Die Redner der Mitgliederversammlung auf dem Podium.
Club | 30. Mai 2021, 15:45 Uhr

Gestärkt in die Zukunft!

Acht Tage nach dem 34. Spieltag der Saison 2020/21 hat Hertha BSC die erste ordentliche Mitgliederversammlung in 2021 abgehalten – wie im vergangenen Mai wegen den Auswirkungen der Corona-Pandemie in digitaler Form. Während sonst für gewöhnlich zwei Mal im Jahr über 1.000 blau-weiße Mitglieder in die Messehalle strömen, fanden sich dort diesmal unsere Vereinsvertreter lediglich mit Kamerateams ein. An den Bildschirmen zu Hause verfolgten über 2.740 Herthanerinnen und Herthaner die Veranstaltung, durch die in gewohnter Manier Dr. Dirk Lentfer führte. „Liebe Herthanerinnen und Herthaner, ich möchte Sie hiermit recht herzlich aus der Messehalle Berlin zu unserer ersten ordentlichen Mitgliederversammlung im Jahr 2021 begrüßen“, eröffnete unser Präsident Werner Gegenbauer die Versammlung und verdeutlichte, worum es auch nach über zwölf Monaten nach Ausbruch der Pandemie geht. „Ich hoffe vor allem, Sie alle erfreuen sich bester Gesundheit.“

Um Platzierungen und Punkte, um Meisterschaft und Abstiegskampf ging es derweil selbstverständlich in der nun abgelaufenen Spielzeit. Doch der 71-Jährige, der am Freitag seinen Geburtstag feierte, machte keinen Hehl daraus, dass zuletzt alles anders war. „Die zurückliegende Spielzeit war geprägt von großen Entbehrungen und dem Fehlen des wichtigsten Bestandteils im Fußball: Sie alle, unsere Mitglieder und Fans, die unsere Mannschaft seit nunmehr über einem Jahr nicht mehr lautstark im Stadion anfeuern und nach vorne peitschen konnten, werden bei unseren Spielen schmerzlich vermisst“, so der langjährige Herthaner. Eine denkwürdige Saison, die einer ausführlichen Analyse bedarf. „Im sportlichen Bereich haben wir eine außerordentlich unbefriedigende und enttäuschende Saison erlebt, die mit dem Klassenerhalt zumindest im Ergebnis noch ihren erfreulichen Abschluss gefunden hat“, fand Gegenbauer durchaus kritische Worte, hob aber dennoch hervor, dass unsere Mannschaft in einem Kraftakt den Klassenerhalt trotz Rückschlägen geschafft hat. Einen Dank richtete er dabei an alle, die es mit unseren Blau-Weißen halten. „Unter dem Motto ‘Gemeinsam Hertha‘ konnten wir eine Welle der Solidarität auslösen, die eine großartige Unterstützung für unsere Mannschaft im beschwerlichen Abstiegskampf entfaltet hat“, lobte Gegenbauer, der seit 2008 an der Spitze unseres Hauptstadtclubs steht.

Bildergalerie: Digitale Mitgliederversammlung Mai 2021

Pál Dárdai bleibt – Hertha BSC wächst weiter!

Nachdem der Aufsichtsrat in Person des Vorsitzenden Dr. Torsten-Jörn Klein Bilanz gezogen hatte und die Aussprache zu diesen Schilderungen gefolgt war, referierte Carsten Schmidt über den Zusammenhalt unserer Hertha-Familie – unser Faustpfand im Kampf um den Klassenerhalt. „Ich freue mich, dass wir seit dem Start unserer Mitgliederinitiativen am 10. März bislang 2.148 neue Mitglieder bei Hertha BSC erhalten haben. Das ist ein tolles Ergebnis“, sprach unser CEO bei seiner ersten Mitgliederversammlung in dieser Position über die erfreuliche Entwicklung der zurückliegenden Wochen und skizzierte den weiteren Weg unserer 'Alten Dame‘ optimistisch. „Ich bin davon überzeugt, dass die Stadt und Hertha BSC in der Zukunft weiter wachsen werden.“ Der 57-Jährige hatte aber eine weitere positive Nachricht zu überbringen und spielte eine Videobotschaft von Pál Dárdai ein, der verkündete, unsere Mannschaft auch in der kommenden Saison trainieren zu werden. Dass unser Verein viel mehr ist als Fußball, belegten seine weiteren Ausführungen rund um das Thema Corporate Social Responsibility (CSR). „Ich bin zu einem ganz besonderen Verein gekommen. Die Haltung und das Wertegerüst von Hertha BSC ist außerordentlich. Das sage ich, weil Sie, die Mitglieder und auch die Fans, die noch nicht Mitglied sind, dafür gesorgt haben. Es ist eine Gemeinschaft, die aufeinander acht gibt und besonders in der Corona-Zeit Außerordentliches geleistet hat", honorierte Schmidt und nannte Aktionen im Detail. „Den Wilhelm Wernicke Preis haben wir mit 25.000 Euro erstmals ausgelobt. Viele Initiativen waren sehr erfolgreich und wir werden alle sehr gerne unterstützen. Aus gegebenem Anlass möchte ich noch bekanntgeben, dass 61.000 für den Kolibri e.V. durch die Aktion Spendet Becher – Rettet Leben zusammengekommen sind."

