Die Grafik zum Hertha-Moment von Jack Morris.
Fans | 16. August 2025, 15:30 Uhr

Dieser Moment, als ich Herthaner wurde

War es der erste Schal, den eure Eltern euch auf dem Weg zum Spiel gekauft haben? War es der erste durchs Olympiastadion hallende Hertha-Fangesang, der euch nachhaltig beeindruckt hat? Oder doch die Kunststücke einzelner Blau-Weißer auf dem grünen Rasen – von Ete Beer über Marcelinho bis hin zu Marko Pantelić? Jede Herthanerin und jeder Herthaner hat einen eigenen Weg in unsere blau-weiße Familie. Gemeinsam mit der Sparda-Bank Berlin sucht unser Hauptstadtclub genau diese Geschichten – diesen Moment, als ihr Herthaner geworden seid.

Jack Morris kommt aus England – und ist Herthaner mit Leib, Seele und Fahrrad. Am zurückliegenden Freitag stieg der Fan am Brandenburger Tor auf den Sattel, um folgendes Ziel zu erreichen: Münster. Dort tritt unsere Alte Dame am Montag (18.08.25, 18:00 Uhr) in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals beim SC Preußen an. Über 460 Kilometer mit einem Zelt und jeder Menge blau-weißer Leidenschaft im Gepäck lagen da also vor Morris. Der 30-Jährige begab sich auf die Reise, um Spenden für den Kinderhilfe e.V. zu sammeln. Jener Verein, den unsere Fans sowie unser Hauptstadtclub auch bei der jüngsten Auflage von „Spendet Becher – Rettet Leben“ unterstützt hatten. Die Motivation des Anhängers bei diesem herausfordernden Trip? Etwas von dem zurückzugeben, das unsere Alte Dame ihm gab. Denn das war mehr, als er je erwartet hätte.

Jack Morris steht mit dem Fahrrad vor dem Olympiastadion.
Jack steht mit Rad vor dem Olympiastadion, wo einst alles an einem schmuddeligen Herbsttag begann.

Der Herbst, in dem alles begann

Als Jack vor rund drei Jahren mit seiner aus Moers stammenden Freundin direkt aus seiner Heimat nach Berlin zog, fiel ihm der Neuanfang in Deutschland alles andere als leicht. „Es war Herbst und einfach eine harte Zeit“, erinnert sich der Engländer. „Ich war mein ganzes Leben lang schon Fußballfan und dachte mir, dass ich einfach mal etwas Positives brauche.“ Weil seine Visaanträge mehrfach abgelehnt wurden, ein Job schwer zu finden war und auch eine Wohnung auf sich warten ließ, fühlte es sich für Jack zunächst so an, als ob sein neuer Lebensmittelpunkt ihn nicht wirklich willkommen heißen wolle.

Das änderte sich schließlich mit dem ersten Besuch im Olympiastadion. Unsere Berliner spielten damals gegen den 1. FC Köln und konnten das Duell am 12. November 2022 mit einem 2:0-Erfolg für sich entscheiden. Doch das Ergebnis war für Morris zweitrangig. „Ich habe zu der Zeit noch nicht viel Deutsch gesprochen, aber als ich das erste Mal im Stadion ‚Nur nach Hause‘ gehört habe, sind mir ein paar Tränen übers Gesicht gelaufen. Das hat mich wirklich berührt.“ Für den Herthaner war es ein Schlüsselmoment: „Das war das erste Mal seit meinem Umzug, dass ich mich zugehörig gefühlt habe.“

Vom Einzelgänger zum Fanclubmitglied

Jack ging fortan regelmäßig zu den Spielen – anfangs gern allein. Auch um mit anderen Fans ins Gespräch zu kommen und so sein Deutsch zu verbessern. Doch dann traf er beim DFB-Pokalspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern einen anderen englischsprachigen Anhänger, dem er versehentlich etwas Bier auf den Schuh kippte. Die beiden unterhielten sich und es war der Anfang einer besonderen Verbindung.

