Die Mannschaft im Kreis.
Profis | 9. April 2023, 11:25 Uhr

Blau-weiße Geschlossenheit

Es lief die 82. Minute, als Lucas Tousart den Ball mit Übersicht zurück auf Suat Serdar legte, der nach kurzer Annahme nicht lange fackelte und im Strafraum aus spitzem Winkel abzog. Doch mit seinem Flachschuss scheiterte unsere Nummer 8 an der Fußabwehr von Schlussmann Jannis Blaswich. Der Torschrei im lautstarken Olympiastadion – er verebbte in diesem Moment. Der gefährlichste Spielzug und die wohl klarste Möglichkeit der Partie bescherte nicht das 1:1 im Duell mit RasenBallsport Leipzig. Ein Remis, das durchaus möglich gewesen wäre. Ein Remis, mit dem unsere Herthaner an diesem Ostersamstag nicht mit leeren Händen dagestanden hätten. Sandro Schwarz lag richtig, als er auf der Pressekonferenz anmerkte: „Wir haben bis zum Schluss um das Ergebnis gerungen. Kämpferisch war das von der ersten bis zur letzten Sekunde eine sehr gute Leistung.“

Das richtige Gesicht: Mit Kampf und Emotionen

Gegen den amtierenden Pokalsieger und Europapokalaspiranten, der Dortmund unter der Woche eindrucksvoll geschlagen hatte, hielten unsere Spreeathener das Geschehen in der Tat über 90 Minuten offen. „Wir haben wenig zugelassen, gut gestanden und wieder das richtige Gesicht von Hertha BSC gezeigt“, befand auch Prince Boateng (Stimmen zum Spiel), der wie in der Vorwoche in der Startelf stand. Kapitän Marvin Plattenhardt sah wie die Fans auf den Rängen „eine Menge Kampf und Emotionen“. Die so spielstarken Roten Bullen bissen sich Mal um Mal die Zähne an den kompakten Berlinern aus. „Das ist Abstiegskampf, die Jungs haben alle gefightet, haben kleine Wehwehchen. Aber so muss das sein!“, verdeutlichte unsere Nummer 27.

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Das ist Abstiegskampf, die Jungs haben alle gefightet, haben kleine Wehwehchen. Aber so muss das sein!
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-Prince Boateng

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das Spiel mit dem Ball besser hätte sein können. „Wir bekommen keinen Preis für schönen Fußball, aber wir waren teilweise nicht mutig genug, auch wenn das in der Situation, in der wir stecken, nicht so einfach ist“, sagte Prince. Sein Trainer erklärte auch mit Blick auf die Sachsen. „Wir hätten im letzten Drittel konsequenter agieren müssen, aber da spielt auch die Qualität des Gegners eine Rolle.“ Marco Richter – nach abgesessener Gelbsperre im Spielverlauf eingewechselt – äußerte sich selbstkritisch und haderte: „Wir hatten gute Balleroberungen, aber der letzte Pass hat gefehlt. Dadurch sind wir zu wenigen echten Abschlüssen gekommen.“

Applaus für die Mannschaft - und für die Fans.
Gegenseitiger Applaus nach dem Spiel: Unsere Jungs nach dem Spiel vor der Ostkurve.

Rückendeckung und den Blick nach vorne

Weil auch RasenBallsport laut Coach Marco Rose „kaum Räume, kaum Lücken“ gegen Marc Kempf und Co. fanden, deutete eigentlich vieles auf eine Punkteteilung hin. Doch während unsere Akteure das Momentum in der Schlussphase nicht nutzen konnten, hatten die Gäste das Spielgerät das eine und entscheidende Mal über die Linie gedrückt. Ausgerechnet – leider mal wieder aus blau weißer Sicht – nach einer Standardsituation, die für reichlich Gesprächsstoff sorgte. Im Luftduell hatte sich Mohamed Simakan gegen Oliver Christensen durchgesetzt (39.), der Treffer hatte auch nach VAR-Untersuchung Bestand. „Im Spiel hatte ich das Gefühl, dass ich gefoult worden bin, aber ich stand nicht gut zum Ball und hätte einen Schritt vorgehen und ihn haben müssen“, ärgerte sich unsere Nummer 1, die jedoch im weiteren Spielverlauf ihr Können – beispielsweise gegen André Silva (86.) – unter Beweis gestellt hatte. „Ich muss ehrlich sein: Das war kein Foul. Aber Olli hat uns diese Saison so oft gerettet, absolut keinen Vorwurf an ihn, auch wenn es bitter ist, so zu verlieren. Verdient war das nicht. So oder so halten wir als Mannschaft weiter zusammen!“, stand Boateng seinem Kollegen selbstverständlich bei.

Rückhalt und den angesprochenen Zusammenhalt spürten unsere Herthaner auch beim abschließenden Gang in die Ostkurve, die applaudierte und sang. „Die Fans haben gemerkt, dass wir alles gegeben haben, deswegen bleiben wir positiv“, hielt Boateng den Kopf oben. Mitspieler Richter zeigte sich bissig: „Wir wissen, dass Kampf allein nicht reicht, wir müssen punkten. Unsere Fans haben uns schon auf Gelsenkirchen eingestimmt. Da zählt es, da müssen wir alles für die drei Punkte raushauen.“ Auf Schalke treten unsere Blau-Weißen am Freitag (14.04.23, 20:30 Uhr) an. 

Unseren Nachbericht gibt es auch in Leichter Sprache.

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Die Fans haben gemerkt, dass wir alles gegeben haben, deswegen bleiben wir positiv.
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-Prince Boateng

von Florian Waldkötter