Michał Karbownik setzt zum Dribbling an, Fabian Reese beobachtet die Szene.
Profis | 21. Februar 2024, 17:30 Uhr

Im Aufwind

Wie ein Wirbelwind startete Michał Karbownik im Sommer im blau-weißen Trikot. Der vielseitige Verteidiger, der einst im zentralen Mittelfeld seine Laufbahn begonnen hatte, setzte beim Debüt gegen Fürth direkt erste Duftmarken, lieferte einen Premierenassist und gehörte in den folgenden Wochen zum Stammpersonal. Auch eine Phase mit weniger Spielzeit im Herbst warf den 22-Jährigen, der in seinen bisherigen Monaten an der Spree schon einiges erlebt hat, nicht aus der Bahn. Er kämpfte sich zurück in die Startelf und überzeugte insbesondere bei den jüngsten Siegen in Fürth und gegen Magdeburg mit fokussierter Arbeit gegen den Ball. Pál Dárdai dürfte gerade das gefallen haben. „Der Trainer verlangt diese Abwehrarbeit von mir. Ich war schon immer gut in der Vorwärtsbewegung und habe hier und da vielleicht etwas die Defensive vernachlässigt. Es kommt auch immer darauf an, was das Team von mir benötigt“, reflektiert der viermalige polnische Nationalspieler im Gespräch mit herthabsc.com. „Jetzt weiß ich, was der Coach von mir erwartet und was ihm wichtig ist. Ich musste mich verbessern – und ich glaube, damit habe ich begonnen. Wenn ich defensiv so weitermache und dann noch offensiv meine Akzente setzen kann, ist es perfekt!“

Zwei Siege für das Selbstvertrauen

Nicht perfekt, wohl aber positiv verliefen die jüngsten Partien für unsere Spreeathener. Es war jeweils ein hartes Stück Arbeit nötig, doch unsere Elf buchte beim Kleeblatt und gegen den FCM sechs Zähler aufs Punktekonto. „Wir fühlen uns stark und spüren das Selbstvertrauen aus den beiden Siegen zuletzt. Die waren sehr wichtig für uns“, unterstreicht unsere Nummer 6. „Es tut uns gut, dass viele Verletzte und Gesperrte zurückgekehrt sind. Wir wissen, dass wir ein gutes Team haben. Die Stimmung ist richtig positiv, ich habe das Gefühl, wir sind im Aufwind!“ Worte, die zeigen, dass sich Karbownik wohlfühlt – bei der Arbeit, und auch abseits des Rasens.

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Wir fühlen uns stark und spüren das Selbstvertrauen aus den beiden Siegen zuletzt. Die waren sehr wichtig für uns. Die Stimmung ist richtig positiv.
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-Michał Karbownik

Der Grunewald als Wohlfühlort

Der Linksfuß ist in Spreeathen angekommen und hat nicht nur im Trikot mit der Fahne noch einiges vor. „Berlin gefällt mir richtig gut und ich habe jetzt eine neue Wohnung in der Nähe des Kudamms gefunden“, berichtet unser Sommerneuzugang. „Ich freue mich schon darauf, mehr von der Stadt zu erkunden und zum Beispiel auch mal in ein Museum zu gehen, jetzt, wo ich richtig angekommen bin.“ Lieblingsorte hat der Flügelflitzer trotzdem schon entdeckt. „Ich mag den Grunewald sehr, die Gegenden rund um die größeren Seen sind perfekt, um mit meinem Hund spazieren zu gehen. Da sind viele andere Hunde und ich liebe es, sie beim Spielen zu beobachten. Manchmal gehe ich dort auch so spazieren, höre Musik und schalte kurz ab“, erzählt der 1,75-Meter-Mann mit einem Lächeln. Und dann lockt ja noch das immense kulinarische Angebot unserer Hauptstadt. „Alleine zum Frühstücken und Brunchen hat man so viele Möglichkeiten“, schwärmt Karbownik. „Nach Spielen esse ich am liebsten mal Pancakes, generell mag ich Gerichte mit der Kombination süß und salzig sehr gerne!“

Michał Karbownik und Andreas Bouchalakis im Training.
Neuerdings quasi Nachbarn: Michał Karbownik und Andreas Bouchalakis.

Kaffee mit Bouchalakis – Wiedersehen mit einem alten Bekannten

Vor und nach dem Genuss steht dann die Arbeit im Fokus – doch auch die fällt leichter, wenn man sich im Kreise der Kollegen wohlfühlt. Dazu trägt das gesamte Kollektiv bei. „Wir haben eine echt gute Atmosphäre in der Mannschaft, es ist eine der angenehmsten Umkleiden, in der ich je war und ich verstehe mich mit vielen Jungs gut“, unterstreicht unser Pole. Diese Zusammenhalt endet nicht an der Kabinentür. „Wir spielen zum Beispiel zusammen online Parchisi, haben dafür eine Gruppe. Manchmal gehen wir auch zusammen einen Kaffee trinken, wenn wir die Zeit finden. Ich wohne jetzt zum Beispiel ganz in der Nähe von Boucha (Andreas Bouchalakis, Anm. d. Red.), da klappt das ab und zu.“  

Keine Kaffeefahrt, sondern eine ambitionierte Dienstreise erwarten den Mann aus Masowien und seine Kollegen am kommenden Wochenende in Braunschweig (24.02.24, 13:00 Uhr). Beim Gastgeber Eintracht könnten unsere Jungs mit Anderson Lucoqui einen alten Bekannten treffen. “Er war der erste Mitspieler, den ich hier getroffen habe. Wir sind am Anfang oft zusammen gefahren, weil er ebenfalls neu und noch im Hotel war“, berichtet unser Rechtsfuß. „Vor einigen Wochen war er noch hier, jetzt spielen wir gegeneinander. Aber das ist Fußball, es geht oft sehr schnell. Ich freue mich, ihm Hallo zu sagen, und dann wollen wir beide dieses Spiel gewinnen“, schmunzelt Karbownik.

Michał Karbownik lässt seinen Braunschweiger Gegenspieler im Hinspiel stehen.

Einen Schritt nach dem anderen

Gelingt unseren Berlinern das, wäre es der zweite Saisonsieg gegen den BTSV. Im Hinspiel im Olympiastadion (3:0) ließ die Alte Dame nichts anbrennen. „An dieses Spiel müssen wir anknüpfen, das war ein perfekter Tag und wir brauchen wieder die Punkte“, weiß unser Außenbahnspieler. „Das wird ein schwieriges Spiel gegen einen toughen Gegner. Wir werden richtig kämpfen und unsere Umschaltmomente nutzen müssen, um die drei Punkte mitzunehmen. Aber dafür sind wir bereit!“ Es wäre Wasser auf die Mühlen der Hoffnungen aller Herthanerinnen und Herthaner. „Diese Liga ist eng, diese Liga ist verrückt. Wenn wir dranbleiben und weitere Erfolge einfahren, können wir noch einmal ins Aufstiegsrennen eingreifen. Unser Team ist gut genug, um das noch zu schaffen“, macht der Verteidiger Mut. Gleichzeitig betont er: „Aber das wird nur gehen, wenn wir einen Schritt nach dem anderen machen. Erst einmal müssen wir in Braunschweig bestehen, dann dürfen wir auf die kommenden Partien schauen.“ Den Aufwind spüren, den Blick gleichzeitig voll auf die folgende Aufgabe richten. Wer Michał Karbownik zuhört, merkt, dass er nicht nur im eigenen Spiel die Wichtigkeit der richtigen Balance verinnerlicht hat.

von Konstantin Keller