Paul Seguin in der Traumfabrik.
Profis | 20. Juni 2025 um 18:55 Uhr

„Alle müssen auf dem Platz in die gleiche Richtung denken!“

Nur rund 125 Kilometer trennen Paul Seguins Heimat Stendal in der Altmark von Berlin. Insofern ist es nicht überraschend, dass unser Neuzugang in der Vergangenheit bereits engere Berührungspunkte mit Hertha BSC hatte. „Als ich 12 war, habe ich schon einmal ein Probetraining bei Hertha absolviert und wollte den Schritt gerne machen. Allerdings habe ich noch in Stendal gelebt und Spieler konnten erst mit 15 ins Internat kommen. Trotzdem kenne ich mich auch dadurch schon ein bisschen hier aus“, verrät der Mittelfeldmann im Gespräch mit Redakteur Konstantin Keller. Wichtiger als die Vergangenheit war bei seiner Entscheidung jedoch die Gegenwart – und ein alter Bekannter auf unserer Bank. „Als Stefan mir davon erzählt hat, was er und sein Trainerteam vorhaben und wie sie arbeiten möchten, wollte ich das hier unbedingt machen. Wir kennen uns schon lange und hatten in Fürth eine sehr erfolgreiche gemeinsame Zeit“, unterstreicht der 30-Jährige und verrät, was er besonders an Leitl schätzt: „Er versteht das Spiel, hat viel Fachkompetenz und eine klare Idee. Das ist sehr wichtig für eine Mannschaft, alle müssen auf dem Platz gemeinsam in die gleiche Richtung denken.“ Im Interview spricht der gebürtige Magdeburger außerdem über Spitznamen, seine Fußballer-Familie und eine besondere Erinnerung mit Hertha-Bezug.

Paul, herzlich willkommen in Berlin, herzlich willkommen bei Hertha BSC! Kannst du uns zum Einstieg erzählen, welche Gründe für dich ausschlaggebend zum Wechsel zu uns waren?
Seguin: Es gab mehrere, entsprechend froh bin ich, jetzt hier zu sein! Das Verhältnis zum Trainer war aber einer der wichtigsten Gründe. Wir kennen uns schon lange und hatten in Fürth eine sehr erfolgreiche gemeinsame Zeit. Die Situation auf Schalke war zuletzt auch nicht einfach. Da macht man sich natürlich Gedanken – und als Stefan mir davon erzählt hat, was er und sein Trainerteam vorhaben und wie sie arbeiten möchten, wollte ich das hier unbedingt machen.

Du sprichst deinen zukünftigen Vorgesetzten und seine Wichtigkeit für deine Entscheidung schon an. Was zeichnet ihn als Trainer aus?
Seguin: Man folgt ihm. Er ist ein sehr guter Trainer und ich habe großen Respekt vor ihm. Dabei ist er sehr streng, kann aber auch das andere. Außerdem versteht er das Spiel, hat viel Fachkompetenz und eine klare Idee. Gerade das ist sehr wichtig für eine Mannschaft, alle müssen auf dem Platz gemeinsam in die gleiche Richtung denken. Das vermittelt er gut, spricht eine klare Sprache und dabei auch deutlich Dinge an, die vielleicht auch mal nicht passen. Das gehört dazu und ist wichtig.

Mit welchen Zielen kommst du zu unserem Verein? Was möchtest du erreichen?
Seguin: Ich will mit Hertha den maximalen Erfolg und als Spieler in meiner Karriere vorankommen, so hoch wie möglich spielen. Ich habe schon einmal Bundesliga spielen dürfen und weiß, was das für ein Gefühl ist. Aber: Vom Reden kommt nichts, dafür muss man viel tun, als Team an einem Strang ziehen. Die zweite Liga ist sehr, sehr schwierig – aber wir haben ein Trainerteam, das uns gut auf die Herausforderungen einstellen wird!

Mit Hertha verbindet dich ein besonderer Moment deiner Karriere – dein erstes Bundesligator im Dezember 2016, damals im Trikot des VfL Wolfsburg. Welche Erinnerungen hast du an den Tag?
Seguin: Gemischte! (grinst) Es war mein erster Bundesligatreffer für den Verein, aus dessen Jugend ich gekommen bin. Das war etwas Besonderes – später gab es dann aber noch eine gelb-rote Karte beim Stand von 2:1, als ich mich bei einem Riesenkonter von Hertha geopfert habe, um ein Gegentor zu verhindern. Leider haben wir das Spiel am Ende trotzdem verloren, das Tor war an sich dennoch ein schöner Moment.

Paul Seguin lacht im Interview.

Was verbindest du darüber hinaus mit der Alten Dame?
Seguin: Ich kenne es hier schon ein bisschen – denn als ich 12 war, habe ich schon einmal ein Probetraining bei Hertha absolviert und wollte den Schritt gerne machen. Allerdings habe ich zu dem Zeitpunkt noch in Stendal gelebt und Spieler konnten damals erst mit 15 ins Internat kommen. Trotzdem kenne ich mich auch dadurch schon ein bisschen hier aus. Darüber hinaus mag ich die Stadt auch einfach extrem. Meine Frau und ich sind oft hier, unsere Heimat Stendal ist nicht weit weg und dadurch können wir uns auch beide sehr gut mit Berlin identifizieren.

