Julian Eitschberger im Porträt.
Profis | 9. September 2025, 10:00 Uhr

Zwei Jahre Anlauf für einen Traum

Dem berühmten chinesischen Philosophen Laotse wird das Zitat „Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg“ nachgesagt. Eine Weisheit, die Julian Eitschberger bestätigen kann. Nach seinem Bundesligadebüt im Alter von 18 Jahren musste der Herthaner 1.239 Tage warten, ehe er im Heimspiel gegen Elversberg erneut in einer blau-weißen Startelf ins Berliner Olympiastadion einlaufen durfte. „Viele Wege führen nach Rom“, antwortet der Flügelspieler schmunzelnd, als ihn Redakteur Konstantin Keller auf die ungewöhnliche Statistik anspricht. „Ich hatte früh den Traum, es bei Hertha zum Profi zu schaffen, und über Umwege habe ich das Ziel erreicht. Für meine persönliche Entwicklung war der Weg so optimal. Gleichzeitig bin ich sehr froh, jetzt wieder hier zu sein. Wieder im Olympiastadion zu sein und von Anfang an spielen zu dürfen – das ist einfach geil. Ich hatte mich die ganze Woche darauf gefreut.“

Julian Eitschberger stürmt im Olympiastadion

Dass die Partie selbst dann alles andere als nach Plan verlief, ist bekannt. Die Bilanz des Saisonstarts wurmt alle Herthanerinnen und Herthaner. „Das war nicht der Beginn, den wir uns erhofft haben. Wir müssen alle eine Schippe drauflegen, als Team die richtige Energie auf den Platz bringen und uns so zusammen ein Erfolgserlebnis erkämpfen“, unterstreicht Eitschberger. Dabei möchte unsere Nummer 2, die in vier von fünf Pflichtspielen starten durfte, weiterhin mithelfen. „Mein Ziel ist es, immer zu spielen. Ich bin froh, dass ich als junger Spieler regelmäßig auflaufe und meine Entwicklung weitergeht.“

Wichtige Erfahrungen in Halle und Essen

Eine Entwicklung, bei der dem gebürtigen Brandenburger auch die angesprochenen Umwege geholfen haben. Auf Leihen zum Halleschen FC und zu Rot-Weiss Essen sammelte Eitschi nach seiner Ausbildung in unserer Akademie wichtige Erfahrungen in der 3. Liga. „Mit Halle sind wir leider abgestiegen, aber ich konnte aus meiner ersten Profisaison viele Lehren ziehen. In Essen hatten wir eine schwierige Hinrunde, haben dann aber eine super Rückserie gespielt. Dadurch konnte ich sowohl den Kampf im Abstieg als auch die spielerische Leichtigkeit erleben, wenn man eine Erfolgsserie hat“, reflektiert das blau-weiße Eigengewächs.

Nun ist er in der 2. Bundesliga angekommen. Den größten Unterschied sieht Eitschberger in den „berühmten ein, zwei Sekunden, die das Spiel noch schneller ist. Diese Umstellung braucht etwas Zeit. Kampf und Intensität bleiben aber auch hier die Basis.“ An allem anderen arbeitet er. Die individuellen Einheiten, von denen der Flügelflitzer bereits in der letzten Dokufolge berichtete, hat er sich beibehalten. Eine Maßnahme, die sich ausgezahlt hat. „Es war gut, dass ich vergangene Saison an meiner Reaktion gearbeitet habe. Beim Antizipieren habe ich so wichtige Schritte gemacht, das können genau die Sekunden sein, die man in der zweiten Liga benötigt, um Situationen und Räume richtig einzuschätzen. Momentan arbeite ich daran, meine Schnelligkeit weiter zu fördern und habe einen Plan, was ich noch entwickeln möchte“, berichtet der 21-Jährige. Was hat er sich dabei vorgenommen? „Ich will konstanter in meinen Leistungen werden, mich im Team einbringen und nach und nach in eine Führungsrolle arbeiten: Den Mund aufmachen, die Jungs mitziehen, darauf liegt mein Augenmerk, weil ich mir da noch Entwicklung zutraue und das jeder Mannschaft guttut!“

Julian Eitschberger im Gespräch mit Hertha-Redakteur Konstantin Keller.

Ambitioniert und motiviert

Der deutsche U-Nationalspieler ist ebenso ambitioniert wie motiviert. „Jeden Tag aufs Gelände zu kommen und die Profikabine von Hertha BSC zu betreten, erfüllt mich mit Stolz. Ich habe zwei Jahre darauf hingearbeitet und bei meinen Leihen alles gegeben, um mir den Platz hier zu verdienen. Aber um den zu behalten, muss ich jetzt dranbleiben.“ Denn von der grundsätzlichen Stärke des Kaders unserer Berliner ist er absolut überzeugt. „Wir haben ein geiles Team, das müssen wir jetzt gemeinsam zeigen und anfangen, Ergebnisse einzufahren. Die sind und bleiben das Wichtigste im Fußball, und mit den Ergebnissen kommen dann auch Spaß und Leichtigkeit zurück“, ahnt der Rechtsfuß.

Blick auf Hannover

So will der Herthaner mit seinen Teamkollegen den sportlichen Turnaround schaffen – idealerweise direkt in der anspruchsvollen Auswärtspartie bei Spitzenreiter Hannover 96 am Samstag (13.09.25, 20:30 Uhr) mit zahlreichen mitreisenden Blau-Weißen im Rücken. „Das Spiel steckt schon im Kopf. Die Fans sind trotz dieser schwierigen Phase da, die Unterstützung ist unglaublich. Das muss uns anspornen“, sagt Eitschberger. Für ihn, das ist zu spüren, ist es nicht nur eine sportliche, sondern eine tiefe persönliche Motivation. „Ich will mit dieser Fahne auf der Brust meine Leistung bringen, weil Hertha mein Verein ist. Ich habe zwei Jahre dafür gekämpft. Jetzt möchte ich mit diesem Club Erfolg haben und die Fans glücklich machen!“

von Konstantin Keller