blau-weiße Eigengewächs, das ursprünglich aus Stuttgart stammt, in der sich aus Spielbetrieb, Hospitality, Organisation und Event zusammensetzenden Abteilung bei unserem Hauptstadtclub angestellt. Der Berliner Weg des heutigen Teammanagers begann mit einem Praktikum im Jahr 2016. „Es war immer mein Ziel, im Fußball zu arbeiten. Ich bin dann über unseren ehemaligen Co-Trainer Rainer Widmayer, mit dessen Sohn ich zusammengespielt habe, bei Hertha gelandet“, verrät Maxi. Wenige Monate später startete Fürst eine Ausbildung zum Veranstaltungskaufmann – und auch nach dem erfolgreichen Abschluss zweieinhalb Jahre darauf blieb der Wahl-Berliner unserer Alten Dame treu.

Maximilian Fürst geht über den Trainingsplatz.

„Der erste Tag ist immer der schlimmste“

Nachdem der Blau-Weiße sogar zum Teamleiter aufgestiegen war, folgte der nächste Schritt. „Ich wurde dann irgendwann gefragt, ob ich mir einen Wechsel zum Sport in das Teammanagement vorstellen kann. Das kam damals überraschend“, erinnert sich Maxi, der hinzufügt: „Meine Freundin war zu diesem Zeitpunkt schwanger. Deshalb war ich mir auch nicht auf Anhieb sicher. Schließlich ist man in dieser Funktion viel unterwegs. Aber die Verantwortlichen haben mir direkt ein gutes Gefühl gegeben, sodass dann doch relativ schnell alles klar war.“ Die Premierensaison in neuer Rolle absolvierte Fürst noch gemeinsam mit Thomas Westphal, den er dann schließlich beerbte. „Ich konnte mir einiges von ihm abschauen, speziell auch in meinen ersten beiden Trainingslagern“, sagt Fürst über seinen Vorgänger. Aufgrund der aktuellen Tätigkeit des 52-Jährigen trafen sich die Weggefährten in Spanien nun sogar auf einen kurzen Plausch wieder. In Benalup-Casas Viejas weilt Maxi unterdessen bereits im sechsten Vorbereitungscamp mit unseren Herthanern, weswegen er ganz genau weiß, worauf es ankommt und was ihn erwartet. „Der erste Tag ist immer der schlimmste. Es prasseln tausende Nachfragen auf dich ein, da musst du schon sehr stressresistent sein, um immer entspannt zu bleiben und den Durchblick zu bewahren. Aber das ist definitiv eine meiner Stärken“, betont Fürst. Wie zum Beweis ruft der vorbeikommende Florian Niederlechner dem Teammanager eine Frage zu. Fürst antwortet gewohnt smart und führt dann seinen Gedanken fort. „Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit den Gegebenheiten hier. Der Platz ist top, das Gym komplett neu, die Küche abwechslungsreich und auch das Wetter spielt ebenfalls mit. Außerdem geht die Idee mit den Patios, also auf Terrassen verteilte Zimmern, auf. Wir wollten weg von den klassischen Hotelfluren und dabei unsere Ruhe haben“, zieht das Staffmitglied ein vorläufiges Fazit.

Fabian Reese und Maximilian Fürst stehen an der Seitenlinie.

Die Sache mit der Tafel und dem TV

Der erfolgreiche Ablauf dieses Vorbereitungscamps unterstreicht das leidenschaftliche Engagement des Teammanagers, der trotz so mancher Anstrengung seinen Traum lebt. „Es ist kein klassischer Nine-to-five-Job und viel Flexibilität notwendig. Im Prinzip habe ich nie Feierabend und muss immer erreichbar sein. Außerdem geht es sehr abwechslungsreich zu – ich sitze im Büro, führe viele Gespräche, bin am Platz und reise. Dabei kommt es auch darauf an, für Geduld zu werben und abwägen sowie manchmal auch einfach ‚nein‘ sagen zu können“, schildert Maxi. Unter dem Strich hält der Herthaner fest: „Du musst etwas fußballverrückt sein und das bin ich. Dann macht es dir einfach unglaublich Spaß. Allein: Ich bin im Stadion ganz nah dran am Rasen. Da unten hat man vielleicht nochmal mehr Emotionen als auf der Tribüne, zumal ich die Jungs kenne und dementsprechend mitfiebere.“ Nur eine Sache schmeckt dem 27-Jährigen dabei nicht so ganz: Wenn er bei Spielerwechseln die Tafel in die Höhe reckt und beispielsweise groß im TV zu sehen ist. „Davon bin ich kein Fan“, lacht Fürst und präzisiert: „Mir ist es etwas unangenehm, auch wenn sich Familie und Freunde natürlich immer sehr freuen. Ich bin der Mann im Hintergrund, der dafür sorgt, dass sich alle auf ihre Aufgaben konzentrieren können. Das gefällt mir aktuell gut!“ Eigentlich ein gutes Schlusswort, zumal schon der nächste Termin ansteht. Nur eine Frage noch: Hand auf’s Herz – wie sehr sehnst du das Ende des Trainingslagers herbei? „Es gibt immer mal einen Moment, in dem ich mir wünsche, dass es bald vorbei ist“, gibt Maxi trotz all der Hingabe mit einem Augenzwinkern zu. „Die Abreise ist dann meist aber etwas schade – jetzt im Winter gerade wegen des Wetters. Aber natürlich kann ich es auch kaum erwarten, meinen Kleinen und meine Freundin wiederzusehen. Das ist die größte Freude!“ Doch zuvor steht noch einiges auf der To-do-Liste.

von Erik Schmidt