Die Fanbetreuer Nico Sass und Stefano Bazzano.
Fans | 19. Juli 2025, 10:00 Uhr

„Den Fans ermöglichen, ihre Liebe zu Hertha auszuleben”

Die Arbeit von Stefano Bazzano und Nico Sass findet oft im Hintergrund, wenige Meter neben unserer Mannschaft, statt. Und doch ist sie dabei für das Fanerlebnis elementar. Seit über einem Jahrzehnt ist Bazzano Teil der Fanbetreuung, Sass kam Anfang 2025 neu dazu. Gemeinsam und mit ihrem gesamten Team sorgen die beiden dafür, dass sich Hertha-Fans gehört, verstanden und gut betreut fühlen - ob in Kitzbühel oder im Olympiastadion. „Wir sind das Sprachrohr der Fans“, betont Sass im Gespräch. Dabei geht es nicht nur um das Weitergeben von Wünschen oder Kritik. Vielmehr gestalten die beiden aktiv Fanabende, organisieren gemeinsame Aktivitäten und sorgen dafür, dass sich alle willkommen fühlen. Für Bazzano, der die Abteilung leitet, ist klar: Fankultur endet nicht an der Stadtgrenze. „Wir wollen den Fans ermöglichen, ihre Liebe zu Hertha BSC auch im Trainingslager auszuleben.“ Ob beim Rafting oder bei Testspielen unserer Jungs – das Ziel ist immer dasselbe: Nähe schaffen und Erlebnisse ermöglichen, die verbinden. Im Interview sprechen die beiden über die Planung hinter den Kulissen, besondere Erlebnisse mit den Fans sowie Erwartungen an ihre eigene Arbeit.

Wie lange seid ihr schon Teil der Fanbetreuung bei Hertha BSC, und was sind eure Hauptaufgaben im Fußballalltag?
Sass: Ich bin seit Januar 2025 dabei. Zuvor war ich zwei Jahre in der Direktion Operations & Sicherheit im Organisationsteam tätig und habe mich dann entschieden, mich beruflich neu zu orientieren. Der Schritt in die Fanbetreuung war spannend, da er mir neue Perspektiven eröffnet hat. Zu meinen Hauptaufgaben gehören die Betreuung der Spieltage, die Organisation von Veranstaltungen und die tägliche Kommunikation mit den Fans.
Bazzano: Ich bin seit elf Jahren Teil der Fanbetreuung, zuvor war ich im Fanprojekt Berlin tätig. Als Sozialpädagoge mit dem Schwerpunkt Fankultur bin ich bereits im Rahmen meines Studiums mit diesem Berufsfeld in Berührung gekommen. Heute leite ich das Team der Fanbetreuung und bin für vielfältige Aufgaben verantwortlich. Als Schnittstelle zwischen Fans und Verein ist es unser Ziel, gegenseitiges Verständnis zu fördern. Wir sensibilisieren für die Perspektiven des jeweils anderen und bringen Menschen miteinander ins Gespräch. Unser Ansatz: miteinander reden – nicht übereinander. In diesem Sinne entwickle ich unterschiedliche Dialogformate, die Entscheidungsträger des Vereins, Mitarbeitende aus verschiedenen Direktionen sowie Fans an einen Tisch bringen, um gemeinsam über verschiedenste Themen zu sprechen. Darüber hinaus schaffen wir mit Projekt- und Bildungsangeboten Gelegenheiten, über den Tellerrand hinauszublicken und neue Perspektiven einzunehmen. Unser Team besteht aus sechs Mitarbeitenden. Neben den alltäglichen Aufgaben hat jeder eigene thematische Schwerpunkte. Meine Aufgabe ist es, den Überblick zu behalten, die verschiedenen Bereiche zu koordinieren und miteinander in Einklang zu bringen.

Was bedeutet für euch ein Trainingslager – Routine oder neue Herausforderung? Und wie früh beginnt die Planung?
Sass: Jedes Trainingslager ist für mich eine neue, positive Herausforderung. Meine erste Fahrt ging im Januar 2025 nach Spanien. Es war eine fantastische Möglichkeit, mit den Fans enger in den Austausch zu kommen. In Kitzbühel konnte ich die Organisation bereits stärker mitgestalten, was mir große Freude bereitet!
Bazzano: Für mich ist ein Trainingslager niemals Routine. Wir waren bisher immer an anderen Orten und jede Reise bringt neue organisatorische Herausforderungen mit sich. Es ist jedoch auch eine besondere Gelegenheit, mit den Fans in engem Kontakt zu sein und den Vereinsalltag aus einer anderen Perspektive zu erleben. Die Planung für das nächste Camp beginnt bei uns oft schon, während das aktuelle noch läuft, um kontinuierlich Verbesserungen vorzunehmen – nach dem Trainingslager ist vor dem Trainingslager (lacht).

Wie läuft dabei die Abstimmung mit anderen Abteilungen im Verein ab?
Bazzano: Der Austausch mit dem Teammanagement, der sportlichen Leitung, dem Medienteam und der Logistik ist dabei ein zentraler Bestandteil unserer Arbeit. Unser Ziel ist es, allen Beteiligten die bestmögliche Umsetzung ihrer Ziele und Vorstellungen zu ermöglichen. Diese unterscheiden sich jedoch auch mal, oder stehen nicht immer im Einklang mit den Interessen der Fans. Genau dort setzen wir an. Besonders bei der Organisation und Planung von Testspielen ist eine enge und frühzeitige Abstimmung erforderlich, insbesondere mit Blick auf sicherheitsrelevante Aspekte, die dabei eine zentrale Rolle spielen. Zudem kümmern wir uns um das Eventmanagement und die Hospitality, um unseren Fans ein außergewöhnliches Erlebnis zu bieten. 

