
Kopfspieler
Es gibt Tage, an denen eine Mannschaft schlicht und ergreifend nicht die Leistung abruft, die Anhängerinnen und Anhänger sowie Verantwortliche von ihr erwarten können. Einen solchen Auftritt erlebten alle Blau-Weißen bei der Niederlage unserer Herthaner in Regensburg. Einen Auftritt zum Vergessen – einen Auftritt, der nicht nur unseren treuen Fans wehgetan hatte. „Das hat einfach nicht gereicht, war auch noch in den folgenden Tagen schwer für den Kopf. Es war ein wichtiges Spiel für uns. Wir haben als Mannschaft danach noch einmal zusammen gesprochen. Der Inhalt muss aber zwischen uns bleiben“, erklärt der 25-Jährige im Gespräch mit Redakteur Konstantin Keller. Dass es dabei auch um bereits von Benjamin Weber angesprochene Grundtugenden gegangen ist, lässt er auf Nachfrage aber durchblicken. „Diese Energie muss dauerhaft da sein. Das ist das Minimum.“
Topscorer und Teamplayer
Deutlich über dem Minimum liegt seine persönliche Performance. Seit seiner Ankunft im Sommer mauserte sich Micka zum Leistungsträger und aktuellem Topscorer. In Jonjoe Kenny, Ibrahim Maza und Derry Scherhant haben nur drei Kollegen mehr Pflichtspielminuten gesammelt, die zehn Scorerpunkte aus sechs Toren sowie vier Assists überbietet kein Herthaner – trotz einer schwierigeren Phase vor dem Jahreswechsel, in der dem Blau-Weißen sieben Spiele in Folge keine direkte Torbeteiligung gelang. „Über die persönliche Bilanz bin ich ganz happy, da ich noch nie eine Saison mit so vielen Scorern hatte“, verrät Cuisance, schränkt aber sofort ein: „Gleichzeitig ist es trotzdem weit weg von einer zufriedenstellenden Spielzeit, da es mit der Mannschaft einfach nicht so läuft, wie wir uns das vorstellen. Ich hätte lieber keine Tore geschossen, wenn wir dafür in der Tabelle weiter vorne stehen würden. Aber es ist, wie es ist – und wir müssen einen Weg finden, wieder ins Punkten zu kommen.“

Die Dinge auf dem Grün auch einmal zu erzwingen, zur Not mit dem Kopf durch die Wand, liegt neben der feinen Klinge ebenfalls im Repertoire des Mittelfeldmannes, wie er in dieser Saison bereits bewiesen hat. Man denke an seinen Treffer auf Schalke, als sein Gegenspieler den Elsässer im Strafraum zu Fall gebracht hatte, Cuisance sich jedoch blitzschnell aufrappelte, weiterspielte – und traf. „Ich habe nicht eine Sekunde an einen Strafstoß gedacht, sondern wollte das Tor machen, das Team in Führung bringen. Hat geklappt“, schmunzelt er, als er auf die Szene angesprochen wird.
Abseits des Rasens war nicht derart viel Biss nötig, um in der neuen Umgebung anzukommen. „Familienseitig ist alles gut, wir fühlen uns wohl und würden gerne länger hierbleiben. Die Stadt ist auch super. Noch besser wäre alles, wenn wir noch mehr Siege und Punkte geholt hätten“, erklärt der Vater, der im Gespräch nie den Fokus auf seinen Job verliert. Wie lädt er dafür bevorzugt die Akkus wieder auf? Welche Ecken der Hauptstadt haben es ihm besonders angetan? „Ich schalte nach getaner Arbeit am liebsten zu Hause bei der Familie ab und genieße die Ruhe. Meine Frau und der Kleine genießen die Möglichkeiten in Berlin, für Kinder gibt es hier viel zu entdecken. Und natürlich freue ich mich dann auch darüber, wenn wir zusammen Zeit verbringen. Der Monbijoupark in Mitte gefällt uns zum Beispiel sehr gut, ist wirklich schön“, verrät der ehemalige U-Nationalspieler.

Gute Erinnerungen ans Hinspiel
Zum Abschluss des Austauschs geht es dann natürlich wieder um die schönste Nebensache der Welt. Am Samstagabend (08.02.25, 20:30 Uhr, Tickets hier) begrüßen unser Franzose und seine Mitspieler den 1. FC Kaiserslautern im Olympiastadion. Das Hinspiel ist dabei noch im Kopf präsent. In diesem setzte unsere Alte Dame sich dramatisch mit 4:3 durch, dem Sommerneuzugang gelang sein Premierentreffer, der gleichzeitig den Sieg sicherte. „Das war wild, das ganze Erlebnis im Stadion war krass. Als Profi hättest du vielleicht lieber ein souveränes 2:0 gehabt, aber für die Fans war das natürlich ein geiles Spiel – und wir haben gewonnen, das war am wichtigsten“, blickt Cuisance zurück. Eine Prämisse, die damals wie jetzt für unser Team gilt. „Wir müssen in Spiele gehen, um sie zu gewinnen. Das will ich persönlich, und ich bin mir sicher: Das will die ganze Mannschaft, der ganze Verein, wenn wir den Platz betreten. Wir müssen vergessen, was wir zuletzt gemacht haben und einfach alles tun, um zu punkten. Wenn wir zusammenstehen, dann werden wir auch die individuellen Qualitäten wieder besser auf den Platz bringen können“, unterstreicht Micka.
Das wird gegen die formstarken Pfälzer nötig sein. „Über unser Ergebnis entscheiden wir selbst. Wir sind unser erster Gegner, müssen an uns glauben und unsere Dinge konsequent und gut machen. Dann wird es auch wieder mit Siegen klappen. Zu Hause müssen wir einfach besser sein. Alleine für die Fans, die verdienen mehr!“ Der Kopfspieler Michaël Cuisance will seinen Teil dazu beitragen, dass die blau-weißen Anhängerinnen und Anhänger das weite Rund am Samstagabend mit einem guten Gefühl verlassen.