Ivan Križić mit einem kroatischen Trikot.
Akademie | 28. November 2025, 16:00 Uhr

Der Wille zum Träumen

Im Alter von 14 Jahren schloss sich Ivan Križić im Jahr 2022 Hertha BSC an. In unserer Akademie spielte sich der gebürtige Berliner über die U17 zu Beginn dieser Saison in die U19, wo er unter Ante Čović schnell zur Stammkraft wurde. Sogar einige Regionalligaminuten konnte der 17-Jährige in dieser Spielzeit bereits in unserer U23 sammeln. Seine Entwicklung blieb auch dem kroatischen Verband nicht verborgen. Im November 2024 debütierte der Rechtsaußen in der U17, ein knappes Jahr später folgte im September die Premiere in der U18 – und in diesem Herbst ein echtes Highlight. Bei der U17-Weltmeisterschaft in Katar gehörte Ivan zum kroatischen Aufgebot. „Ich war gerade von einem Lehrgang zurückgekommen und wir hatten einen Tag später ein Pokalspiel gegen den BAK. Dabei kam der Trainer auf mich zu und meinte: ‚Du hast wieder eine Einladung bekommen!‘ Erst dachte ich, er macht Spaß, aber dann hat er mir sie gezeigt. Das war schon ein verdammt geiles Gefühl“, erinnert sich der Flügelflitzer im Gespräch mit Redakteur Konstantin Keller an den Moment der Berufung.

Enger Draht zu Coach Čović

Die Mission im arabischen Land stellte für Križić in vielerlei Hinsicht Neuland dar. „Ich war im vergangenen Jahr schon einmal mit Hertha in Ägypten bei einem Turnier, aber sonst habe ich noch nie so weit entfernt von Berlin Fußball gespielt“, berichtet der Youngster. Der Draht an die Spree blieb aber eng. „Wenn ein Spieler in deinen Reihen solche Erfahrungswerte sammeln darf, begleitest du ihn natürlich nicht nur nach, sondern bereits vor und während der WM. Wir haben nach nahezu jedem Spiel miteinander telefoniert“, verrät Coach Čović. Dabei gab es sicherlich einiges zu besprechen, schließlich begann das Sammeln von wichtigen Erfahrungen für den Offensivspieler bereits in der Vorbereitung. „Der größte Unterschied lag in der Intensität. Alles war schneller und härter. Wir haben uns schon eine Woche vor dem Turnier getroffen, danach war ich ziemlich kaputt und habe den Flug, auf dem ich schlafen konnte, umso mehr genossen“, lacht der Herthaner.

Ivan Križić im Interview.

Eine besondere Chance gegen den Senegal

Ruhepausen waren auch wichtiger Bestandteil des Bereitmachens für die eigentlichen Spiele. „Genug Schlaf, gut und das Richtige zu essen und ohne Druck, ohne Angst ins Spiel reingehen“, antwortet Ivan auf die Frage nach seinen wichtigsten Vorbereitungsmaßnahmen. Die Ausbildung in der Akademie gab unserem U19-Akteur zusätzliche Sicherheit: „Auf jeden Fall habe ich mich gut vorbereitet gefühlt. Ich hatte das Gefühl, gut dagegenhalten und mitspielen zu können!“ Das durfte er bei den ersten beiden Gruppenspielen gegen den Senegal (0:0) und die Vereinigten Arabischen Emirate (3:0), als der Offensivmann jeweils eingewechselt wurde und gegen die Afrikaner beinahe noch den Unterschied gemacht hätte. „Gegen den Senegal gab es eine Aktion, die mir im Kopf geblieben ist: In der vierten oder fünften Minute der Nachspielzeit kam eine Flanke, ich bin zum Kopfball gegangen und vom Torwart mitgenommen worden. Den hatte ich gar nicht gesehen, bin nur Richtung Ball gegangen. Wäre ich ein bisschen höher gesprungen, hätte er nur mich erwischt, dann wäre das wohl ein Elfmeter gewesen“, rekapituliert der U-Nationalspieler.

