Hertha-Fan Leon Stimming.
Fans | 29. Oktober 2025, 17:00 Uhr

Dieser Moment, als ich Herthaner wurde

War es der erste Schal, den eure Eltern euch auf dem Weg zum Spiel gekauft haben? War es der erste durchs Olympiastadion hallende Hertha-Fangesang, der euch nachhaltig beeindruckt hat? Oder doch die Kunststücke einzelner Blau-Weißer auf dem grünen Rasen – von Ete Beer über Marcelinho bis hin zu Marko Pantelić? Jede Herthanerin und jeder Herthaner hat einen eigenen Weg in unsere blau-weiße Familie. Gemeinsam mit der Sparda-Bank Berlin sucht unser Hauptstadtclub genau diese Geschichten – diesen Moment, als ihr Herthaner geworden seid.

Eigentlich bekam Leon Stimming die Sympathie für die Alte Dame in die Wiege gelegt. Der 21-Jährige ist in Werder bei Berlin geboren und aufgewachsen, sein Vater schon lange glühender Anhänger der Blau-Weißen. Das geht an einem heranwachsenden Kind nicht einfach so vorbei. Vollends begeistern konnte sich Leon für das runde Kunstleder in jungen Jahren dennoch nicht. In der Kindheit hatte er Freude an Karate, zu Beginn der Jugend wuchs das Interesse am Fußballspielen, doch das Profigeschäft blieb für den Verteidiger nebensächlich. Wenige Male nahm ihn sein Vater mit ins Olympiastadion, doch erst im Alter von 15 Jahren sollte der Funke überspringen.  

Gegen Dynamo Dresden machte es „bumm“

Das geschah an einem kalten Herbstabend, als sich Leon mal wieder von einem Besuch im weiten Rund überzeugen lassen hatte. Der Herthaner erinnert sich zurück: „Auf dem Weg bereute ich, nicht noch einen Pullover mitgenommen zu haben. Mir war sehr kalt und ich hatte gar keine Lust auf das Spiel.“ Der Motivationspegel stieg, als die Ostkurve zu singen begann. Der Spielverlauf der Zweitrundenpartie des DFB-Pokals gegen Dynamo Dresden am 30. Oktober 2019 tat sein Übriges.

Im mit über 70.000 Fans gut gefüllten Olympiastadion herrschte eine besondere Atmosphäre. Die Gäste gingen in der ersten Hälfte in Führung, doch Dodi Lukébakio egalisierte kurz nach der Pause. Dass Ondrej Duda mit seinem verwandelten Foulelfmeter den Spielstand kurzzeitig komplett drehte, löste auf den Rängen vollkommene Ekstase aus. Ausgerechnet Patrick Ebert erzielte jedoch, ebenfalls per Strafstoß, den Ausgleich in letzter Minute für die Gäste. Nachdem die Schwarz-Gelben in der Verlängerung das Ruder erneut herumreißen konnten, stand Hertha vor dem Aus. Doch in der Nachspielzeit gelang den Blau-Weißen in Person von Jordan Torunarigha doch noch der Ausgleich, für Leon war das der Knackpunkt: „Bei dem Treffer bebte der Boden des Olympiastadions unter meinen Füßen, sowas hatte ich noch nie erlebt. Da hat es bumm gemacht. Zwei Stunden zuvor hatte ich noch gefroren, jetzt stand ich im T-Shirt im Oberring, eng an eng mit allen anderen Herthanerinnen und Herthanern. Vor dem Elfmeterschießen hatte ich Bammel, wie selten in meinem Leben.“ Doch das ging bekanntlich gut aus. Keeper Thomas Kraft parierte zwei Strafstöße und Grujić entschied die Partie mit dem fünften Versuch zu Gunsten der Alten Dame.

Hertha-Fan Leon Stimming im Urlaub.

Die Initialzündung

Seit diesem Tag ist der angehende Bürokaufmann Feuer und Flamme für die Blau-Weißen. 2020 beantragte der Auszubildende die Mitgliedschaft, der Kauf einer Dauerkarte folgte. Bei Heimspielen ist Leon meist im Olympiastadion anzutreffen und für Duelle in der Ferne reist er unserem Hauptstadtclub durch die ganze Republik hinterher. Auch Rückschläge in der jüngeren Vergangenheit fügten dieser besonderen Beziehung keinen Schaden zu: „Ich konnte mich noch nie so sehr mit Hertha identifizieren wie in den vergangenen zwei Jahren.“

Am Donnerstag jährt sich der Pokalfight und somit auch Leons Moment, als er Herthaner wurde, zum sechsten Mal. Am Samstag (01.11.25, 13:00 Uhr) empfangen unsere Jungs die Sachsen in der Liga. Dauerkarteninhaber Leon wird mit von der Partie sein: „Ich bin definitiv im Stadion und Karten für Freunde sind auch schon geholt.“

von Tjard Häusling