
„Unser Ziel bleibt klar“
Die Hertha-Familie steuert auf den gemeinsamen Abschluss einer ereignisreichen und emotionalen Spielzeit 2024/25 zu: Die Mitgliederversammlung am Sonntag (25.05.25)! Berichte, Aussprachen und Anträge stehen auf dem Programm des gemeinsamen Austausches, für den neben Geschäftsführer und sportlicher Leitung auch das Präsidium bereitstehen wird. Vor dem Treffen in Halle 22b der Messe Berlin sprechen Präsident Fabian Drescher und unsere stellvertretende Präsidentin Anne Noske über die verschiedenen blau-weißen Themen und geben vorab einen Einblick in die Überlegungen und Prozesse bei unserer Alten Dame.
Anne, Fabian, danke, dass ihr euch die Zeit nehmt! Lasst uns vor der Mitgliederversammlung am Sonntag zu Beginn noch einmal auf die gerade zu Ende gegangene Spielzeit 2024/25 zurückblicken. Wie schaut ihr auf die Saison zurück?
Drescher: Sie war turbulent – und im Ergebnis für uns nicht zufriedenstellend. Wir sind mit dem Ziel in die Saison gegangen, um die oberen Plätze mitzuspielen. Dass es am Ende Rang 11 geworden ist, kann nicht unser Anspruch sein. Das letzte Saisondrittel hat uns aber wieder Zuversicht gegeben. So wie Stefan Leitl die Mannschaft stabilisiert hat und wie sie in den letzten Partien aufgetreten ist, lässt uns optimistisch in die Zukunft blicken. Zudem konnten wir als Verein durch Verlängerungen wie die von Fabian Reese oder Michaël Cuisance ganz wichtige Signale nach innen und außen setzen.
Noske: Was einzigartig ist und wofür wir uns an dieser Stelle ausdrücklich bedanken wollen, ist die Unterstützung der Fans. Gerade beim letzten Heimspiel, wo es sportlich nicht mehr um viel ging und trotzdem 66.000 da waren – das ist der Wahnsinn und alles andere als selbstverständlich.

Ihr hattet auch vor dem Hintergrund der nicht zufriedenstellenden Ergebnisse eine interne Aufarbeitung der Spielzeit angekündigt. Zur kommenden Spielzeit stellt sich unser Verein auf der Geschäftsführungsebene neu auf, nachdem Thomas E. Herrich im Anschluss an Gespräche mit dem Präsidium in gegenseitigem Einvernehmen seine Tätigkeit zum Saisonende beendet hat. Wie ordnet ihr diesen Schritt ein?
Drescher: Dieser Schritt war Teil eines längeren Prozesses, bei dem wir uns auch über die zukünftige Struktur und Ausrichtung in der Geschäftsführung ausgetauscht hatten. Aufgrund der Resultate in dieser Saison sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es Veränderungen bedarf. Das haben wir in einem offenen und fairen Austausch mit Tom besprochen und er hat das selbst auch gesehen. So haben wir sein Angebot angenommen, sich zum Saisonende zurückzuziehen. Das war von seiner Seite ein Zeichen absoluter Loyalität gegenüber diesem Verein, von Weitsicht und Größe. Wir sind ihm sehr dankbar für 25 Jahre Hertha BSC in unterschiedlichsten Funktionen und wünschen ihm nur das Beste für die Zukunft. Tom ist für immer ein Teil unserer Familie.
Es warten weitere wichtige Entscheidungen – allen voran die Neubesetzung der Position in der Geschäftsführung neben Ralf Huschen. Könnt ihr uns einen Einblick geben, wie weit der laufende Prozess vorangeschritten ist? Wie sieht euer Zeitplan aus?
Noske: Wir führen einen strukturierten, professionellen und zukunftsorientierten Auswahlprozess durch, für den wir uns zusätzlich eine Personalberatungsagentur an die Seite geholt haben. So haben wir ein klares Anforderungsprofil entwickelt und sind jetzt dabei, die Auswahl vorzunehmen. Unser Ziel bleibt klar: Hertha BSC in die Bundesliga zu führen und den Verein so aufzustellen, dass er nachhaltig wirtschaftlich gesund und erfolgreich agieren kann!
Drescher: Wir haben eine sehr gute Übergangsregelung, bei der alle intensiv involviert sind und wir in engem Austausch stehen. Ralf Huschen übernimmt vorübergehend die alleinige Geschäftsführung. Für den sportlichen Bereich steht uns mit Benny Weber ein Sportdirektor zur Verfügung, der gerade schon sehr erfolgreich am neuen Kader der Saison arbeitet. Deshalb lassen wir uns bei dieser wichtigen Entscheidung nicht treiben. Es geht darum, dass diese Person absolut zu Hertha BSC, zu unserem Profil, unseren Werten und unserem Weg passt. Und: Hertha BSC muss auch zu dieser Person passen. Wir wollen keine Schnellschüsse, wir wollen die bestmögliche Lösung für unseren Verein, an der wir intensiv arbeiten. Am Sonntag, so viel können wir an dieser Stelle aber schon verraten, werden wir weder einen neuen Geschäftsführer noch eine neue Geschäftsführerin präsentieren.
