Schalkes Interimscoach Matthias Kreutzer beobachtet sein Team im Training.
Profis | 22. Oktober 2022, 13:00 Uhr

Kiek ma, wer da kommt: Schalke

Ein Trainerwechsel unter der Woche mischt im Hinblick auf das nächste Bundesliga-Spiel viele Karten neu. So auch beim FC Schalke 04, der am Sonntag (23.10.22, 17:30 Uhr) im Berliner Olympiastadion gastiert. Auf der Bank der Königsblauen wird dann Matthias Kreutzer als Interimscoach die Verantwortung tragen. Für den Fußballlehrer keine Premiere, betreute er das Team doch bereits in der vergangenen Spielzeit beim 3:0 in Ingolstadt. Doch nun steht das erste Spiel als Verantwortlicher in der höchsten deutschen Spielklasse an. „Natürlich ist bei mir eine gewisse Anspannung da, aber auch die Überzeugung, das ganze Ding in die andere Richtung zu drücken. Das ist das, was wir alle wollen“, gibt der 39-Jährige Einblicke in seine Gedankenwelt. Vor dem Auftritt seiner Elf in Berlin nimmt herthabsc.com den Aufsteiger unter die Lupe.

Die sportliche Situation: Das Team aus dem Ruhrgebiet liegt nach zehn Spieltagen mit sechs Punkten auf Tabellenrang 17 – zwei Zähler und zwei Plätze hinter unseren Hauptstädtern. Im DFB-Pokal schied der S04 am vergangenen Dienstag in Hoffenheim (1:5) aus. Nun lautet das Motto beim Traditionsclub mehr denn je: Voller Fokus auf den Ligaerhalt. „Nach dem Aufstieg haben wir uns gemeinsam einem Ziel verschrieben: dem Klassenerhalt in der Bundesliga. In den letzten fünf Ligaspielen vor einer außergewöhnlich langen WM-Pause müssen wir punkten, um uns im Anschluss bestmöglich auf eine für unseren Verein wegweisende Rückrunde vorzubereiten“, unterstreicht Sportdirektor Rouven Schröder.

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Natürlich ist bei mir eine gewisse Anspannung da, aber auch die Überzeugung, das ganze Ding in die andere Richtung zu drücken. Das ist das, was wir alle wollen!
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-Matthias Kreutzer

Die Schalker im Fokus: Die Personaldecke des Europapokalsiegers von 1997 ist in der Defensive ausgesprochen ausgedünnt: Aufgrund einer Meniskusverletzung fällt mit Leo Greiml bereits der vierte Innenverteidiger aus. Marcin Kaminski (Schnittwunde an der Wade), Ibrahima Cissé (Muskelverletzung) und Sepp van den Berg (Bänderverletzung) können bis zum Jahresende ebenfalls nicht mehr auf dem Platz stehen. Daher probierten es die Westdeutschen im Pokalspiel während der Woche statt Vierer- mit einer Dreier- bzw. Fünferkette mit dem letzten nominell verbliebenen zentralen Abwehrspieler Maya Yoshida. Vor der Reise in die Hauptstadt legte der fünfmalige DFB-Pokalsieger personell noch einmal nach und holte mit Timothée Kolodziejczak eine erfahrene Alternative für die Defensive. „Für uns ist es in der aktuellen Situation extrem wichtig, eine zusätzliche Option durch einen Spieler zu bekommen, der über unheimlich viel Erfahrung auf höchstem Niveau verfügt. Kolo hat bewiesen, dass er ein verlässlicher Teil unserer Abwehr werden kann. Wir schätzen seine Variabilität, er kann als Innen- oder linker Außenverteidiger eingesetzt werden“, charakterisiert Schröder seine Neuverpflichtung. Kreutzer nannte die neue Nummer 15 „eine Option“ für die kommende Aufgabe in unserem Wohnzimmer.

Die Schnittstellen: Berührungspunkte zwischen beiden Teams gibt es einige: Mit Alexander Schwolow steht eine Leihgabe unserer Alten Dame zwischen den Gelsenkirchener Pfosten. Zudem trugen Prince Boateng, Jonjoe Kenny und Suat Serdar in der Vergangenheit bereits das Trikot der Knappen. „Es ist schon ein wenig spezieller als andere Aufeinandertreffen, aber ich gehe generell in jede Begegnung, um sie zu gewinnen. Nichtsdestotrotz freue ich mich auf das Wiedersehen mit altbekannten Gesichtern“, verriet Serdar im Interview mit herthabsc.com. Auch Co-Trainer Vedad Ibišević und Zeugwart Hendrik Herzog schnürten während ihrer aktiven Laufbahn die Schuhe für den S04. Zwei Mitglieder des Staffs unserer Hauptstädter haben ebenfalls eine professionelle Vergangenheit im Ruhrgebiet. Henrik Kuchno stand dort zwischenzeitlich ebenso unter Vertrag (2013 bis 2015) wie Volkan Bulut, der als Co-Trainer unter André Breitenreiter in der Spielzeit 2015/16 für den siebenmaligen deutschen Meister arbeitete.

Vedad Ibišević kontrolliert den Ball gegen den Schalker Pierre Emile Højbjerg.
Vorteil Hertha: Vedad Ibišević schirmt 2016 den Ball gegen den Schalker Pierre Emile Højbjerg ab.

Die besonderen Duelle: Apropos 2015/16: Insgesamt 14 Spiele waren unsere Herthaner gegen den Kontrahenten aus dem Pott zwischenzeitlich sieglos geblieben, ehe es am 11. März 2016 endlich einmal wieder so weit war: Mit 2:0 bezwang unser Hauptstadtclub die Gäste – passenderweise auch damals im Berliner Olympiastadion unter Flutlicht. Einmal auf den Geschmack gekommen, wiederholten unsere Jungs dieses Resultat sechs Monate später, genauer gesagt am 18. September. Leider pandemiebedingt ohne Fans im Stadion, aber dafür mit viel Spielfreude fuhr unsere Elf von der Spree im Januar 2021 einen 3:0-Heimsieg ein – neben dem 4:1 im April 2005 der höchste Bundesliga-Erfolg gegen Königsblau. „Es ist immer schwierig gegen einen Gegner, der sehr tief steht, Räume zu finden. In den ersten Minuten haben wir deshalb ein bisschen gebraucht, aber den Ball gut gehalten und mit der Zeit wieder mehr Räume erspielt. Unterm Strich steht ein guter Start ins neue Jahr“, ordnete Vladimír Darida den Dreier seinerzeit ein.

Die Meinung über unsere Elf: Interimscoach Kreutzer beschreibt unsere Alte Dame als „eine Mannschaft, die gefühlt mehr Punkte hat. Das Team ist sehr gut organisiert und spielt auf Konter.“ Den vergangenen Auftritt in Leipzig hat der gebürtige Erfurter aufmerksam verfolgt. „Viele Begegnungen waren knapp, die Leistung in der zweiten Halbzeit der vergangenen Partie war riesengroß. Wir müssen Herthas Stärken aus dem Spiel nehmen, um unsere eigenen Möglichkeiten zu erhalten“, konstatiert der Übungsleiter.

von Konstantin Keller