Welche Rolle spielt die Fanbetreuung konkret vor Ort?
Bazzano: Dort sind wir hauptsächlich für das Miteinander zwischen den Fans und dem Verein zuständig. Unsere Aufgabe ist es, den Fans zu ermöglichen, ihre Leidenschaft für den Fußball und ihre Liebe zu Hertha BSC auszuleben, bei Testspielen als Zuschauende oder bei organisierten Fanabenden. Es geht darum, dass die Fans eine spannende und gut betreute Zeit mit uns verbringen. Der Fanbeauftragte verlässt dann auch mal seine klassische Rolle und schlüpft in die eines Eventmanagers, der Hospitality oder von Erlebnispädagogen.
Sass: Wir sind die erste Anlaufstelle für alle Anliegen, sei es Kritik, Wünsche oder Lob. Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist es, die Fans kontinuierlich zu informieren und sicherzustellen, dass ihre Anfragen ernst genommen werden. Wir sind ihr Sprachrohr in den Verein hinein. Wir kommunizieren Wünsche und Kritik direkt an die entsprechenden Personen und achten darauf, dass diese Anliegen im Club auch verfolgt werden und nicht zu kurz kommen. Wir möchten den Erwartungen an uns gerecht werden und jederzeit ansprechbar sein, wenn jemand etwas auf dem Herzen hat.

Nico Sass und Stefano Bazzano im Gespräch mit den Fans.

Wie bereitet ihr euch genau auf die Anwesenheit von Fans im Trainingslager vor? Welche speziellen Angebote gibt es für die Anhängerinnen und Anhänger normalerweise?
Bazzano: Für die Fans steht vor allem der Wunsch nach Teilhabe und transparenter Kommunikation im Vordergrund. Sie möchten die Spieler und das Team besser kennenlernen und ins Gespräch kommen. Daher organisieren wir regelmäßige Fanabende, ermöglichen Zugang zu Testspielen und Trainings und schaffen durch gemeinsame Aktivitäten ein noch stärkeres Gemeinschaftsgefühl. Es darf nicht außer Acht gelassen werden, dass sich unsere Fans zurecht wünschen, bei allem dabei zu sein – besonders dann, wenn sie extra anreisen und viel Zeit, Urlaub und Geld investieren, um dem Verein nah zu sein.
Sass: Diese Möglichkeit für Fans, in einem viel persönlicheren Rahmen mit der Mannschaft in Kontakt zu treten, ist in meinen Augen auch einfach das Besondere am Trainingslager. So ein Fanabend, bei dem alle in lockerer Atmosphäre zusammen essen und einfach mal quatschen, ist immer ein Highlight! 

Gab es ein besonders schönes oder kurioses Erlebnis mit Fans, das euch in Erinnerung geblieben ist?
Bazzano: Ich hatte wirklich viele schöne Momente mit den Fans. Kuriose Erlebnisse gab es da natürlich auch, allerdings erzähle ich diese Geschichten am liebsten immer persönlich. Die positiven, gemeinsamen Momente überwiegen auf jeden Fall, davon gab es einige: Tolle Spiele, gemeinsame Ausflüge. Besonders vergangenes Jahr fand ich es großartig, mit den Fans eine Rafting-Tour zu machen. Das war eine andere, viel persönlichere Möglichkeit, sich besser kennenzulernen. Auch das Testspiel zu unserem 127. Vereinsgeburtstag bleibt mir in Erinnerung. An diesem Tag hatten wir auch den Fanabend im Stadion und das war ein ganz besonderer Moment.
Sass: Ein unvergesslicher Fanabend war auch der in Spanien, als ich als Neuling ein Lied singen musste und mich für die Backstreet Boys entschieden habe (lacht). Beim Refrain „I want it that way“ sangen die Fans und Spieler laut mit, und die anfängliche Nervosität war weg. Eine großartige Erfahrung, die ich womöglich nie vergessen werde.

Was ist ein Teil eurer Arbeit im Trainingslager, dessen Bedeutung vielleicht nicht direkt zu sehen ist, der aber unabdingbar ist?
Sass: Ein oft unterschätzter Aspekt ist die Kommunikation. Es geht nicht nur darum, Informationen zu verbreiten, sondern auch sicherzustellen, dass sie klar und verständlich bei allen ankommen, sodass sich niemand ausgeschlossen fühlt.
Bazzano: Ein weiterer unterschätzter Punkt ist der Aufwand, den wir betreiben, um den Fans auch im Trainingslager eine Atmosphäre zu bieten, die sie aus Berlin kennen. Die Herausforderung ist groß, aber es ist unglaublich wichtig, das Miteinander auch außerhalb unserer Stadt lebendig zu halten.

Abschließend: Habt ihr Wünsche oder Pläne, wie ihr das Trainingslager-Erlebnis für die Fans noch besser gestalten könnt?
Bazzano: Ein großer Vorteil ist, dass wir nun auch in den kommenden Jahren in Kitzbühel sein werden. Das ermöglicht uns, die Bedingungen vor Ort besser zu verstehen und auf dieser Basis das Erlebnis jedes Jahr weiter zu verbessern.
Sass: Außerdem können wir dadurch gezielter an den Punkten arbeiten, die in der Vergangenheit vielleicht zu kurz kamen. Unser Ziel ist es, die Fans noch stärker einzubinden und ihnen neue Möglichkeiten zu bieten, sich mit uns und dem Verein noch enger zu verbinden.

von Sophie Dreier