
Blitzeinschläge
Nach klugem Chipball von Peter Pekarík ging es schnell: Auf dem rechten Flügel kombinierten sich Ishak Belfodil und Marco Richter dynamisch durch. Unsere Nummer 14 fand mit seiner Flanke Stevan Jovetić – die Direktabnahme des Montenegriners verfehlte das Leipziger Tor nur knapp. Nur zwei Zeigerumdrehungen später kratzte RB-Torhüter Péter Gulásci einen weiteren Versuch des Angreifers gerade noch aus dem Winkel. Es waren Minuten, in denen unsere Alte Dame beim Zwischenstand von 1:1 drauf und dran war, dem Europapokalstarter aus der Messestadt den Schneid abzukaufen – ehe die Partie nach einer schicksalshaften Szene in der 62. Minute komplett kippte. Nach Notbremse sowie der daraus resultierenden roten Karte für Marc Oliver Kempf gingen die Gäste per Elfmeter von Christopher Nkunku wieder in Führung und schossen am Ende ihren klaren 6:1-Sieg heraus. Inzwischen hat das DFB-Sportgericht unsere Nummer 20 für ein Spiel gesperrt. „Man muss das Spiel bei der Betrachtung in zwei Abschnitte unterteilen – der Platzverweis und der Rückstand waren entscheidend. Wir sind enttäuscht, weil wir bis dahin vieles richtig gemacht haben“, sagte Trainer Tayfun Korkut. „Wir waren dran. Diese Szene der Wendepunkt und alles hat seinen ganz bitteren Lauf genommen. Das Ergebnis ist eindeutig zu hoch, das darf uns trotz Unterzahl so aber auch nicht passieren“, urteilte Richter ähnlich.
[>]Man muss das Spiel bei der Betrachtung in zwei Abschnitte unterteilen – der Platzverweis und der Rückstand waren entscheidend. Bis dahin haben wir vieles richtig gemacht.[<]
Couragierter Beginn trotz zahlreicher Ausfälle
Passiert war bereits vor dem Anpfiff einiges. Insgesamt 15 Corona-Fälle in und um unser Team herum hatten unsere Herthaner kurzfristig gebeutelt. „Natürlich ist das bitter, wenn du einen Tag vor dem Spiel fünf neue und insgesamt acht Corona-Fälle im Kader und sieben weitere im Staff hast. Da ist ein normaler Trainingsrhythmus nicht gegeben. Wir haben alles dafür getan, dass wir überhaupt spielen können und waren nicht weit davon entfernt, einen Antrag auf Spielabsetzung stellen zu müssen“, gab Fredi Bobic nach der Partie einen Einblick in die schwierige Vorbereitung. Trotz dieser Einschläge begann unser neuformiertes Team um Kapitän Pekarík, der die Alte Dame erstmals seit 1.388 Tagen aufs Feld führte, couragiert. Engagement und ein klares Zweikampfplus verhinderten nicht den Pausenrückstand durch Benjamin Henrichs, zeigten aber den Willen unserer Truppe, auch unter den erschwerten Bedingungen zu punkten. „Wir jammern nicht und gehen weiter positiv nach vorne“, beschrieb Bobic die gemeinsame Grundstimmung.

Bitterer zweiter Durchgang – Bundesliga-Debüt für Kade
Die brachte nach der Pause den Ausgleich durch Jovetić und die eingangs beschriebenen weiteren Chancen, die Partie gar komplett zu drehen. „Wir haben gespürt, dass noch etwas drin ist, auch, weil wir bis dahin die Ausfälle gut wegstecken konnten“, unterstrich Richter die Eindrücke – ehe sich die Ereignisse in der verhängnisvollen 62. Minute überschlugen. Schuldzuweisungen gab es im Anschluss selbstverständlich nicht. „Beim Elfmeter mache ich Marc überhaupt keinen Vorwurf. Das ist jetzt so passiert und wir müssen das gemeinsam schlucken. Sich an einzelnen Situationen zu reiben, spielentscheidend oder nicht, wäre der falsche Ansatz“, stellte Korkut klar. Der Rest des Spiels ist aus Berliner Sicht schnell erzählt. RasenBallsport nutzte die Überzahl gnadenlos aus und erzielte binnen 24 Minuten fünf Treffer. Die einzige erfreuliche blau-weiße Notiz der Restspielzeit stellte das Bundesliga-Debüt von Anton Kade dar. Das nach 76 Minuten eingewechselte Eigengewächs ist damit der 82. Spieler aus unserer Fußball-Akademie, der seit Gründung 2001 den Sprung ins deutsche Oberhaus geschafft hat. An der bitteren Niederlage nach den blitzartigen Rückschlägen konnte unser Youngster trotz eines beherzten Auftrittes aber nichts mehr ändern.
Die Köpfe sollen schnell wieder nach oben
Der Blick auf die Anzeigetafel schmerzte im Anschluss, die Köpfe sollen unsere Jungs nach der Analyse aber schnellstmöglich wieder aufrichten. „Wir werden auch nach dieser Niederlage alles dafür tun, dass wir unsere Partien in bester Manier absolvieren werden“, erklärte Bobic. Unser Geschäftsführer Sport sieht dafür genau den richtigen Fußballlehrer in der Verantwortung. „Tayfun macht es so, wie man es sich in einer solchen Situation vorstellt: Null aktionistisch und mit einem ganz klaren Plan. Er jammert nicht, wenn Spieler ausfallen, sondern trainiert sehr hart mit den Jungs und bereitet alles so vor, dass wir gemeinsam den Bock umstoßen werden“, untermauerte der Manager. Das soll im Idealfall bereits am kommenden Samstag (26.02.22, 15:30 Uhr) beim SC Freiburg gelingen. „Wir werden weitermachen und uns bestmöglich auf das nächste Spiel vorbereiten“, hatte unser Coach bereits unmittelbar nach dem Schlusspfiff im verregneten Olympiastadion gesagt. „Wir sind über dem Strich, und dort werden wir auch bleiben“, betonte Korkut. Mit Ruhe und Beharrlichkeit möchte unser Hauptstadtclub nun auf die Mission im Breisgau hinarbeiten – und so im Süden das Punktekonto aufstocken.