Unsere U19 verfolgt Arm in Arm das Elfmeterschießen.
Akademie | 11. Juni 2024, 13:56 Uhr

Unser Nachwuchs – unser Rückgrat!

Von Marius Gersbeck oder Márton Dárdai über Linus Gechter oder Pascal Klemens bis hin zu Ibrahim Maza oder Tim Hoffmann: In der Spielzeit 2023/24 hat unser Hauptstadtclub zwölf Spieler aus der eigenen Akademie, die teilweise noch in den U-Mannschaften spielberechtigt waren, in der 2. Bundesliga eingesetzt. Paradebeispiele für die Durchlässigkeit in den Profibereich und gleichzeitig Vorbilder für die nächste Generation blau-weißer Talente. „Wir sind sehr stolz auf diese einmalige Entwicklung. Das macht Hertha BSC, das macht den Berliner Weg aus und ist Grundstein, Verantwortung und Ansporn zugleich. Saison für Saison“, erklärt Andreas „Zecke“ Neuendorf, Direktor Akademie & Lizenzspielerbereich. Auch im Nachwuchs sind nun alle Runden zu Ende gegangen – inklusive einiger Titel. Zeit für eine Bilanz mit Fokus auf den Leistungsbereich.

Robert Kwasigroch und Tim Hoffmann beim Spielaufbau.
Robert Kwasigroch und Tim Hoffmann sammelten bei der U23 wichtige Erfahrungen.

U23: Reifen, trotzen und empfehlen

Am dritten Maiwochenende endete die Saison unserer U23 in der Regionalliga Nordost. Es stehen 34 Partien zu Buche, die geprägt waren von guten und weniger guten Phasen – zumindest, wenn sich der Blick einzig und allein auf Ergebnisse und Tabellenplätze richtet. Doch das käme bei der Betrachtung zu kurz. „Wir vereinen mehrere Herausforderungen, dazu zählen die Ausbildung der Talente oder die Möglichkeit, Profis nach Verletzungen Spielpraxis zu verschaffen. Diesem Ziel ordnen wir alles unter, auch wenn wir so oft ohne feste Achse gespielt haben“, berichtet Trainer Stephan Schmidt, dem eine Statistik eindrucksvoll recht gibt: Annähernd 50 Akteure liefen für die Regionalliga-Mannschaft auf. „Im Profibereich kommt es zu unterschiedlichen Widerständen, deshalb sind mentale Muskeln so wichtig. Und diese wollen wir so früh wie möglich wachsen lassen“, beschreibt der erfahrene Übungsleiter. Der personellen Fluktuation zum Trotz sollten die Bubis stets Wert auf Dominanz und Ballbesitz legen.

Bei der anvisierten Weiterentwicklung gilt es, die Stärken der Jungs weiter zu fördern, ihnen immer mehr Verantwortung zu übertragen und den schwierigen Schritt in den Männerfußball einfacher zu gestalten. Dazu diente auch der Premier League International Cup, in dem unsere Blau-Weißen das Viertelfinale nur knapp verpassten, aber die Blackburn Rovers und Nottingham Forest in die Schranken wiesen. „Wir haben in dieser Saison in beiden Wettbewerben fast 20 U19-Spieler eingesetzt. Genau das ist unser Weg! Die nächste Generation an Talenten ist jetzt schon bei uns und wir geben ihnen die Zeit, Fehler zu machen und sich zu entwickeln“, zeigt sich Schmidt mit der Ausbildung zufrieden. Verbunden damit ist die Hoffnung, auch nächste Saison wieder Gesichter aus seinem Kader im Olympiastadion auflaufen zu sehen. Der Coach traut es ihnen zu: „Wir haben ein großes Portfolio im Nachwuchs, vielversprechende Jungs. Wir sind überzeugt, dass sich einige langfristig im Männerbereich durchsetzen können!“

U19 jubelt im Halbfinal-Rückspiel der A-Junioren Meisterschaft gegen den BVB.
Gemeinsamer Jubel: Die U19 freut sich über ein Tor im Halbfinal-Rückspiel gegen den BVB.

