Dawid Kownacki steht mit einem Trikot über der Schulter am Fenster.
Profis | 22. Juli 2025, 14:00 Uhr

„Hier kommen viele gute Dinge zusammen“

Für Dawid Kownacki gibt es keine Zeit zu verlieren: Unsere Leihgabe stand bereits am Dienstag erstmals auf dem Schenckendorffplatz, um an der Seite seiner neuen Kollegen zu arbeiten. „Ich will die nächsten Tage, die Trainingseinheiten und das Testspiel nutzen, um alle noch besser kennenzulernen“, verrät der Angreifer. Im Interview mit Redakteur Erik Schmidt sprach der 28-Jährige außerdem über Ambitionen, verschiedene Spielsysteme und seine polnische Heimat.

Herzlich willkommen bei Hertha BSC, Dawid! Warum hast du dich für unseren Hauptstadtclub entschieden?
Dawid Kownacki: Hertha BSC ist ein großer Verein mit tollen Fans und einem schönen Stadion. Ich bin sehr glücklich über den Wechsel. Die Verantwortlichen – Benjamin Weber, Sami Allagui und Stefan Leitl – haben mir das Gefühl gegeben, dass sie mich unbedingt wollen. Der Club hat viele Ambitionen, so wie ich auch: Ich will dabei helfen, wieder in die Bundesliga zu kommen!

Die Sommervorbereitung befindet sich bereits auf der Zielgeraden – bis zum Startschuss im deutschen Unterhaus verbleiben nur noch anderthalb Wochen. Was wird bis dahin für dich wichtig sein?
Kownacki: Es bleibt nicht sehr viel Zeit – so ist es manchmal im Fußball. Aber ich brauche auch nicht viel Zeit und werde vom ersten Spiel an bereit sein, um alles für dieses Trikot geben zu können. Ich kenne den Coach und weiß, was er will und was wir brauchen. Das ist wichtig für mich. Außerdem kenne ich auch schon einige Spieler, zum Beispiel Michał Karbownik und Robert Kwasigroch. Ich will die nächsten Tage, die Trainingseinheiten und das Testspiel nutzen, um alle noch besser kennenzulernen.

Die 2. Bundesliga musst du nicht weiter kennenlernen. Worauf kommt es in dieser Spielklasse besonders an?
Kownacki: Nicht nur Qualität ist wichtig, sondern vor allem Mentalität und ein bisschen Hunger. Das alles braucht es, um Spiele zu gewinnen. Ich glaube, dass wir diese Eigenschaften haben. Aber diese Liga ist sehr schwierig, es gibt viele gute Mannschaften. Trotzdem gibt es nur ein Ziel für uns: den Aufstieg. Für mich selbst habe ich keine konkreten Zahlen im Auge. Natürlich bin ich Stürmer und muss Tore machen. Aber das Wichtigste ist, dass die Mannschaft punktet.  

Wie würdest du dich selbst als Spieler beschreiben? In welchem System fühlst du dich am wohlsten – als alleinige Spitze oder mit einem Nebenmann an deiner Seite?
Kownacki: Ich bin nicht die typische Nummer 9, ich lasse mich gerne etwas fallen. Deswegen kann ich nicht nur alleine vorne spielen, sondern mag es auch, mich mit einem zweiten Stürmer abzuwechseln. Beide Optionen sind möglich, für mich macht das wenig Unterschied. Ich würde mich außerdem als kopfballstark beschreiben. Den Rest will ich den Leuten dann mit der Zeit auf dem Platz zeigen.

Dawid Kowancki im Gespräch.
Gute Laune: Dawid Kownacki im Gespräch.

Vergangene Saison standest du unseren Blau-Weißen noch im direkten Duell gegenüber. Wie hast du die Spiele erlebt?
Kownacki: Es lief ganz gut für mich (grinst). Ich habe im Hinspiel getroffen und eine Vorlage gegeben, im Rückspiel waren es dann sogar zwei Vorlagen. Hertha hat zwar beide Male besser gespielt, aber Düsseldorf die Tore gemacht. Im Olympiastadion hatte ich großen Spaß, vor den vielen Leuten zu spielen. Ich kann es kaum erwarten, dort wieder aufzulaufen!

Du hast Michał Karbownik schon angesprochen. Er ist ein Landsmann und alter Bekannter von dir. Schließlich habt ihr bei Fortuna zusammengespielt. Gab es vor deinem Wechsel einen Austausch mit ihm?
Kownacki: Ja, ich hatte mit ihm Kontakt (schmunzelt). Weil meine Frau und meine Kinder erst in ein paar Wochen nachkommen, wenn alle Dinge organisiert sind, werde ich bestimmt erstmal viel Zeit mit Michał verbringen. Er kann mir ein paar Sachen zeigen. Wir kennen uns sehr gut und hatten viel Spaß in Düsseldorf – auf dem Platz und daneben. Daran können wir nun anknüpfen.

Ob Michał oder beispielsweise auch Krzysztof Piątek, Łukasz Piszczek und Artur Wichniarek – in der Vergangenheit trugen immer wieder Polen die Fahne auf der Brust. Was bedeutet dir diese Verbindung zu deiner Heimat?
Kownacki: Ich weiß, dass es hier schon viele polnische Spieler gab. Auch noch Bartosz Karwan und Piotr Reiss. Deswegen musste Michał mir über den Verein gar nicht so viel erzählen. Ich kenne Hertha BSC gut, war schon mit 13 oder 14 Jahren das erste Mal bei einem Heimspiel im Olympiastadion. Umso dankbarer bin ich, dass ich jetzt hier sein darf. Ich will die Geschichte fortsetzen, dabei mein Bestes geben und möglichst lange bleiben.

Dawid Kownacki posiert im Heimtrikot.

Das würde dir ermöglichen, Berlin in all seinen Facetten kennenzulernen. Hattest du zuvor schon Gelegenheit, unsere Hauptstadt ein wenig zu erkunden?
Kownacki: Ja, ich war schon ein paar Mal in Berlin und kenne die Stadt etwas – noch besser aber den Flughafen (lacht). Mit der Jugend von Lech Posen hatte ich außerdem hier auf dem Gelände irgendwann ein Testspiel. Das muss in der U14 oder U15 gewesen sein. Ich weiß aber nicht mehr, wie es ausgegangen ist...

Berlin ist also nicht ganz neu für dich und liegt zudem nur rund 200 Kilometer von Gorzów Wielkopolski entfernt. Wie wichtig ist dir die Nähe zu deiner Geburtsstadt?
Kownacki: Ich habe zwar länger in Posen gewohnt, aber das ist auch nicht viel weiter weg von Berlin. Diese Nähe zur Heimat ist auf jeden Fall sehr schön für mich und meine Familie – meine Eltern und meine Schwester können zu jedem Spiel kommen. Knapp zweieinhalb Stunden mit dem Auto sind nicht viel. Aber auch in meiner Geburtsstadt leben viele Verwandte, der Weg ist sogar noch kürzer. Das gibt mir ein gutes Gefühl und ist wichtig für mich – so kann ich an freien Tagen auch einfach zu ihnen fahren. Insgesamt kommen hier viele gute Dinge zusammen.

von Erik Schmidt