Im abschließenden Gruppenspiel gegen Costa Rica (3:1) und dem Aus in der Runde der letzten 32 gegen Usbekistan (4:5 n.E.) gab es keine weiteren Minuten für den Hauptstädter. Die Freude über das Erlebte überwiegt aber. „Ich bin froh, dabei gewesen zu sein. Es war einfach ein schönes Erlebnis, und den Schwung möchte ich jetzt zu Hertha mitnehmen“, lächelt er. Der Empfang dort ist Križić im Gedächtnis geblieben. „Alle haben sich für mich gefreut und gefragt, wie es war: Das Hotel, die Plätze, die Spiele.“ Auch der Austausch mit seinem Trainer durfte erneut nicht fehlen. „Es ist nicht gang und gäbe, einen Spieler in den Reihen zu haben, der zu einer WM fahren darf. Wir waren alle sehr an seinen Erfahrungswerten interessiert“, sagt Ante Čović.

Ivan Križić mit einem kroatischen Trikot.

Hunger auf mehr mit der blau-weißen U19

Die soll die Nummer 21 nun wieder bei seinem Team einbringen. Nachdem in der U17 für die Gruppe in der deutschen Meisterschaft im Vorjahr Borussia Mönchengladbach im Achtelfinale die Endstation war (3:5 n.V.), sind die blau-weißen Ambitionen klar. „Wir wollen so weit kommen, wie es geht. Dieses Jahr soll es weitergehen“, unterstreicht Ivan, der dafür auf die gemeinsame Weiterentwicklung und den Zusammenhalt setzt. „Der Teamgeist zeichnet uns aus! Jeder spielt für jeden, ist für den anderen da, wenn mal ein Fehler passiert. Als Mannschaft sind wir zusammengewachsen und spielen guten Fußball.“

Die Entwicklung soll als nächstes vom Junioren- in den Herrenbereich führen. Einen ersten Einsatz bei Rejhan Hasanović in der U23 konnte der Außenbahnakteur in der aktuellen Spielzeit bereits verbuchen – und spürte dabei die Unterschiede. „Ich bin reingekommen und spiele gefühlt gegen einen Familienvater, das war körperlich schon anspruchsvoll“, sagt der Berliner mit einem Grinsen, um etwas ernster hinzuzufügen. „Natürlich hat man auch einen anderen Respekt vor den Gegenspielern, die teilweise schon dritte Liga gespielt haben. Da geht es schon richtig ab.“ Wie hält man da als junger Spieler am besten dagegen? „Einfach drauf, und wenn’s klappt, dann klappts“, schmunzelt Križić, der wiederkommen möchte.

Wo Ivans Weg im Trikot mit der Fahne auf der Brust ihn noch hinführen wird, steht in den Sternen. Das Talent will beharrlich weiterarbeiten, um noch mehr Träume wahrwerden zu lassen. Ein erster ging mit seiner Ankunft bei unserer Alten Dame in Erfüllung. „Als ich damals gehört habe, dass Hertha mich haben möchte, war das einfach nur eine Riesenfreude, ein super Gefühl! Andere Teams waren gar nicht in meinem Kopf drin. Ich spiele für die besten Jungs in Berlin und würde auch sagen, dass unsere Akademie eine der besten in Deutschland ist. Entsprechend gut fühlt es sich nach wie vor an, hier zu spielen“, strahlt der Hauptstädter. Sein Hunger auf mehr ist geweckt, der Wille, sich noch mehr Wünsche zu erfüllen, ist da. „Ich hatte schon immer den Traum, mit Kroatien die WM zu gewinnen“, verrät Križić zum Abschluss des Gesprächs auf Nachfrage. Die Erlebnisse in Katar waren dabei möglicherweise ein wichtiger erster Schritt.

von Konstantin Keller