U19: Weiterentwicklung und Titel vor Augen

Der U19 gelang in diesem Jahr ein besonderer Hattrick: Zum dritten Mal in Folge ist diese blau-weiße Altersstufe zum Abschluss der A-Junioren-Bundesliga Nord/Nordost auf dem Spitzenplatz gelandet! „Wir sind natürlich happy, dass wir unsere Staffel gewonnen haben – Basis dafür war die richtige Mischung aus mannschaftlicher Geschlossenheit und individueller Qualität“, sagt Trainer Oliver Reiß. Nach der Vize-Meisterschaft 2022 und dem Halbfinal-Aus 2023 nahm die Auswahl einen weiteren Anlauf, um den ersten bundesweiten Titel seit 2018 zu gewinnen. Im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft zog die Reiß-Elf gegen Borussia Dortmund nach Elfmeterschießen allerdings hauchdünn den Kürzeren. 

Im Berlin-Pokal glückte hingegen ein Triumph – im Finale behielt unsere Alte Dame gegen den 1. FC Union ebenfalls nach Elfmeterschießen die Oberhand. Dabei wirkte sich auch der Teamgedanke positiv aus. „Wir streben natürlich den größtmöglichen sportlichen Erfolg an, allerdings war und bleibt eine unserer Hauptaufgaben, viele Spieler so schnell wie möglich sinnvoll für die U23 zu rüsten. Beides hat diese Saison gut funktioniert.“ So haben insbesondere Verteidiger Tim Hoffmann, Top-Scorer Julius Gottschalk oder Flügelflitzer Luis Trus Einsatzzeiten weiter „oben“ gesammelt. „Wir haben bis zum Schluss versucht, parallel die Mannschaft und jeden einzelnen voranzubringen. Dazu zählen auch Jungs aus der U17“, so Reiß.

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Die Abläufe sind immer klarer geworden, die Jungs immer reifer. Die Mannschaft hatte Vertrauen in die eigene Stärke und in die Ausbildung, die sie genießen.
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-Rejhan Hasanović

Unsere U17 im Finale des Nike Youth Cup.

U17: Fortschritt und beeindruckende Serie

Der Spagat zwischen individueller Förderung und starken Ergebnissen ist auch Rejhan Hasanović mit seiner U17 geglückt. Besonders imposant ist dabei die Serie an ungeschlagenen Spielen: Von November an bis zum Saisonende blieb das Team in der B-Junioren-Bundesliga Nord/Nordost ungeschlagen und schloss die Runde damit als Tabellenvierter ab. „Die Abläufe sind immer klarer geworden, die Jungs immer reifer. Wir haben risikoreich, mutig und mit viel Ballbesitz gespielt. Dabei war es uns immer wichtig, früh anzulaufen. Die Mannschaft hatte Vertrauen in die eigene Stärke und in die Ausbildung, die sie genießen. Durch dieses Selbstverständnis hat es unheimlich viel Spaß gemacht“, freut sich der Coach, der mit seinem Team dank eines 8:0-Erfolgs über den SV Empor ebenso den Berlin-Pokal geholt hatte.

Doch auch unabhängig davon zeigte sich: Das System greift, die Lernkurve geht steil nach oben. Leistungsträger wie Boris Mamuzah Lum, Jelani Ndi, Niklas Hildebrandt, Egor Greber, Yunus Ünal und Maik Afri Akumu haben sich für Höheres empfohlen.

Die U15 feiert ihren Sieg im Berlin-Pokal.
Die U15 feiert ihren Sieg im Berlin-Pokal.