Szenarien für Fan-Rückkehr in Planung

Mit einem guten Gefühl blickt Ingo Schiller auch auf die Zusammenarbeit mit unserem strategischen Partner. „Dass ich trotz der schwierigen Pandemie-Situation zuversichtlich bin und die Kraft gefunden habe, gestärkt aus der Situation herauszukommen, liegt vor allem an der Partnerschaft mit Tennor“, sagte unser Geschäftsführer Finanzen stellvertretend für den ganzen Verein, für den er auch über den Planungsprozess für 2021/22 sprach. „Zur großen Freude aller Beteiligten hat sich Tennor im vergangenen Juli dazu entschlossen, weitere 150 Millionen Euro Eigenkapital zur Verfügung zu stellen. Ein Bekenntnis zu Hertha BSC und der Stadt Berlin, wie es kein zweites gibt. Wir sind in einer sehr, sehr guten Geschäftsbeziehung.“ Ein Thema war ebenfalls die mögliche Rückkehr der Fans ins Olympiastadion. „Wir gehen davon aus, dass Zuschauerinnen und Zuschauer zurückkommen werden, das wird aber nicht von null auf hundert passieren. Aber ich kann versichern, dass wir so bald wie möglich unsere Tore öffnen werden.“ Eine Dauerkarte wird es für die kommende Runde zunächst nicht geben, beim Erwerb von Tageskarten werden die vorherigen Dauerkartenbesitzerinnen und -besitzer, die gleichzeitig auch Mitglied sind, aber im Fall der Fälle ein Vorkaufsrecht besitzen. Blau-weißer Dank gilt darüber hinaus unseren Sponsoren, Partnern und Freunden, die uns in den schwierigen Zeiten eindrucksvoll begleitet haben. Dabei hob der 55-Jährige Homeday, Hyundai, Coca Cola und Berliner Kindl hervor: „Vielen Dank an Homeday für die Partnerschaft und das Bekenntnis zu Hertha BSC. In Hyundai hat unser Automobilpartner im vergangenen Herbst bereits vorfristig seinen Vertrag bis zum 30. Juni 2022 verlängert. Auch Coca Cola hat von sich aus den Vertrag um ein weiteres Jahr ausgedehnt. Mit Berliner Kindl haben wir uns auf einen neuen Dreijahresvertrag geeinigt“, verkündete der Verantwortliche hochzufrieden.

Lobende Worte adressierte Schiller auch an die Gremien sowie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Vereins: „Wir sind momentan in einer besonderen Situation, die meisten Kolleginnen und Kollegen arbeiten aus dem Homeoffice, der Austausch ist eingeschränkt. Doch was zum Teil geleistet wird, ist hervorragend, bemerkenswert und nicht selbstverständlich. Ich hoffe, wir können in diesem Spirit noch sehr viele Jahre zusammenarbeiten können.“ Zum Abschluss dankte er Michael Preetz, der unseren Hauptstadtclub Anfang des Jahres verließ. „Ich möchte mich ganz persönlich bei Michael bedanken, für das, was er alles für Hertha BSC geleistet hat, für sein Engagement, für seine Fairness und die Tätigkeit für unseren Verein, die Spuren hinterlassen hat.“

Ausführliche Aussprache und ein Antrag

In der daran anknüpfenden Aussprache beantworteten das Präsidium und die Geschäftsführung die zuvor eingereichten Fragen der Mitglieder. Dabei ging es auch um die Kooperation mit Turbine Potsdam, Personalentscheidungen, Nachwuchsarbeit und den Trikotlaunch für die neue Saison. In einer Abstimmung entschieden die Mitglieder über den Antrag, der die Abwahl von Werner Gegenbauer vorsah. 622 der zu diesem Zeitpunkt anwesenden 1.699 stimmberechtigten Mitglieder – und damit deutlich weniger als die erforderliche 3/4-Mehrheit - stimmten für die Ablösung unseres Präsidenten, dem nach dem Tagespunkt 'Sonstiges‘ nach 188 Minuten auch das Schlusswort der zweiten digitalen Mitgliederversammlung gehörte. „Auf ein baldiges gesundes Wiedersehen im Stadion!“, schloss Gegenbauer. 

von Florian Waldkötter