Dr. Peter Görlich vor einem Mikrofon.
Club | 22. November 2025, 11:00 Uhr

„Wir haben sichere Stadien“

Im Heimspiel unserer Alten Dame gegen Eintracht Braunschweig protestierten die Anhängerinnen und Anhänger auf den Rängen mit Spruchbannern und einem zwölfminütigen Stimmungsboykott für den Erhalt der Fankultur. Gleichzeitig forderten die Fans die Vereine dazu auf, sich gemeinsam gegen die geplanten Änderungen durch die Innenministerkonferenz in Sachen Stadionsicherheit zur Wehr zu setzen und sich vor allem auch für die jahrelange und gute Arbeit der Vereine im Rahmen von Prävention und Sicherheit einzusetzen. Unser Geschäftsführer Dr. Peter Görlich äußerte sich nach der Freitagabendpartie ausführlich zu diesem Thema.

Dr. Peter Görlich: Die ersten zwölf Minuten waren ein Vorgeschmack darauf, welche Auswirkungen es haben kann, wenn wir unsere Sinne nicht schärfen und die Diskussionen um die Stadionsicherheit nicht inhaltlich begleiten und Position für unsere Fußballkultur beziehen. Stille! Für das Coaching gut, aber für die Stadionatmosphäre überhaupt nicht!

Fanprotest beim Heimspiel gegen Braunschweig mit einem Spruchband in der Ostkurve.

Diese Liga wird gerne im Ausland gesehen und monetarisiert, weil wir ein sehr diverses Publikum haben, das ein einmaliges und spannendes Stadionerlebnis liefert. So kann unsere Ostkurve eine wahnsinnige Wucht entwickeln und Energie weitertragen. Grundsätzlich ist dieses Stadionerlebnis und der Fußball für alle eine sichere Angelegenheit. Wir haben sichere Stadien. Die Vereine wissen um ihre Verantwortung dafür und sind erfahren im Umgang mit allen Beteiligten für ein sicheres Stadionerlebnis.

Wenn wir für 50+1 einstehen wollen, müssen wir auch damit rechnen, dass Menschen sich zu Wort melden und ihren Protest äußern. Das finde ich richtig, denn es ist ein demokratisches Instrument – und in der Demokratie ist das letzte Wort nie gesprochen. Ich fand die Wortwahl im Rahmen dessen, was die Fans umtreibt, pointiert. Es war zu erkennen, was sie umtreibt und wogegen sie sich auch in unserem Sinne positionieren.

Fanprotest beim Heimspiel gegen Braunschweig mit einem Spruchband in der Ostkurve.

Wir sind dazu mit all unseren verschiedenen Fan- und Interessensgruppen in einem sehr engen Austausch und scheuen uns auch nicht, kontrovers über das eine oder andere zu diskutieren. Das ist der Auftrag eines 50+1-Vereins.

Wir erleben intern sehr konstruktive Gespräche, in die natürlich auch das Präsidium involviert ist und die wir extern fortsetzen, weil es unser Anliegen sein muss, dass diese Kultur auch weiterhin besteht.

Wir konnten uns an diesem Abend auch sehr intensiv und vertrauensvoll dazu mit Bernd Neuendorf und Ronny Zimmermann vom DFB sowie Iris Spranger, der Berliner Innensenatorin, austauschen. Es besteht eine Sensibilität für dieses Thema. Wir werden das intensiv und mit allen Möglichkeiten weiter bearbeiten. Wir werden als Lizenznehmer der DFL auch bei den anstehenden Austauschformaten über diese Themen diskutieren. Außerdem nutzen wir unsere Netzwerke und sprechen mit Liga-Kollegen darüber, wie man gemeinsam an der einen oder anderen Stelle einwirken kann. Wir, die Vereine dürfen sich für das einmalige Stadionerlebnis weiter positionieren, ohne die Augen vor Verbesserungen im Umgang miteinander zu verschließen.

von Hertha BSC