Du hast in deinen ersten Zweitligaspielen in Dresden auch öfter mal als Flügelverteidiger agiert, dich dann aber im zentralen Mittelfeld festgespielt, wo du von der Sechs über die Acht bis zur Zehn alle Rollen bekleiden kannst. Wie würdest du dich selbst als Spieler beschreiben? Was sind deine größten Stärken?
Seguin: Ich würde sagen, das Spiel zu sehen und aufzubauen. Ich lenke und führe gerne, bin keiner, der sich versteckt. Auch wenn mir mal ein Fehler passiert, möchte ich immer den Ball. Außerdem bin ich technisch stark und habe einen guten Abschluss. Der Pfeil bin ich auf dem Platz eher nicht (schmunzelt). Aber ich löse viele Szenen mit meiner Spielintelligenz.

Du hast deine erfolgreiche Phase in Fürth schon angesprochen. Dort bist du auch auf Fabian Reese getroffen, der dir damals sogar ein Tor aufgelegt hat. Wie sind deine Erinnerungen an ihn?
Seguin: Ich habe in Fürth seine Wohnung übernommen! Wir haben uns damals schon gut verstanden und auch privat viel zusammen unternommen. Ich denke, es wird mir helfen, wenn direkt eine Person da ist, mit der man sich gut versteht, eine Verbindung hat. Ich freue mich sehr, dass wir wieder zusammenspielen!

Kennst du weitere zukünftige Mitspieler?
Seguin: Niemanden, mit dem ich zusammengespielt habe – aber ich kenne beispielsweise Toni Leistner oder auch Marius Gersbeck natürlich schon von einigen bisherigen Duellen. Ansonsten bin ich ein umgänglicher Typ und deshalb zuversichtlich, schnell Anschluss an die Gruppe zu finden.

Paul Seguin beim Onboarding.

Lass uns dich noch ein bisschen besser kennenlernen. Du hast deine Verbindung zu Berlin schon angesprochen. Was magst du besonders an unserer Stadt? Hast du Lieblingsplätze?
Seguin: Mir gefallen diese kleinen Cafés, die vielen schönen Restaurants und generell das Kiezleben! Es gibt insgesamt aber zu viele gute Orte, um mich da auf Favoriten festzulegen.

Du kommst aus einer absoluten Fußballer-Familie. Dein Vater Wolfgang ist eine Legende beim 1. FC Magdeburg, deine vier Brüder haben ebenfalls gespielt. Wie intensiv ist der familieninterne Austausch über deine Vorstellungen auf dem Platz?
Seguin: (lacht) Wenn ich mal zu Hause bin, versuchen wir schon, den Fußball auch mal wegzulegen und uns mit anderen Dingen zu beschäftigen. Aber natürlich ist das Thema trotzdem immer präsent. Im Stadion sind sie eher selten, aber alle schauen jedes Spiel vorm Fernseher. Gerade meine Mutter ist da sehr hibbelig (lächelt). Deshalb ist es für die beiden auch angenehmer, wenn sie zu Hause gucken. Aber bei Spielen in der Nähe schauen sie schon auch mal vorbei und drücken vor Ort die Daumen.

Familienbesuche als Stichwort: Vor allem dein Bruder Maik ist ein echter Glücksbringer – es gab lange die Regel, dass du jedes Mal getroffen hast, wenn er im Stadion war…
Seguin:(grinst) die Serie hat leider nicht ganz gehalten, er war einmal auch da, als wir nicht gewonnen haben. Aber insgesamt hat er mir sehr oft Glück gebracht!

Vielleicht sollten wir ihm eine Dauerkarte besorgen! Vorher wollen wir noch über deinen Vornamen und den Spitznamen des Vaters reden: Der lautet „Paule“ – du hast mal in einem Interview erzählt, dass auch deine Brüder so gerufen wurden. Hat das nicht für Verwirrung gesorgt?
Seguin: In der Altmark, wo wir herkommen, ist der Name einfach sehr präsent. Das ging von meinem Vater dann durch zu uns Kindern. Ich bin der jüngste, und deshalb hatte meine Mutter dann beim letzten Kind gesagt: „Das ist der richtige Paul!“ So habe ich meinen Vornamen bekommen.

Hast du einen eigenen Spitznamen?
Seguin: Viele nennen mich Segu. In Fürth hatten wir drei Pauls, da ist das entstanden und so werde ich seitdem häufig gerufen.

Abschließend: Fußball liegt dir im Blut. Wie schaltest du denn am liebsten ab, wenn du mal nicht auf dem Platz stehst? Hast du ein besonderes Hobby?
Seguin: Ich verbringe viel Zeit mit meiner Famile, meiner Frau und meiner Tochter. Das holt mich runter und tut mir einfach gut! Außerdem freue ich mich immer, wenn ich es auch mal schaffe, meine Jungs zu sehen und etwas abseits vom Fußball zu unternehmen.

von Konstantin Keller