Unsere Mannschaft jubelt nach dem Schlusspfiff gemeinsam vor der Ostkurve.
Profis | 19. Dezember 2021, 13:09 Uhr

Der Glaube an die eigene Stärke

Der Jubel kannte keine Grenzen mehr! Als Schiedsrichter Marco Fritz nach 96 teils spektakulären Minuten den 3:2-Heimsieg unserer Herthaner gegen Borussia Dortmund abpfiff, ballten unsere Blau-Weißen allesamt die Siegerfaust und streckten ihre Arme gen Himmel. Nach mehreren Minuten des gegenseitigen Beglückwünschens auf dem Rasen machten sich unsere Spreeathener auf zur Gegentribüne, ehe Niklas Stark & Co. langsamen Schrittes vor der Ostkurve anhielten. Erst hockend, dann springend jubelten unsere Jungs gemeinsam mit den 5.000 anwesenden Personen ausgelassen im Olympiastadion. „Der Sieg ist sehr wichtig für uns. Unsere Fans haben uns in den letzten Minuten sehr geholfen, diesen Erfolg nach Hause zu bringen“, honorierte Torschütze Ishak Belfodil den bedingungslosen Support von den Rängen.

Korkut zum „Basteln“ gezwungen  

Diese lautstarke Unterstützung entfachte unsere Alte Dame selbst durch einen tollen Auftritt auf dem Grün. Rund 94 Stunden nach der Niederlage beim 1. FSV Mainz 05 erwischten unsere Berliner gegen den favorisierten Tabellenzweiten einen bärenstarken Abend. Von Beginn an zeigten die Schützlinge von Cheftrainer Tayfun Korkut alle wichtigen Tugenden, um gegen eine Spitzenmannschaft zu bestehen – und das trotz vier Ausfälle. Neben Suat Serdar (starke Knieprellung) und Stevan Jovetić (Wadenprobleme) musste unser Übungsleiter kurzfristig auf Kapitän Dedryck Boyata (Probleme an der Achillessehne) und Prince Boateng (Knieprobleme) verzichten. So verteidigte Jordan Torunarigha im Zentrum neben Stark, in der Offensive sollten es Belfodil, Marco Richter, Myziane Maolida und Jurgen Ekkelenkamp richten. „Es haben ein paar wichtige Spieler gefehlt. Wir mussten etwas basteln, die Jungs haben das top umgesetzt“, lobte Coach Korkut seine Elf.

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Wir sind nach dem 0:1 super zurückgekommen und haben nie den Glauben verloren, jeder hat sich komplett reingeworfen und alles gegeben.
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-Maximilian Mittelstädt

Zwei dieser vier Offensivakteure sorgten auch direkt für die ersten guten Einschussgelegenheiten. Belfodil bediente Ekkelenkamp mustergültig, unsere Nummer 10 scheiterte lediglich am gut reagierenden Marwin Hitz (6.). Kurze Zeit später war es wieder der Niederländer, der die Führung aus bester Position liegen ließ (15.). Nur wenige Sekunden nach dieser aussichtsreichen Chance lag der Ball dann schon im Netz: Der vermeintliche Führungstreffer von Myziane fand aufgrund einer Abseitsposition von Belfodil keine Berechtigung (15.). Der erste Eindruck unseres Teams stimmte allemal. Auch wenn die Gäste zwar durch Julian Brandt in Führung gingen (31.), war unserem Hauptstadtclub in Abschnitt eins eigentlich nichts vorzuwerfen. „Es war natürlich ärgerlich, dass unser Führungstreffer aberkannt wurde. Wir sind nach dem 0:1 super zurückgekommen und haben nie den Glauben verloren, jeder hat sich komplett reingeworfen und alles gegeben“, hob Maximilian Mittelstädt die entscheidende Eigenschaft hervor.

