Marco Richter schlenzt den Ball mit links aufs Tor.
Profis | 6. März 2023, 11:02 Uhr

Kein blau-weißer Tag

Ob das Duell zwischen Bayer 04 Leverkusen und unserer Alten Dame aus blau-weißer Sicht einen besseren Verlauf genommen hätte, wenn Marco Richter am Sonntagmorgen mit seinem anderen Fuß aus dem Hotelbett aufgestanden wäre? Hypothetisch. So jedenfalls stand für unsere Herthaner nach 90 Minuten im Rheinland eine 1:4 (0:2)-Niederlage zu Buche. Dieses bittere Resultat konnte auch unsere Nummer 23 nicht verhindern, dabei hatte sie gleich in mehreren Situationen sehr viel richtig gemacht – stets fehlten jedoch die entscheidenden Nuancen. Bei den ersten beiden Gegentreffern unserer Spreeathener durch Sardar Azmoun (12.) und Jeremie Frimpong (21.) bewies Richter jeweils den richtigen Instinkt, indem er die Torlinie abdeckte – in beiden Fällen gelang es dem Rechtsfuß jedoch nicht, das Spielgerät rechtzeitig mit links aus der Gefahrenzone zu befördern. Zwischen den Erfolgserlebnissen der Hausherren besaß der gebürtige Friedberger, der seinen 50. Einsatz in der Bundesliga mit der Fahne auf der Brust absolvierte, die beste Gelegenheit unserer Jungs im ersten Abschnitt: Dabei hatte der 1,76-Meter-Mann natürlich mit links geschlenzt, das Ziel jedoch symptomatischerweise um wenige Zentimeter verpasst. „Es war ein gebrauchter Tag für uns“, fällte Sandro Schwarz ein ehrliches Urteil.

Wenig Zugriff – Bayer wirbelt vor allem über rechts

Unser Chefcoach musste feststellen, wie seine Schützlinge von Beginn an – und eben nicht nur in den beiden Momenten, die zu den frühen Toren der Gastgeber führten – wenig Zugriff bekamen. „Wir haben nicht hinbekommen, was wir uns taktisch vorgenommen hatten. Speziell, welche Räume wir verteidigen und anspielen wollten“, analysierte der Fußballlehrer, um zu präzisieren: „Dabei haben wir das vermissen lassen, was uns noch in den vergangenen Partien ausgezeichnet hat: Intensität und Konsequenz in der Arbeit gegen den Ball.“ Die Werkself sorgte vor allem über die rechte Seite, wo neben dem schnellen Frimpong auch Moussa Diaby wirbelte, für Gefahr. „Darüber hinaus hatten wir viele einfache Ballverluste, durch die wir den Gegner mit seiner Geschwindigkeit eingeladen haben“, beobachtete Schwarz. Marvin Plattenhardt, der in der 3-5-2-Grundordnung wie schon zuletzt die linke Schiene beackerte, hatte folglich eine Menge zu tun. „Wenn man es als einzelner Spieler nicht schafft, müssen wir uns im Verbund noch besser helfen. In der zweiten Hälfte war es etwas besser, aber insgesamt ging das Spiel schon sehr in eine Richtung. Leverkusen hatte einen sehr guten Tag - und es war nicht unserer“, unterstrich der Kapitän unserer Berliner.

[>]
Wir haben das vermissen lassen, was uns noch in den vergangenen Partien ausgezeichnet hat: Intensität und Konsequenz in der Arbeit gegen den Ball.
[<]

-Sandro Schwarz

Noch kein Remis in 2023 – kritische Analyse, Blick auf Mainz

Nach dem Seitenwechsel bestimmten die Rot-Weiß-Schwarzen weiterhin das Geschehen und jubelten schließlich aufgrund Diabys Treffer erneut (60.). Zwar verkürzte anschießend Dodi Lukébakio durch einen von Plattenhardt herausgeholten Strafstoß (67.), der eingewechselte Amine Adli stellte wenig später allerdings direkt den alten Abstand wieder her und nahm allen Blau-Weißen die Hoffnung auf einen Punktgewinn (73.). Damit blieb es dabei, dass unsere Hauptstädter in diesem Kalenderjahr bei nun acht Begegnungen im deutschen Oberhaus noch gar keine Zähler geteilt haben. Seit Mitte Februar folgten auf zwei überzeugende Heimsiege jeweils zwei 1:4-Pleiten an einem Sonntag in der Fremde. „Beim Vergleich der beiden Auftritte ergeben sich komplett unterschiedliche Leistungen. In Dortmund haben wir gezeigt, wie wir Fußball spielen wollen, aber in Leverkusen hatten wir wenig Zutrauen“, stellte Schwarz fest. Wichtig wird es deswegen nun sein, die richtigen Schlüsse zu ziehen. „Es gilt, das Ganze mit Blick auf das nächste Spiel gegen den FSV Mainz kritisch zu analysieren“, sagte der Ex-05er vor dem Duell mit den Rheinhessen (11.03.23, 15:30 Uhr, Tickets hier sichern) im Olympiastadion.

[>]
Wir bleiben als Team ruhig und lassen uns nicht von einzelnen Ergebnissen in die Irre führen.
[<]

-Marvin Plattenhardt

Mitgereiste Fans beweisen feines Gespür

Aus Marc Kempf sprach noch in der Farbenstadt der Optimismus, dass es dann besser laufen wird. „Ich glaube nicht, dass das ein großer Rückschlag für uns ist. Wir haben uns als Team zusammengerafft, sind gefestigter. Jetzt wollen und müssen wir wieder das abrufen, was wir in den drei Partien zuvor schon gezeigt haben – und dann wieder auf drei Punkte gehen“, so unsere Nummer 20. Zuspruch erhielt der Innenverteidiger von Plattenhardt, der erklärte: „In den kommenden Wochen müssen wir wieder so geschlossen auftreten wie zuletzt, um die Zähler zu holen, die wir brauchen. Wir bleiben als Team ruhig und lassen uns nicht von einzelnen Ergebnissen in die Irre führen. Wir schauen nur auf uns und werden gemeinsam da rauskommen“, machte der 31-Jährige deutlich. Zumal sich unsere Jungs auf die Unterstützung ihres Anhangs verlassen können. In der BayArena bewiesen die mitgereisten Herthanerinnen und Herthaner einmal mehr feines Gespür, als sie Oliver Christensen und Co. nach Abpfiff trotz der Niederlage aufmunternden Applaus spendeten. „Es tut immer gut, wenn die Fans da sind. Ich bin mir sicher, dass sie uns am kommenden Wochenende genauso pushen werden“, verriet Schwarz. Dann heißt es: Einhaken und zusammen alles geben, damit dieser Tag ein blau-weißer wird.

Unseren Nachbericht gibt es auch in Leichter Sprache. 

von Erik Schmidt