Toms Abschied war nicht der einzige in den vergangenen Wochen und Monaten. Das Thema Abschiedskultur habt ihr euch im Präsidium prominent auf die Fahne geschrieben. Wie habt ihr diesbezüglich das abschließende Heimspiel erlebt?
Noske: Ich fand die Verabschiedungen sehr würdevoll und wertschätzend, sowohl gegenüber den Spielern als auch gegenüber Tom. Das war ein sehr gutes Signal, nachdem das in den vergangenen Jahren leider oft anders gelaufen ist. Wir haben uns sehr bemüht, ein Zeichen zu setzen, dass wir es anders und besser können (lächelt).
Drescher: An dieser Stelle möchte ich auch nochmal unsere Anerkennung für ‚Zecke‘ und sein Wirken in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hier betonen. Er ist Herthaner durch und durch – dass wir ihn am Sonntag nicht verabschiedet haben, lag daran, dass das für ihn noch zu früh war. Selbstverständlich werden wir das aber – wenn er das möchte – im angemessenen Rahmen nachholen.
Einen angemessenen Rahmen bekam auch die Bekanntgabe der Vertragsverlängerung mit Fabian Reese – eigentlich. Denn leider sickerten hier bereits zuvor wieder einmal Interna an die Öffentlichkeit durch. Wie geht ihr als Präsidium damit um?
Drescher: Da geht bei mir leider wieder die Schallplatte an. Ich würde mir wünschen, diesen Knopf nicht ständig drücken zu müssen. Aber ja, es ist leider ein Fakt, dass gerade sehr viele interne Informationen nach außen dringen. Das ist ein so ärgerliches wie nerviges Unding. Oftmals ist davon nur die Hälfte wahr, aber wenn es sich beispielsweise um vertragliche Inhalte handelt, können wir diese eben auch nicht öffentlich richtigstellen. Hertha BSC ist nun einmal sehr attraktiv für Medien, was gleichzeitig Fluch und Segen bedeutet. Das wird insgesamt aber nichts an unserer vertrauensvollen Zusammenarbeit im Präsidium ändern. Uns wird man dadurch nicht auseinanderdividieren können.

Welche Möglichkeiten haben wir als Verein, um dieser Problematik entgegenzuwirken?
Noske: Ich glaube, das entscheidende ist, dass wir uns dieser Tatsache bewusst und sehr willig sind, daran etwas zu ändern. Das geht leider natürlich nicht von heute auf morgen. Wir legen nun ein gesondertes Augenmerk darauf und haben auch Ideen und Maßnahmen, wie man das eingrenzen kann. Aber dazu werden wir öffentlich nicht so viel sagen. Es muss jeder und jedem bewusst sein, dass die Weitergabe bestimmter Informationen nicht im Sinne des Vereins geschieht und man damit Hertha BSC schadet. Unsere Aufgabe ist es, bestmögliche Voraussetzungen zu schaffen, dass die Dinge künftig intern bleiben.
Abschließend: Am Sonntag kommt unser Verein vor der Sommerpause noch einmal bei der MV zusammen. Was steht alles an, und worauf freut ihr euch dabei besonders?
Drescher: Für das neue Präsidium ist es die erste reguläre Mitgliederversammlung – für mich als Präsident, für Anne als stellvertretende Präsidentin. Von daher fühlt es sich auch nochmal etwas anders an. Wir als Präsidium werden einen Einblick in unsere Arbeitsweise geben. Ich werde die Gelegenheit nutzen, um die Saison ein Stück weit aufzuarbeiten und einen Ausblick wagen, wie wir weiter an der Zukunft von Hertha BSC arbeiten wollen. Da kann man also etwas Zeit für einplanen (grinst).
Noske: Wir freuen uns auf den gemeinsamen Saisonabschluss im Kreise der Hertha-Familie! Der einzige Wermutstropfen für mich ist das parallel stattfindende Spiel unserer 1. Frauen – der letzte Heimauftritt dieser Saison. Schade, dass ich das verpasse. Aber die 2. Frauen, die in die Landesliga aufgestiegen sind, werden mit ihrem Stand vertreten sein. Da können alle Herthanerinnen und Herthaner mal vorbeigehen und gratulieren (strahlt).