
Lottes Laufwege
Es lief die 30. Minute am 11. Spieltag der Regionalliga Nordost, als unsere 1. Frauen sich bei der Zweitvertretung des FC Carl Zeiss Jena die Herbstmeisterschaft sicherten. Mittendrin: Lotte Reimold. Sie bereitete das entscheidende 1:0 vor, das „ein wenig aus dem Nichts“ kam, wie sich die Offensivspielerin im Gespräch mit Redakteur Konstantin Keller erinnert. „Wir waren nicht so gut im Spiel bis dahin. Magda (Krug, Anm. d. Red.) und ich haben einmal kurz die Positionen getauscht – dann habe ich den Weg tief gesehen, Auri (Haesler, Anm. d. Red.) hat den Ball gut gespielt und wir kamen so in die Zwei-gegen-Eins-Situation. Danach war es im Endeffekt einfach, aber eben auch sehr wichtig!“

Wichtig für die Tabelle, aber eben auch wichtig für den Kopf und das Selbstvertrauen. „Wir haben uns alle individuell weiterentwickelt, dazu kommt die gesammelte Erfahrung unserer immer noch sehr jungen Mannschaft. Wir haben diese Saison die Fähigkeit, solche Spiele dann zu gewinnen. In den vergangenen Spielzeiten sind diese 50:50-Partien eher noch an die Gegner gegangen. Aber natürlich gehört auch immer ein wenig Spielglück dazu“, bilanziert die 19-Jährige. So haben sich die Blau-Weißen an die Tabellenspitze gearbeitet – ein Weg, der nicht ohne kleinere Rückschläge verlief. Die einzige Niederlage gegen RB Leipzig im September sowie zwei Punkteteilungen mit dem 1. FC Magdeburg und dem SV Eintracht Leipzig-Süd im Oktober waren für Reimold in der Retroperspektive aber auch hilfreich. „Die Rückschläge haben uns geholfen – als Erinnerung, dass wir in jedem einzelnen Spiel an die hundert Prozent kommen müssen. Danach haben wir es geschafft, immer unsere Qualität auf den Platz zu bringen. Und wenn wir das schaffen, gewinnen wir die Spiele auch“, resümiert sie.
Die Entwicklung unserer 1. Frauen hin zu einem Spitzenteam der Regionalliga Nordost hat der Rechtsfuß komplett mitgemacht. Ein Weg, auf dem die Offensivakteurin und ihre Teamkolleginnen zusammen bereits einiges erlebt haben. „Das 2:1 gegen Viktoria im Amateurstadion im Oktober 2023, das Spiel bei Union in der Alten Försterei im April 2024 und die DFB-Pokalpartie gegen den VfL Wolfsburg in der Saison 2024/25“, antwortet sie auf Nachfrage zu ihren persönlichen Highlights. „Immer, wenn viele Fans da sind und eine besondere Atmosphäre herrscht, ist das eine tolle Erfahrung. Die Unterstützung spürt man auch auf dem Platz, das pusht schon sehr!“
Führungsrolle auf der Acht
Selbst ist die frühere Stürmerin auf dem Grün mehr und mehr in die Rolle als Achterin hineingewachsen. Eine Rolle, die sie bereits in den Vorsaisons immer wieder bekleidet hat. „Ich kann meine Qualitäten dort deutlich besser einbringen. Meine Stärken liegen in der Offensive, im Spielverständnis und der Kreativität: Laufwege sehen und machen, die Bälle in die Tiefe spielen und ins Dribbling gehen“, beschreibt sie ihr Spiel, für dessen Zukunft sie klare Vorstellungen hat. „Ich will noch mehr Torwillen entwickeln und öfter in der Box auftauchen. Am Torschuss und an meinem linken Fuß möchte ich auch arbeiten. Man kann sich immer verbessern!“ Das gelingt ihr konstant. Bereits unter Manuel Meister kam die Herthanerin regelmäßig zum Einsatz, unter dessen Nachfolger Tobias Kurbjuweit ist Lotte „eine Führungsspielerin geworden, ich habe jedes Spiel in der Startelf gestanden“, wie sie selbst bilanziert. Am neuen Coach schätzt sie die klare Kommunikation. „Der größte Unterschied ist die Lautstärke auf dem Platz – wenn es nicht so läuft, hat er uns auch durchaus etwas zu sagen“, schmunzelt Reimold. „Als junges Team tut uns das aber durchaus gut, motiviert uns.“

Mit Motivation und dem großen Ziel Aufstieg gehen unsere Hauptstädterinnen ins neue Kalenderjahr. „Wir haben eine gute Ausgangslage, stehen dort, wo wir zu diesem Zeitpunkt stehen wollten. Jetzt gilt es, die Position zu behaupten. Unser Ziel muss sein, den Willen zu haben, jedes Spiel zu gewinnen“, unterstreicht unsere Nummer 28, die unser Leiter Frauenfußball Sofian Chahed als Unterschiedsspielerin bezeichnet. Einen entscheidenden nächsten Entwicklungsschritt hat sie dabei bereits ausgemacht. „Wir müssen noch konstanter werden und unsere Chancenverwertung weiter verbessern. Denn unsere Möglichkeiten bekommen wir immer!“ Dabei heißt es, wie so oft im Fußball: Ein Schritt nach dem anderen.
Reimold plant in ihrem Lieblingsspiel ohnehin nicht gerne zu weit voraus. „Ich lebe ein bisschen von einem Tag zum nächsten, träume deshalb nicht unbedingt vom WM-Finale oder solchen Dingen“, sagt die Studentin mit einem Lächeln auf die Frage nach ihren größten Wünschen und Zielen. „Generell: So hoch wie möglich spielen und das Beste erreichen, was drin ist!“ So soll Lottes Laufweg weiter nach oben führen.