Tjark Ernst gibt auf dem Rasen eine Anweisung.
Profis | 16. Juli 2025, 18:00 Uhr

Tjark Ernst und ein besonderer Sommer

Die eigenen vier Wände bekam Tjark Ernst in den vergangenen Wochen nur äußerst selten zu Gesicht. Denn hinter unserem Schlussmann liegt eine ereignisreiche Zeit – abseits Berlins. Zunächst weilte der Herthaner nämlich mit der deutschen U21-Auswahl bei der EM in der Slowakei, dann ging es in den Urlaub nach Griechenland und nun steht auch schon wieder das Trainingslager mit unserem Hauptstadtclub in Österreich auf dem Programm. Viel los also in diesem Sommer bei unserer Nummer 1, die sich trotzdem entspannt gibt. „Das gehört einfach dazu“, weiß Ernst, der die wenigen freien Tage bestmöglich zu nutzen versucht hatte. „Es ging darum, abzuschalten, um Kopf und Körper zu regenerieren und gleichzeitig neue Energie zu tanken“, berichtet der Blau-Weiße im Gespräch mit Redakteur Erik Schmidt. Deswegen hatte der 22-Jährige das Handy zeitweise auch in die hinterste Ecke seines Gepäcks verfrachtet und Social Media einfach Social Media sein lassen.

Tjark Ernst schiebt einen Reisekoffer.
Zuletzt regelmäßig gemeinsam unterwegs: Tjark Ernst und Koffer.

2024/25 lieferte prägende Erfahrungen

Währenddessen ergab sich auch die Gelegenheit, die vorangegangene Spielzeit einmal genauer zu reflektieren. „Es war keine leichte Saison. Ich habe viele Erfahrungen sammeln können – nicht nur positive“, erzählt Ernst, der in der Liga sowie im Pokal insgesamt 29 Pflichtspiele mit der Fahne auf der Brust absolviert, aber zwischenzeitlich seinen Status als Stammkeeper eingebüßt hatte. „Doch diese Erfahrungen haben mich geprägt und werden mir in meiner Entwicklung weiterhelfen. Je früher man in der Karriere eine schwierige Zeit durchmacht, desto mehr hilft es einem später – davon bin ich überzeugt. Deswegen blicke ich positiv zurück“, unterstreicht der 1,93-Meter-Mann, für den die Spielzeit 2024/25 zudem etwas länger angedauert hatte als für die meisten seiner Teamkollegen bei Hertha BSC.

Tjark Ernst applaudiert mit leerem Blick und Silbermedaille um den Hals.

Persönlicher EM-Moment auf internationalem Top-Niveau

Schließlich folgte für Ernst die erste Teilnahme mit einer U-Nationalmannschaft des DFB an einem kontinentalen Turnier. In der U17 hatte Corona dieses Erlebnis verhindert, in der U19 war die Qualifikation misslungen. Umso mehr genoss unser Torwart nun dieses besondere Event. „Es war ein extrem schönes Ereignis, das ich mein Leben lang nicht vergessen werde“, verrät der gebürtige Stuttgarter und fügt hinzu: „Vor allem die große Resonanz und Aufmerksamkeit, die das Ganze erzeugt hat, hatte ich so nicht erwartet. Es ist einfach etwas Besonderes, dein eigenes Land repräsentieren zu dürfen. Das macht Lust auf mehr in der Zukunft.“ Zumal unser Herthaner im dritten Gruppenspiel beim 2:1-Erfolg über England auch 90 Minuten lang seinen persönlichen EM-Moment auf internationalem Top-Niveau erhalten hatte. Die Young Lions revanchierten sich für die Niederlage dann jedoch bekanntlich beim Wiedersehen im Finale und entrissen der DFB-Auswahl die Trophäe. „Natürlich wäre es der krönende Abschluss für das Team und das Team hinter dem Team gewesen. In dieser Konstellation – mit diesem tollen Spirit und diesen besonderen Charakteren – kommen wir schließlich nicht mehr zusammen. Mit etwas Abstand überwiegt aber der Stolz auf die gesamte Leistung, die uns immer verbinden wird“, betont unser Torwart.

Tjark Ernst wirft sich auf den Boden und greift nach einem Ball.

1. Bundesliga und Bochum im Visier

An das eine Teamcamp schloss sich – nach nur kurzer Unterbrechung – direkt das nächste an. Lediglich eine Einheit hatte Ernst nach seinem zehntägigen Urlaub in Berlin absolviert, ehe der blau-weiße Reisetross in Richtung Kitzbühel aufbrach. „Es war mir total wichtig, im Trainingslager dabei zu sein. Ich habe nicht so viel an Fitness eingebüßt und auch schon zum Ende der freien Zeit ein paar Lauf- und Kraftübungen gemacht. Deswegen fühle ich mich fit. Die Vorfreude, endlich wieder dabei zu sein, war genauso groß wie auf alles, was da jetzt kommt“, verrät der Herthaner, der mit unserer Alten Dame die Rückkehr in die 1. Bundesliga anvisiert. Am 34. Spieltag der Saison 2022/23 absolvierte der 22-Jährige seinen bislang einzigen Einsatz im deutschen Oberhaus. Über kurz oder lang will der Schlussmann mit unserem Hauptstadtclub zurück in die Beletage. „Wenn ich mir die Mannschaft angucke, wie sie trainiert und auch neben dem Platz miteinanderumgeht, verfügen wir über einen guten Grundstein. Letztendlich müssen wir das aber konstant auf den Platz bringen und immer wieder an unser Limit kommen. Die Qualität dafür haben wir, das war zum Ende der vergangenen Saison zu sehen“, erklärt der Blau-Weiße, für den das Auswärtsspiel Mitte Oktober bei seinem Ausbildungsverein in Bochum ein spezielles Highlight darstellt. „Ich sehe mich in der Verantwortung, Woche für Woche zu performen und möchte der Mannschaft ein guter Rückhalt sein“, richtet unsere Nummer 1 den Blick nach vorn. In der Gegenwart steht zunächst weiterhin vor allem schweißtreibende Arbeit im Fokus – und die Vorfreude auf die baldige Rückkehr an die Spree. „Das eigene Zuhause und das eigene Bett sind schon nochmal etwas anderes“, gibt Ernst schmunzelnd zu. Erst recht nach diesem Sommer.

von Erik Schmidt