
„Rein in den Strafraum und Tore erzielen“
Das Wort Zielspieler kann man sowohl als gängige Bezeichnung für einen Torjäger als auch als Anspielung auf einen Profi mit klaren Vorstellungen beziehen. Sebastian Grønning vereint beides. Der Däne, der zur Spielzeit 2025/26 vom FC Ingolstadt zu unserer Alten Dame gewechselt ist, hat in seiner Karriere schon einiges erlebt und neben seinem Heimatland und Deutschland auch schon in Spanien, Griechenland und Südkorea die Schuhe geschnürt. „Ich habe viele Erfahrungen machen dürfen, die mir eine große innere Ruhe geben. Und jetzt dachte ich mir: Warum nicht als nächstes in eine chaotische Stadt wie Berlin gehen, um diese Ruhe mal auf die Probe zu stellen“, lacht der 28-Jährige im Gespräch mit Redakteur Konstantin Keller. „Außerdem freue ich mich auf die Herausforderung, bei einem Verein wie Hertha auch unter Druck zu performen. Das wird mich stärker machen“, ist sich der Angreifer sicher, der mit klaren Vorstellungen an die Spree kommt: „Ich mag es, die Dinge auf dem Platz simpel zu halten: Rein in den Strafraum und hoffentlich viele Tore für Hertha erzielen!“ Im Interview spricht Grønning über Begegnungen mit einem deutschen Nationalspieler, seine Liebe zum Kaffee, prägende Trainer und seine Ziele mit Hertha BSC.
Sebastian, willkommen in Berlin, willkommen bei Hertha! Kannst du uns zum Einstieg erzählen, was dir als Erstes durch den Kopf ging als du vom Interesse gehört hast?
Grønning: Dass das ein Schritt ist, den ich wirklich gerne machen würde! Entsprechend glücklich war ich, als ich gespürt habe, dass das Interesse auf beiden Seiten groß ist. Ich war im Januar schon dicht dran, herzukommen – und am Ende war es deshalb dann einfach, zusammenzukommen und den Prozess abzuschließen.
Benjamin Weber hat dich unseren Fans als „klassischen Zielspieler“ vorgestellt. Wie würdest du dich unseren Fans selbst beschreiben?
Grønning: Ich bin ein typischer Strafraumstürmer, habe dort meine Qualitäten und bin gut im Abschluss, insbesondere per Kopf. So kann ich für viele Gegner eine Gefahr darstellen. Außerdem bin ich ein großer Kerl, mag es, physisch zu spielen und die Dinge auf dem Platz ansonsten simpel zu halten: Rein in den Strafraum und hoffentlich viele Tore für Hertha erzielen!

Du hast dich bereits in vielen verschiedenen Ligen und Wettbewerben bewiesen, unter anderem Auslandserfahrung bei CD Castellón in Spanien, OFI Kreta in Griechenland sowie den Suwon Bluewings in Südkorea gesammelt. Wie haben dich diese Erfahrungen geprägt, auf wie auch neben dem Platz?
Grønning: Vor allem abseits des Feldes hat mich das beeinflusst! Alleine im Ausland zu leben, dabei andere Kulturen kennenzulernen – an diesen Erfahrungen wächst man als Mensch. Ich bin dabei reifer geworden und habe viel darüber gelernt, was für mich im Leben wirklich zählt: Bewusst im jeweiligen Moment zu leben. Das ist außerdem etwas, was man auch gut auf den Fußball übertragen kann – in den jeweiligen Situationen präsent und fokussiert zu sein. Durch diese Erlebnisse kenne ich mich inzwischen besser und habe viele Erfahrungen machen dürfen, die mir eine große innere Ruhe geben. Und jetzt dachte ich mir: Warum nicht als nächstes in eine chaotische Stadt wie Berlin gehen, um diese Ruhe mal auf die Probe zu stellen (lacht)? Außerdem freue ich mich auf die Herausforderung, bei einem Verein wie Hertha auch unter Druck zu performen. Das wird mich stärker machen, als Mensch und als Fußballer.
Auf deinen Stationen hast du so auch bereits einige Kollegen erlebt, unter anderem auch mit dem deutschen Nationalspieler Yann Bisseck zusammengespielt. War sein Potenzial damals schon zu erkennen?
Grønning: Ja, auf jeden Fall. Ich habe sowohl mit als auch gegen ihn gespielt. Am Anfang mochte er mich gar nicht so sehr, da er zuvor einen Elfmeter gegen mich verursacht hatte und das Gefühl hatte, dass das eher eine Schwalbe gewesen sei. (schmunzelt) Nach ein bis zwei Wochen wurde das dann aber besser, er ist ein großartiger Typ und ein klasse Spieler. Ich finde es beeindruckend, so einen Schritt zu wagen: Von einem dänischen Club zu Inter, um dann solche Spiele wie die gegen den FC Barcelona so zu bestreiten, wie er es getan hat. Ich hatte einige deutsche Kollegen, aber Yann war vermutlich der Beste!
