Die beiden Teamkolleginnen vor einer Trainingseinheit.
Club | 30. September 2023, 13:56 Uhr

„Es ist einfach überwältigend“

So ganz daran gewöhnt haben sich Elina Frieauff, Ronja Borchmeyer und ihre Mitspielerinnen noch nicht, unsere Hertha-Fahne auf dem Trikot zu tragen. „Es ist ein absoluter Traum. Dieses Gefühl wird auch noch länger so bleiben. Es ist auch einfach überwältigend, vor so vielen Fans zu spielen. Ich bin stolz darauf, ein Teil davon zu sein“, sagt Frieauff im Namen ihres Teams, das sie als Kapitänin anführt. Dabei sind inzwischen einige Monate vergangen, seitdem unsere 1. Frauen in der Regionalliga Nordost für unseren Club an den Start gehen. „Unser Ziel ist es, besser aufzutreten als im Vorjahr. Bisher gelingt uns das ganz ordentlich. Wichtig ist, dass man eine Entwicklung bei uns erkennt und wir einen guten Zusammenhalt im Team haben“, blickt Borchmeyer auf die bisherigen Partien zurück.

Fünf Begegnungen hat die Elf von Trainer Manuel Meister bislang bestritten, fünf Begegnungen stehen nach dem Stadtduell mit dem FC Viktoria 1889 am Sonntag (01.10.23, 14:00 Uhr, Vorbericht) in der Hinrunde noch aus. Vor dem Duell mit dem himmelblauen Aufstiegsanwärter hat herthabsc.com mit den beiden Mittelfeldspielerinnen über das Aufeinandertreffen, blau-weißen Zuspruch und die weiteren Saisonziele gesprochen.

herthabsc.com: Ele, Ronja, schön, dass ihr euch Zeit für dieses Gespräch genommen habt. Lasst uns zu Beginn einmal über den Saisonstart sprechen. Nach fünf Partien habt ihr neun Punkte auf dem Konto. Wie zufrieden seid ihr mit dieser Ausbeute?
Frieauff: Insgesamt sind wir sehr zufrieden. Wir haben einige neue Spielerinnen, ein neues Trainerteam, da ist es normal, dass wir uns finden müssen. Aber der Prozess läuft gut, die Entwicklung stimmt uns zuversichtlich. Außerdem müssen wir die beiden Niederlagen gegen Union und Leipzig – zwei der drei Topteams der Liga – richtig einordnen.
Borchmeyer: Unser Ziel ist es, besser aufzutreten als im Vorjahr. Bisher gelingt uns das ganz ordentlich. Wichtig ist, dass man eine Entwicklung bei uns erkennt und wir einen guten Zusammenhalt im Team haben. Es ist zwar noch ein wenig hin, aber wir freuen uns auf die Rückrundenduelle mit den beiden Gegnern und sind gespannt, ob wir den Abstand verringert haben.

herthabsc.com: Ele, mit deinen 20 Jahren gehörst du als Kapitänin schon zu den erfahrensten Spielerinnen und bist in deinem vierten Jahr im Frauenbereich. Wie führst du die Gruppe?
Frieauff: Anfangs habe ich mich schon erschrocken, dass ich zu den ältesten Spielerinnen gehöre und den Schnitt nach oben ziehe (grinst). Ich nehme diese Aufgabe aber gerne an. Auf und neben dem Platz versuche ich immer voranzugehen, auch in schwierigen Momenten. Ich möchte meine Mitspielerinnen mitziehen, fördern und mit Anweisungen helfen. Über den Mannschaftsrat tauschen wir uns dazu eng mit dem Trainerteam aus.

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Auf und neben dem Platz versuche ich immer voranzugehen, auch in schwierigen Momenten. Ich möchte meine Mitspielerinnen mitziehen, fördern und mit Anweisungen helfen.
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-Elina Frieauff

herthabsc.com: Dabei war es für dich selbst nicht immer ganz leicht. In deiner noch jungen Laufbahn hattest du schon die eine oder andere Verletzung. Wie bist du mit Rückschlägen umgegangen? Ist dieser Umstand auch ein Grund, weshalb du Medizin studierst?
Frieauff: Es gab Phasen, die wirklich schwierig für mich waren, in denen ich mehr pausieren musste als spielen konnte. Ab und an habe ich noch Schmerzen, aber ich habe gelernt, besser auf meinen Körper zu hören. Ich investiere viel in meine Gesundheit und Fitness und hoffe, dass sich das in Zukunft bezahlt macht. Und es stimmt. Diese Vorgeschichte ist ein Grund, weshalb ich Medizin studiere. Ich möchte später in die Sportmedizin mit dem Schwerpunkt Orthopädie.