U15: Eine imposante Saison

Nicht weniger beeindruckend ist der Mix aus sportlichem Abschneiden und fußballerischer Förderung in der U15. Die Auswahl von Kostas Kotsifakis hat die C-Junioren-Regionalliga Nordost mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. „Die Jungs haben eine herausragende Entwicklung genommen. Sie spielen in allen Belangen am Limit, was für diese Altersklasse sehr ungewöhnlich ist. Ich kann mich an keine Delle erinnern“, lobt der Übungsleiter seine Schützlinge, bei denen auch nach dem vorzeitigen Staffelsieg kein Leistungsabfall folgte: „Wir haben weiter an taktischen Elementen und technischen Fertigkeiten gearbeitet, um die Saison würdig abzuschließen.“

Vor allem offensiv lief es für die Blau-Weißen richtig gut: Am abschließenden Spieltag knackte die Alte Dame die Marke von 100 Treffern, was einen Schnitt von rund vier Toren pro Partie bedeutet – Spitzenwert mit riesigem Abstand. Effektivität, die auch dabei half, den Berlin-Pokal einzufahren. Beim 5:1-Sieg im Endspiel gegen den SV Empor setzte es den einzigen Gegentreffer im diesjährigen Cupwettbewerb. Die eigenen Buden verteilen sich auf viele Schultern. Die kreative Mittelfeldachse aus Daniel Mrohs und Kennet Eichhorn stach dabei mit dem offensivstarken Außenverteidiger Mayson Grothe heraus. Die logische Folge: Spielzeit in der U17 und Einladungen zu DFB-Lehrgängen. Dazu räumte das Team auch bei den jährlichen Hallenturnieren ab und jubelte beispielsweise beim Pape-Cup oder nach Siegen bei Tests gegen den VfB Stuttgart oder Bayern München.

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Wir haben stabile Leistungen gezeigt und diese Dominanz auf den Platz gebracht, die Hertha ausmacht.
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-Ante Čović

Teamfoto der U16

U16: Verbesserung und Vernetzung

Strenggenommen geht unsere U16 Jahr für Jahr mit einer Hypothek in die Spielzeit: Denn die Herthaner treten meist gegen ältere Gegenspieler in der B-Junioren-Regionalliga Nordost an. Deshalb war es für Trainer Ante Čović nicht verwunderlich, dass der Auftakt – auch wegen einiger Verletzungen – etwas holpriger lief. „Die Jungs mussten sich auf die körperlich höheren Anforderungen einstellen. Das haben sie immer besser hinbekommen“, resümiert der Coach. Spätestens in der zweiten Jahreshälfte machte sich das – auch in Form von sieben ungeschlagenen Partien am Stück – deutlich bemerkbar. „Wir haben stabile Leistungen gezeigt und diese Dominanz auf den Platz gebracht, die Hertha ausmacht“, bilanziert der Ex-Profi, dessen Blick sich aber auf andere Dinge richtet: die individuelle Forderung und Förderung.

Dabei stützten besonders Elyas Bağcı, Ali Jaber und Kapitän Enoch Oluwajimi Adetokunbo-Adelenu die Elf. Sie waren einige von vielen Akteuren, die in dieser Saison schon Erfahrungen bei unserer U17 gesammelt haben. „Insgesamt zehn Spieler von uns sind in der B-Junioren-Bundesliga zum Einsatz gekommen – so viele wie noch nie. Das beweist unsere unglaubliche Vernetzung“, wertschätzt der Trainer den engen Austausch. Darüber hinaus prophezeit der Fußballlehrer seinen Schützlingen eine tolle blau-weiße Zukunft. „Kombiniert man die Jungs mit U17-Erfahrung und die Säulen der U16, hat man eine unfassbar starke Mannschaft zusammen, auf die sich der Verein freuen darf.“

Beim abschließenden Heimspiel unserer Profis gegen Kaiserslautern, das ganz im Zeichen der 90er-Jahre stand, feierte auch unser legendäres Stadionmagazin „Wir Herthaner“ sein Comeback. Auch dieser Text erschien dort zuerst. Die Mehrzahl der gedruckten Exemplare ging bereits über die Ladentheken – doch wir haben noch eine geringe Stückzahl an Heften auf Lager, die ihr online sowie in allen Fanshops erstehen könnt. „Wir Herthaner“ kostet, passend zum Spieltagsaufhänger, 4 DM – also 2 Euro in heutiger Währung.

von Konstantin Rek