Welche anderen Mitspieler haben dich auf deinem Weg besonders beeindruckt?
Grønning: Ich war allgemein gesagt oft von der Mentalität deutscher Mitspieler beeindruckt. Natürlich ist jeder Mensch ein wenig anders, aber diese Mentalität und Bereitschaft, hart zu arbeiten, waren eigentlich immer da, und das habe ich immer sehr geschätzt. In Dänemark habe ich zum Beispiel auch mit Björn Kopplin gespielt, der ja aus Berlin stammt, auch wenn er hier beim falschen Verein gespielt hat (grinst).
Auch in deiner Heimat hast du schon für einige bekannte Clubs gespielt, neben Aarhus GF unter anderem zu Beginn auch für Aalborg BK, wo du zum Profi wurdest. Bei Viborg bist du 2021 zudem Torschützenkönig der zweiten dänischen Liga geworden. Auf welchen Stationen hast du am meisten mitgenommen, dich besonders weiterentwickelt?
Grønning: Jede Station, jede Situation hat mir weitergeholfen - auch schwierigere, weil man gerade dann viel über sich selbst lernen kann. Aber klar, die Zeit in Viborg sticht heraus, da habe ich meine besten Leistungen gezeigt. Jacob Neestrup, jetzt beim FC Kopenhagen, hat mich geholt und extrem gepusht. Er hat mir geholfen, zu erkennen, was ich als Spieler leisten kann, das war richtig gut. Auch anschließend habe ich regelmäßig getroffen und bin dem Club bis heute verbunden. Neestrup hat intensiven Fußball spielen lassen, was mir sehr gefallen hat. Er und Dick Schreuder, unter dem ich in Spanien gearbeitet habe, haben großen Eindruck bei mir hinterlassen.
Diese Stationen haben dich dann nach Ingolstadt geführt. Dort hast du im vergangenen halben Jahr auch mit einem Landsmann zusammengespielt, der Hertha gut kennt: Gustav Christensen! Habt ihr euch möglicherweise vor dem Wechsel ausgetauscht?
Grønning: Gustav und ich haben viel über beide Vereine gesprochen! Er war wie ein kleiner Bruder für mich und ich habe versucht, ihn so gut ich konnte in Ingolstadt zu unterstützen. Umgekehrt bin ich auch zu ihm gekommen, wenn sich bei mir Fragen über Hertha ergeben haben. Gustav war eine gute Quelle für mich, weil er wie ich Däne ist und viele Dinge ähnlich erlebt und einschätzt wie ich. So konnten wir uns gegenseitig helfen.

Lass uns dich noch ein bisschen besser als Typ kennenlernen! Hast du einen Spitznamen? Wie rufen dich deine Mitspieler normalerweise?
Grønning: Normalerweise Seb! Sebastian rufen mich die Leute, vor allem meine Trainer, eigentlich nur dann, wenn sie mal sauer auf mich sind (grinst).
Warst du schon einmal in Berlin, kennst du die Stadt möglicherweise schon ein wenig?
Grønning: Ja, ich war hier schon einige Male auf Kurztrips für ein oder zwei Tage, aber bei allem, was diese Stadt zu bieten hat, reicht das natürlich nicht. Jetzt freue ich mich umso mehr darauf, Berlin in meiner freien Zeit hier besser kennenzulernen und zu erkunden.
Freizeit als Stichwort: Wenn du gerade einmal nicht auf dem Platz stehst, wie entspannst du dich dann am liebsten? Hast du ein bestimmtes Hobby?
Grønning: Ich bin kaffeesüchtig, habe mein eigenes Setup und träume davon, irgendwann meinen eigenen Coffeeshop zu eröffnen! Ich habe schon bei der Unterschrift mit den anderen gescherzt, dass ich im Falle eines Aufstiegs in die Bundesliga einen in Berlin aufmache. Kaffee ist wirklich eine große Leidenschaft von mir, darüber hinaus spiele ich noch ein bisschen Golf. Mein Handicap ist 16.
Abschließender Ausblick: Ab Juni geht es für dich im blau-weißen Trikot los! Was hast du dir für die Saison 2025/26 vorgenommen? Was muss passieren, damit es ein gutes Jahr für Hertha und dich wird?
Grønning: Ich möchte all das einbringen, was ich leisten kann, und bin aus einem Grund hergekommen: Dem Team zu helfen, die Ziele zu erreichen, indem ich ein entscheidender Spieler in unseren Offensivaktionen werde! Tore, Assists, der Mannschaft so dabei helfen zu siegen – damit möchte ich meinen Teil beitragen. Ich bin hungrig darauf, jetzt höherklassig zu spielen, und will den nächsten Schritt machen. Und wenn wir jeden Tag dafür arbeiten, machen wir im nächsten Sommer vielleicht gemeinsam den nächsten Schritt!