herthabsc.com: Ronja, für dich ist es das erste Jahr in der Frauen-Regionalliga. Wie groß war bzw. ist die Umstellung für dich, nachdem du die vergangenen beiden Jahre in der U17 gespielt hast?
Borchmeyer: Der größte Unterschied liegt im körperlichen Bereich. Wir treten nicht gegen Spielerinnen an, die ein Jahr älter sind, sondern unter Umständen schon Ende 20, Anfang 30 und viel mehr Erfahrung haben. Dennoch habe ich das Gefühl, dass wir mit dem 06er-Jahrgang ganz gut angekommen sind. Das spricht für die Ausbildung, die wir in der U17 genossen haben. Klar ist auch, dass wir noch Luft nach oben haben.

herthabsc.com: Du hast bisher in jedem Match in der Startelf gestanden und neben zwei Vorlagen auch eine Bude gemacht. Gerade auf deiner Position im zentralen Mittelfeld sind neben physischen Voraussetzungen auch strategische Komponenten gefragt. In welchen Bereichen möchtest du dich verbessern?
Borchmeyer: Die größte Erkenntnis ist, dass es nicht immer kompliziert sein muss. Die einfachen Bälle sind oft die effektivsten. Mein Ziel ist es, an meiner Torgefahr zu arbeiten, da kann ich noch zulegen. Ich bin eine junge Spielerin und kann mich insgesamt noch verbessern. Manchmal ist es auch herausfordernd, Schule, Fahrschule und Fußball unter einen Hut zu bekommen. Ohne die Unterstützung meiner Eltern wäre das gar nicht möglich. Aber ich nehme das gerne in Kauf, weil Fußballspielen einfach Spaß macht.  

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Wir treten nicht gegen Spielerinnen an, die ein Jahr älter sind, sondern unter Umständen schon Ende 20, Anfang 30 und viel mehr Erfahrung haben. Dennoch habe ich das Gefühl, dass wir ganz gut angekommen sind.
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-Ronja Borchmeyer

herthabsc.com: Eine Top-Leistung wird auf jeden Fall nötig sein, wenn ihr am Sonntag (01.10.23, 14:00 Uhr) den FC Viktoria 1889 ärgern wollt. Die Himmelblauen zählen zu den Aufstiegsfavoriten.
Borchmeyer: Das Duell mit Leipzig hat bewiesen, dass wir in jeder Begegnung Intensität auf den Platz bekommen müssen. Nur so können wir ins Spiel kommen und fußballerisch zeigen, was wir draufhaben. Wie schwierig das gegen Viktoria wird, ist uns bewusst. Wir treffen auf ein taktisch und technisch überragendes Team, das Spielerinnen mit Bundesliga-Erfahrung in seinen Reihen hat.
Frieauff: Die Vorfreude ist auf jeden Fall riesig. Die Fans im Stadion werden uns pushen, das könnte sicher ein Vorteil sein. Wie Ronja gesagt hat: Wir wissen, was gegen Leipzig nicht gut war. Taktisch haben wir Möglichkeiten, unser Spiel zu variieren, um es möglichst lange offen zu gestalten.

herthabsc.com: Es ist das sechste Pflichtspiel mit unserer Hertha-Fahne auf dem Trikot. Habt ihr euch schon ein bisschen an das Gefühl gewöhnt?
Frieauff: Es ist nach wie vor eine große Ehre für mich und ein absoluter Traum. Dieses Gefühl wird auch noch länger so bleiben. Es ist auch einfach überwältigend, vor so vielen Fans zu spielen. Ich bin stolz darauf, ein Teil davon zu sein.
Borchmeyer: Mich freut es jedes Mal so sehr, das Trikot anzuziehen und die blau-weißen Farben vertreten zu dürfen. Gegen Union hatte ich im vollen Stadion dauerhaft Gänsehaut, die Fangesänge waren krass – auch nach Abpfiff. Dass auch auswärts Fans mitreisen, pusht uns zusätzlich.

von Florian Waldkötter