Meppens Florian Egerer geht zum Kopfball.
Profis | 7. August 2021, 10:55 Uhr

Kiek ma, wo dit hinjeht: Meppen

Hinter dem SV Meppen liegen bewegende und ereignisreiche Monate. Zunächst bildete der sportliche Abstieg aus der 3. Liga den emotionalen Tiefpunkt, ehe mit dem Gewinn des Niedersachsenpokals die Glücksgefühle ins Emsland zurückkehrten. Als sich der SVM Anfang Juni durch den Zwangsabstieg des KFC Uerdingen entgegen der Erwartungen doch noch den Klassenverbleib in Liga drei sicherte, war die blau-weiße Fußballwelt in Niedersachsen wieder vollends in Ordnung. „In der zurückliegenden Saison waren wir vielleicht ein wenig naiv und haben zu spät den Ernst der Lage realisiert. Irgendwann hatten wir den Klassenverbleib dann nicht mehr in der eigenen Hand. Jetzt wollen wir unter Beweis stellen, dass wir es deutlich besser können“, ordnet Florian Egerer die vergangenen Monate ein. Vor dem Duell am Sonntag (08.08.21, 15:30 Uhr) mit dem Ex-Spreeathener und seinen Kollegen nimmt herthabsc.com die Meppener unter die Lupe.

Die sportliche Situation: Bereits seit dem 24. Juli befinden sich die Emsländer wieder im Pflichtspielbetrieb. Nachdem das Team von Trainer Rico Schmitt zum Drittligaauftakt beim aktuellen Tabellenführer Hallescher FC mit 1:3 verlor, gewannen Egerer & Co. am zurückliegenden Wochenende mit 1:0 gegen den 1. FC Kaiserslautern und sicherten sich damit die ersten Zähler in dieser Spielzeit. Nach zwei Partien belegt der Drittligist Tabellenplatz neun. Unter der Woche trennte sich der langjährige Zweitligist in einem kurzfristig anberaumten Testspiel 1:1 von Lazio Rom. „Das war ein sehr gelungener Test. Ich wollte vielen Spielern, die zuletzt nicht so oft zum Zug gekommen sind, Spielzeit geben. Das war definitiv keine B oder C-Elf auf dem Feld. So etwas gibt es bei mir nicht“, sagt Coach Schmitt.

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Wir brauchen genau diesen Mix aus spielerischen Momenten und diesen starken kämpferischen Akzent.
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-Rico Schmitt

Die Meppener Fokus: In den bisherigen beiden Liga-Aufgaben stand David Blacha jeweils über die volle Distanz auf dem Rasen. Der 30-jährige Pole wechselte im Sommer nach drei Jahren in Osnabrück nach Meppen und soll im Mittelfeld mit Spielstärke und Erfahrung die Fäden ziehen. Eine Reihe weiter vorne läuft Kapitän Luka Tankulić auf. Der beidfüßige Offensivakteur spielt seit über drei Jahren im Emsland und steuerte auch den einzigen Treffer in Halle bei. Das Siegtor gegen Kaiserslautern erzielte hingegen Abwehrspieler Max Dombrowka, der seine Jugendausbildung beim FC Bayern München genoss. „Wir sind keine Mannschaft wie Kaiserslautern, die das permanent spielerisch lösen kann. Wir brauchen genau diesen Mix aus spielerischen Momenten und diesen starken kämpferischen Akzent“, lobt der Übungsleiter seine Elf im Anschluss an den Dreier gegen den FCK.

Die Schnittstellen: Acht Jahre schnürte Florian Egerer für unseren Hauptstadtclub seine Schuhe und durchlief sämtliche Juniorenteams der Hertha BSC Fußball-Akademie. Im Sommer 2019 zog es den 23-Jährigen dann nach Meppen. Mit Maximilian Mittelstädt, Arne Maier und Jordan Torunarigha spielte der Rechtsfuß im Nachwuchs zusammen. Entsprechend groß ist die Vorfreude auf das Wiedersehen. „So wie viele auf das Los gegen den FC Bayern München oder Borussia Dortmund hoffen, habe ich mir in der Tat Hertha BSC gewünscht. Nachdem ich acht Jahre lang im Nachwuchs ausgebildet wurde, ist die emotionale Verbundenheit zu Hertha einfach da“, betont der gebürtige Berliner. Darüber hinaus kennen sich Torwart Alexander Schwolow und Meppens Christoph Hemlein aus gemeinsamen Tagen in Bielefeld. „Auf jeden Fall freue ich mich, Chris mal wieder zu sehen, Kontakt im Vorfeld des Spiels hatten wir aber noch nicht“, erzählt 'Schwolli' im Interview mit herthabsc.com. Ebenso sind auch Niklas Stark und Willi Evseev alte Bekannte, sie standen 2014/15 gemeinsam für den 1. FC Nürnberg auf dem Platz.

Florian Egerer im Nachwuchstrikot unseres Hauptstadtclubs.
Spielte von 2011 bis 2019 für Hertha BSC: Florian Egerer.

Die besonderen Duelle: Im Pokalwettbewerb duellierten sich die beiden Mannschaften bisher einmal. Im Oktober 1992 setzte sich unsere 'Alte Dame' mit 4:2 nach Verlängerung durch. Ebenfalls torreich ereigneten sich auch einige Kräftemessen auf Punktspielebene. Im März 1990 siegten unsere Herthaner in der 2. Bundesliga 3:0, zwei Jahre später sogar mit 4:0, ehe im August 1994 ein 5:1-Erfolg auf der Anzeigetafel stand. Ob es am Sonntag auch wieder so klar wird? „Wir haben ein gutes Team und sind bereit für die Aufgabe. Meppen ist ein Gegner, den wir respektieren und der uns alles abverlangen wird. Aber: Wir wollen dieses Spiel gewinnen!", verdeutlicht Sportdirektor Arne Friedrich den klaren Auftrag an die blau-weißen Schützlinge.

Die Meinung über unsere Elf: Dass sich unsere Elf in der bisherigen Transferperiode mit Neuzugängen verstärkt hat, haben auch die Meppener registriert. „Im Sommer sind einige neue Spieler dazugekommen. Das Team wird sich zunächst ein wenig neu sortieren müssen. Was ich von den Testspielen mitbekommen habe, war das schon ganz gut“, weiß auch Egerer, der seinem ehemaligen Arbeitgeber in der neuen Runde einiges zutraut. „Ich bin sehr auf die Saison von Hertha gespannt und traue es dem Verein zu, diesmal um einen Platz für einen europäischen Wettbewerb mitzuspielen.“ Doch im direkten Leistungsvergleich möchten der Mittelfeldspieler und sein SVM den Gästen aus der Hauptstadt nichts schenken. „Gegen einen klassenhöheren Gegner werden die Grundtugenden besonders wichtig sein. Leidenschaft und Laufbereitschaft müssen stimmen. Wenn wir geschlossen als Mannschaft agieren, ist auch gegen Hertha BSC für uns etwas möglich“, benennt Egerer die erforderlichen Faktoren für eine mögliche Pokalüberraschung.

von Simon Jötten