Lucas Tousart feuert seine Mitspieler an.
Profis | 19. März 2023, 12:00 Uhr

Kein guter Tag

Es lief bereits die Nachspielzeit in einem aus blau-weißer Sicht gebrauchten ersten Durchgang, als Tolga Ciğerci nicht mehr an sich halten konnte. Unsere Berliner waren im Begriff, eine Szene am eigenen Strafraum zu klären. Mehrere Kollegen wollten unserem Mittelfeldspieler zur Hilfe kommen, blockierten so jedoch letztlich eher dessen Passwege und fielen als Anspielstationen für einen möglichen finalen Konter in Hälfte eins weg. Ciğerci machte seinem Verdruss über das Missverständnis lauthals Luft und lieferte damit ein Sinnbild des Nachmittages unserer Spreeathener im Kraichgau. „Wir sind alle enttäuscht, traurig und sauer, weil wir uns viel mehr vorgenommen hatten. Obwohl wir nicht so schlecht angefangen haben, fehlte uns insgesamt die Kontrolle, wir hatten keinen Zugriff. Das war einfach kein guter Tag von uns“, konstatierte unsere Nummer 6 nach dem 1:3 (0:2).

Schwarz: Bei „unstrittigen Elfmetersituationen Geschenke verteilt“

Eine Einschätzung, der sich sein Coach auf der Pressekonferenz anschloss. „Wir haben keine gute Leistung absolviert und bei den den völlig unstrittigen Elfmetersituationen Geschenke verteilt“, ärgerte sich Sandro Schwarz. Zunächst zeigte Schiedsrichter Frank Willenborg nach Handspiel von Ciğerci auf den Punkt – leider ein alternativloser Pfiff. „Klar, meine Hand darf da nicht so oben sein. Wenn der Schiedsrichter das so bewertet, dann hat er richtig entschieden“, sagte unser Mittelfeldmann über die Szene in der 24. Minute. 13 Zeigerumdrehungen später ging Ihlas Bebou im Zweikampf mit Filip Uremović zu Boden, wieder gab es den Elfer. In beiden Fällen blieb Andrej Kramarić cool. Mit den beiden Strafstößen brachte sich unsere Alte Dame nach solidem Start selbst in die Bredouille – und die TSG auf Kurs. „Das große Manko war, dass wir uns haben beeindrucken lassen. Nach dem Führungstor wurde Hoffenheim selbstbewusster und wir hatten immer weniger Glauben. Das hat man in der Zweikampfkonsequenz und den 50:50-Duellen dann auch gesehen, zudem hatten wir zu viele einfache Ballverluste“, ordnete unser Fußballlehrer das Geschehen ein.

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Das große Manko war, dass wir uns haben beeindrucken lassen. Nach dem Führungstor wurde Hoffenheim selbstbewusster und wir hatten immer weniger Glauben.
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-Sandro Schwarz

„Symptomatische“ Szenen nach Wiederanpfiff

Dieser 0:2-Rückstand verlangte Reaktionen unserer Hauptstädter. Schwarz brachte mit Dodi Lukébakio und Stevan Jovetić frisches Offensivpersonal. Unser Belgier hätte nach Flanke von Suat Serdar auch fast den schnellen Anschluss besorgt (48.), doch Hoffenheims Torhüter Oliver Baumann parierte den Versuch stark – dass die Kugel anschließend Robert Skov an den angelehnten Arm sprang, reichte Referee Willenborg Berliner Protesten zum Trotz diesmal nicht zum Elfer. Dass die Gastgeber nur wenige Augenblicke später nach einem langen Ball in die Spitze das dritte Tor durch Bebou nachlegen konnten, bezeichnete Coach Schwarz als „symptomatisch“ für den Nachmittag. „Wir müssen uns vor Augen führen, was wir brauchen: Die Basics, gerade in der Verteidigung, mit denen wir in den vergangenen Wochen dann auch die Punkte geholt haben und die wir auf den Platz bringen müssen, um eine Ergebnischance zu haben“, unterstrich der 44-Jährige.

Unsere Profis bedanken sich bei den nach Hoffenheim mitgereisten Fans für die Unterstützung.
Verdienter Applaus für die starke Unterstützung: Unsere Jungs danken den mitgereisten Fans.

Den Ärger in Antrieb verwandeln

Jene Ergebnischance war in dieser Begegnung passé – auch eine blitzschnelle rote Karte für den Hoffenheimer Munas Dabbur, dessen Arbeitstag nach 86 Sekunden und dem viertschnellsten Platzverweis der Bundesliga-Geschichte wieder beendet war, änderte daran nichts mehr. Joker Jovetić konnte in der Nachspielzeit lediglich noch etwas Ergebnis-Kosmetik betreiben. Unsere Hauptstädter, die sich trotz der Enttäuschung über die Niederlage nach der Partie noch bei den mitgereisten Herthanerinnen und Herthanern für deren starke Unterstützung bedankten, verbringen die Länderspielpause damit auf dem Relegationsrang. „Es ist keine Überraschung, dass wir in dieser Tabellenregion stehen. Was frustrierend und schmerzhaft ist, ist die Leistung. Das war zu wenig und teilweise fahrlässig. Damit müssen wir jetzt ehrlich und inhaltlich umgehen – dass wir das können, haben wir schon bewiesen“, ordnete Schwarz das Zwischenresultat ein.

Aus dem Ärger soll so Antrieb gewonnen werden, um am 1. April (15:30 Uhr, Karten hier) beim SC Freiburg endlich wieder auswärts Zählbares einzusammeln. Was unserem Coach dafür Hoffnung macht? „Meine Mannschaft! Wir müssen die Länderspielpause nutzen, um im physischen Bereich weiterzuarbeiten, die Intensität hochzuschrauben und dann den vollen Fokus auf das erste Spiel gegen den SC zu richten“, unterstrich unser Übungsleiter. „Freiburg hat ein starkes Team, aber wichtig ist, was wir auf dem Platz machen. Jetzt haben wir Zeit, Ruhe reinzubringen, uns zu konzentrieren und gut zu arbeiten. Wir müssen Punkte holen“, gab Ciğerci die Marschroute bis zur Begegnung im Breisgau aus – wo alle Blau-Weißen dann hoffentlich gemeinsam einen besseren Tag erleben.

Unseren Nachbericht gibt es auch in Leichter Sprache.

von Konstantin Keller