Spiel gedreht: Richter mit einem Treffer der Kategorie Tor des Monats

Denn genau dieser Glaube an die eigene Stärke war es, der eine ordentliche erste Halbzeit zu einer sehr ordentlichen zweiten Hälfte machte. So dauerte es nur sechs Minuten nach Wiederanpfiff bis Belfodil nach herrlichem Solo das verdiente 1:1 markierte (51.) „Ich war sehr lange verletzt, aber seit ich hier bin, fühle ich mich besser und tue alles, um dem Team zu helfen“, erklärte der 29-Jährige zufrieden. Angetrieben von diesem Ausgleichstor kombinierten sich unsere Herthaner weiter ansehnlich nach vorne. Apropos ansehnlich: Nach einem Dortmunder Ballverlust sicherte Myziane die Kugel, behauptete sie gegen seine Gegenspieler und legte für Richter auf. Unser Offensivakteur fackelte nicht lange und drosch das Spielgerät schnörkellos in den linken Knick – Kategorie Tor des Monats (57.). Und es kam noch besser: Nachdem Belfodil zunächst an Hitz scheiterte, nagelte erneut Richter die Kugel mit dem zweiten Versuch ins Netz und erhöhte auf 3:1 – und brachte das Olympiastadion zum Beben (69.). „Wir wussten, was für eine überragende Dortmunder Mannschaft uns erwartet. Aber wir haben gut dagegengehalten, gepresst, uns Chancen herausgespielt und die Tore gemacht. Deshalb haben wir verdient gewonnen!“, analysierte der 24-Jährige, der mit nun seinen fünf Saisontoren bereits nach 17 Spielen eine neue persönliche Bestmarke aufgestellt hat.

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Die Jungs haben Herz gezeigt, dagegengehalten und sehr mutig gespielt. Das sind die Grundtugenden, so kommt dann auch das Spielerische.
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-Fredi Bobic

Fünf ist ein gutes Stichwort: Auch wenn dem eingewechselten Steffen Tigges noch der Anschluss gelang (83.), brachten unsere Spreeathener den verdienten Erfolg (14:9 Torschüsse, 53 Prozent gewonnene Zweikämpfe) über die Ziellinie und blieben auch im fünften Heimspiel in Folge unbesiegt. „Wichtig war, den Dienstag am Mittwoch abzuschließen. Wir haben das Spiel mit einer sehr guten Besprechung und Analyse aus den Köpfen gelöscht“, blickte Korkut zurück, um zu betonen: „Egal, wer unser Gegner ist und welche Qualität er hat, wir wollten dranbleiben und dran glauben – das hat die Mannschaft gegen den BVB sehr gut umgesetzt und mit einer tollen Leistung gekrönt.“ Für diese erfolgreiche Umsetzung gab es auch für den Fußballlehrer ein Kompliment. „Der Trainer hat das Team nach Mainz gut wieder aufgebaut und die Jungs haben Herz gezeigt, dagegengehalten und sehr mutig gespielt. Das sind die Grundtugenden, so kommt dann auch das Spielerische, und das ist auch das, was unsere Fans von der Mannschaft sehen wollen“, lobte Geschäftsführer Sport Fredi Bobic.

Als Tabellenelfter in die Winterpause – Trainingsstart am 29. Dezember

Mit diesem positiven Gefühl verabschiedeten sich unsere Blau-Weißen also von den eigenen Fans und gehen mit 21 Zählern als Tabellenelfter in die Winterpause. „Wir wollten es unbedingt – mit Blick auf die Tabelle tut dieser Dreier extrem gut. Ab Januar heißt es dann Vollgas, wir wollen so viele Punkte wie möglich sammeln. Aber nun freue ich mich auf ein bisschen Urlaub“, gab Doppeltorschütze Richter im Hinblick auf die anstehenden freien Tage mit einem Schmunzeln zu Protokoll. Nach dem wohlverdienten Weihnachtsurlaub starten unsere Jungs am 29. Dezember mit aufgeladenen Akkus in die Vorbereitung auf die Rückrunde, die sie dank einer tollen Leistung am Samstagabend mit einem Erfolgserlebnis im Rücken angehen können.

Hier gibt es unseren Nachbericht in Leichter Sprache.

von Simon Jötten