Ein Jahr und zwei weitere Zufallsbegegnungen später trat Jack den Hertha Inters bei – einem aus internationalen Herthanerinnen und Herthanern bestehenden Fanclub. Mittlerweile stellt dieser Fanclub Morris' blau-weiße Familie dar. „Ich liebe diese Gruppe. An Spieltagen sind wir 15 bis 20 Leute. Einige reisen sogar extra aus dem Ausland an, um ein paar Spiele im Jahr mitzuerleben“, erzählt der 30-Jährige. Seine besten Berliner Freunde fand Jack dort. Logisch, dass sie ihrem Kumpel nun bei dessen verrückten Reiseplänen sogleich unter die Arme gegriffen und ihn mit Stickern, Shirts und einem Schal ausgestattet haben.

Jack Morris beobachtet eine Trainingseinheit unserer Herthaner.

Ein Drahtesel, ein Ticket – und ganz viel Herz

Ursprünglich wollte Jack schon zum ersten Auswärtsspiel der vergangenen Saison auf zwei Rädern anreisen. Doch damals fehlte ihm sowohl das Ticket als auch der Drahtesel. Jetzt ist beides vorhanden – und ein Zelt obendrauf. „Ich fahre vor allem, um Geld für den Kinderhilfe e.V. zu sammeln“, erzählt Morris. Von der Organisation, die sich für Familien mit krebs- oder schwerkranken Kindern einsetzt, hatte er über unseren Hauptstadtclub erfahren. Die Arbeit des Kinderhilfe e.V. liegt Jack aus einem bestimmten Grund am Herzen: Neben seiner inzwischen Verlobten, die ihn oft ins Stadion begleitet, wird es in seinem Leben nämlich bald auch eine weitere kleine Herthanerin geben. Ein blau-weißes Babytrikot hat der werdende Papa natürlich schon besorgt. „Hertha hat mir geholfen, aus einer negativen mentalen Phase herauszukommen. Jetzt will ich etwas zurückgeben. Für Hertha, für meinen Fanclub und besonders für den Kinderhilfe e.V.“, unterstreicht Morris.

Die geplante Route führt ihn von Berlin über Potsdam, Magdeburg, Braunschweig, Hannover, Helmstedt und Porta Westfalica bis nach Münster – jeden Tag wird der Herthaner auf seinem Instagram-Account @hallo_ich_bin_jack über seine Reise berichten. Wer den Blau-Weißen unterstützen möchte – sei es mit einem sicheren Abstellplatz für sein Fahrrad oder sogar einer Rückfahrtmöglichkeit nach Berlin – kann sich dort gerne bei ihm melden. Bei einem erfolgreichen Ausgang des Pokalduells, will der 30-Jährige dann zur 2. Runde des Wettbewebs erneut in die Pedale treten.

Jack Morris steht mit dem Fahrrad vor dem Welcome-Board an der Geschäftsstelle.
Uff Achse in blau-weiß: Morris nimmt für unsere Alte Dame so manche Herausforderung auf sich.

Toni Leistner als Tattoo?

Das Herz des Engländers schlägt seit seiner Kindheit übrigens für West Bromwich Albion. Sein Heimatverein läuft ebenso wie unsere Alte Dame in blau-weiß gestreiften Trikots auf. Im Jahr 2022 traten unsere Herthaner sogar zu einem Testduell im Stadion The Hawthorns an und unterlagen damals mit 1:2. Unabhängig von der langjährigen Verbindung zu seinem englischen Verein, will der Wahl-Berliner zeitnah auch seine neu Liebe auf der Haut verewigen und liefert direkt einen weiteren Grund für eine Spende: Ab einer Summe von 2.000 Euro lässt sich Jack nämlich ein Tattoo mit Hertha-Bezug stechen. Falls es sogar 5.000 Euro werden, soll eins von Lieblingsspieler Toni Leistner her. „Ich glaube aber, das macht meine Freundin nicht mit“, verrät Jack lachend. Alles für den guten Zweck!

Hier geht es direkt zu der Spendenaktion auf zwei Rädern.

von Alexandra Pappschek